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von amlie » 25.06.2016, 13:34
Hallo,
hier also mein erster Zwischenbericht:
Gestern hatte ich die Untersuchung in Aschaffenbug. Mein Gesamteindruck: geschmischt, tendenziell etwas enttäuscht.
Die Praxis war vormittags gut gefüllt (war ja auch Freitag), wobei die allermeisten Patienten wegen anderer Untersuchungen da waren (viele waren schon im Rentenalter...), nur eine andere Person außer mir schien auch eine PRK-Voruntersuchung gehabt zu haben. Die Tests für die "kleine" Voruntersuchung (bestand im Wesentlichen aus einem 0815-Sehtest, Augeninnendruck- und Hornautdickenmessung, Messung der Dunkelpupille. Preis: 50 EUR
!
Danach gab es ein kurzes Gespräch mit einem Arzt (Dr. Fischle), der mit mir das Ergebnis besprach und auch Fragen zur Motivation für die OP stelle und bereits hier deutlich darauf hinwies, dass mit der OP nur die Fernsicht hergestellt werden kann, ich aber nach der OP definitiv früher als sonst eine Lesebrille brauchen würde. Er bot mir an, mir Bedenkzeit zu nehmen und ggf. einen neuen Termin für die "große" Voruntersuchung zu vereinbaren, wenn ich mich für die OP entscheide. Da ich eine relativ weite Anreise (2 1/2 Stunden mit dem Zug) hatte, wollte ich sogleich die große Voruntersuchung durchführen lassen; hatte das ja so auch schon im Vorfeld am Telefon bei der Terminsabsprache so abgeklärt.
Anschließend wurde die große Voruntersuchung durchgeführt (ohne Wellenfrontanalyse, dazu unter mehr). Preis: 250 EUR!
Meine Werte: -4,5 auf beiden Augen und -1,25 (li) und -1,75 (re) HHV. Hornhautdicke 560 -590 (wurde mit zwei Geräten gemessen, die unterschiedliche Ergebnisse ergaben). Dunkelpupille und andere Werte waren auch alle im grünen Bereich.
Danach gab es wieder eine Untersuchung (Refraktionsmessung und Prüfung der Pupille nach Tropfen, Sehnerv und Netzhaut) durch Dr. Fischle.
Während der großen Voruntersuchung wurde mir von der Optikermeisterin der Ablauf der OP sowie etwaige Komplikation und Risiken geschildert. In diesem Zusammenhang erhielt ich auch eine Heftchen mit weiteren schriftlichen Infos, u.a. zu den Risiken, Verhaltensregeln vor und nach der OP, Telefonnumme der Ärzte etc.
In den Unterlagen waren auch die Modalitäten der Zahlung aufgeführt und hier musste ich das erste mal "schlucken". Entgegen der fernmündlichen Info, wonach bei der Voruntersuchung lediglich 50 EUR zu zahlen wären und alles andere später nach Rechnungsvorlegung bezahlt wird, sollten nun die gesamten OP-Kosten (2000 EUR für beide Augen, wobei die Kosten der Voruntersuchung bereits inbegriffen sind) im Voraus bezahlt werden. Auf meinen Hinweis, dass § 12 GOÄ etwas anderes vorsehe und ich mich etwas veräppelt fühle, da ich mich bewusst für eine 200 km entfernte Praxis entschieden hätte, weil man mir am Telefon in puncto eine andere Auskunft gegeben hätte, kam die Optikermeisterin gewaltig ins Schwimmen und faselte nur etwas ala "das machen wir immer so... bla bla bla"
Da ich nicht unnötig den Anschein erwecken wollte, ich wäre zahlungsunfäig oder so, habe ich das Thema nicht weiter vertieft. Ich hatte es bereits an anderer Stelle in diesem Forum beschrieben. Es ist nicht gesetzeskonform und macht keinen besonders seriösen Eindruck, wenn man nur auf Vorkasse arbeitet! Man stelle sich vor, was passiert, wenn die OP "schief" läuft und der Grund hierfür im Verantwortungsbereich des Arzstes zu suchen ist. Der Arzt, der schon in voller Höhe finanziell befriedigt ist, bevor er einen Finger krumm gemacht hat, wird vermutlich nicht die gleiche Motivation aufbringen, wir derjenige, den sich sein Hononar durch ordnungsgemäße Leistung noch "verdienen" muss.
Ein weiterer Punkt, der mir negativ aufgefallen ist, ist die Zeitdauer für die kostenlose Nach-OP. Auf der Internetseite stand urprünglich, dass Nach-OP innerhalb von 5 Jahren nach der Est-OP kostenlos erfolgen können. In den mitgegebenen Broschüren, die letztlich Vertragsgrundlage werden sollen, ist diese Zeit auf nur noch 1 Jahr beschränkt. Außerdem sind weitere "Bedingungen" aufgeführt, wie z.B., dass das Ergebnis "objektiv" unbefriedigend ist und eine Nach-OP auf ärztlicher Sicht erfolgverspricht. Also, wenn der Patient meintt, er hätte vorher mit Brille einen Visus von 120 %, nach der OP "nur" noch 80 %, liegt objektiv kein unbefriedigendes Ergebnis vor. Mit 80 % besteht objektiv keine Notwendig für eine Sehhilfe.
Apropos Visus bzw. Sehleistung: Die Voruntersuchung, auch nicht dir "große" beinhaltete keine Wellenfrontanalyse. Auf meine Frage hin erklärte Dr. Fischle, dass eine solche Analyse sehr aufwendig sei, wenn man sie richtig machen will, und ihrer Erfahrung nach auch keine signifikant besseren Ergebnisse bringen würde. Deshalb würde man dort routinemäßig keine Wellenfrontanalyse durchführen. Nur in Ausnahmenfällen, wenn NACH der OP keine zufriedenstellende Sehleistung erreicht werde, d.h. bei "Promlemaugen" würde man im Einzelfall eine 2. OP mit wellenfrontgestützt durchführen. Generell sei die Wellenfrontanalyse in diesem Zusammenhang aber "überbewertet". In den allermeisten Fällen könne für den Patienten hierdurch keine signifikant besseren Ergebnisse erzielen.
Das ist nun ein Punkt, der mich nachdenklich macht. Ich konnte bei der Refraktionsmessung einen Visus von max. 1,0 erreichen; mit der Brille dagegen nur 0,8 (die war etwas überkorrigiert). Dr. Fischle meinte hierzu, dass der maximal erreichbare Visus nicht nur von der Brechleistung der Linse und der Hornhaut, sondern insbesondere auch von der "Auflösungsfähigkeit" (also der "Güte") der Netzhaut abhängt. Wenn meine Netzhaut einen Visus von > 1,0 nicht hergebe, könne man dies auch nicht mit einer Refraktion ändern. Klingt erstmal plausibel.
Aber, woher weiß ich (bzw. der Arzt), ob der max. Visus von "nur" 1,0 nicht doch an Fehlern höherer Ordnung liegt, die man wiederum nur durch eine Wellenfrontanalyse feststellen kann? Kann es also sein, dass ich neben der Kurzsichtigkeit und dem Astigmatismus auch Fehler höherer Ordnung habe und diese sich nach der OP in den "sichtbaren" bereich verschieben? Hierzu konnte der Dr. Fischle keine befriedigende Antwort geben.
Ich habe aber andernorts eine Studie zum Thema gefunden, wonach tatsächlich LANGFRISTIG keine signifikanten Vorteile durch die "Wellenfrontgeschichte" erzielt werden. Demnach ändern die für die Fehler höherer Ordnung verantwortlichen Gewebestrukturen ständig ihre Position, d.h. sie "wandern"; ergo kann die Wellenfrontanalyse nur als eine Art Monentaufnahme gesehen werden. Spätestens nach einem Jahr soll es bei wellenfrontgestützen behandlungen keine signifikanten Unterschiede zu den klassischen Behandlungen bestehen, jedenfalls dann nicht, wenn die Fehler höherer Ordnung in unbehandeltem Zustand nicht so hoch waren. Hört sich alles plausibel an, aber ich bin da kein Experte. Keine Ahnung, ob man den Unterschied im Alltag wirklich merken würde oder nicht. Bei der Refraktionsmessung im Rahmen der Voruntersuchung habe ich z.B. kaum Unterschiede zwischen dem 0,8'er und 1,0'er Visus gemerkt. Das ist sicher individuell unterschiedlich.
Dr. Fischle selbst war sehr ehrlich. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als würde man mir die OP in jedem Fall anraten, im Gegenteil: so oft wie die auf die Risiken und auf die Notwendigkeit einer Lesebrille hingewiesen haben, dachte eher, dass sie eine solche OP eher für "sinnlos" bzw. reines "life-sytle" halten. Vielleicht war oder bin ich auch deshalb etwas "geknickt" in der Stimmung?
Ich lass meinen Eindruck erstmal ein paar Tage sacken und werde mich später entscheiden, ob ich die OP durchführen lasse. Vielleicht suche ich ja noch eine andere Klinik bwz. Praxis auf...
TransPRK an beiden Augen am 18.8.2016 in Aschaffenburg