Echt

: Brillenlos glücklich
Freitag 06.07.
Lt. Anweisung fange ich heute mit den antibiotischen Augentropfen (Tobramaxim) fünf mal täglich zur Vorbereitung der OP an. Die Handhabung ist noch etwas ungewohnt, da ich bisher noch nie AT benötigt habe. Klappt aber sehr gut.
Am Nachmittag verabschiede ich mich von meinen Kollegen, von denen nur zwei wissen, was ich vorhabe, in den einwöchigen Urlaub.
Immer wieder die Frage: Oh, Ihr habt Urlaub? Was macht Ihr denn?
Antwort: Wir
schau´n einfach mal
Sonntag 08.07.
Die ersten Tage mit den AT habe ich gut hinter mir gebracht. Trotz auswärtiger Übernachtung wegen Hochzeit von Freunden. Ab und zu frage ich mich selber ob ich nervös bin. Komisch. Irgenwie gar nicht.
Montag 09.07.
06.00 Uhr Wecker klingelt. Jetzt soll es wirklich los gehen. Ab unter die Dusche. Zähneputzen. Mein Schatz hat zwischenzeitlich schon den Kaffee aufgesetzt. Nervös? Naja, so ein bischen. Aber frühstücken mag ich trotzdem.
07.50 Uhr Auf gehts. Nochmal nachschauen, ob das Geld dabei ist, dann fahren wir. Landungsbrücken vorbei, Palmaille, Elbchaussee und schon sind wir da. Pünktlich.
Oben im Wartezimmer ist schon Betrieb. Nachdem die Arzthelferin noch einen Patienten versorgt hat, werde ich gleich mit ins Nebenzimmer genommen, wo erstmal das finanzielle geklärt wird.
Dann werde ich nach unten in das Wartezimmer für die OP´s begleitet. Schwester Gertrud versorgt mich erstmal mit den ersten Augentropfen für das rechte Auge. Gleichzeitig bekomme ich eine kleine Pille zur Beruhigung.
09.05. Uhr Schwester Gertrud ruft mich. Ich schau ein letztes Mal auf meinen Schatz und gehe dann in den OP-Vorraum. Dort bekomme ich erstmal einen OP-Kittel übergestreift und eine Haube auf. Auch die Füße bekommen Überzieher. Dann kann ich mich auf die Liege legen und bekomme die nächsten Tropfen. Dabei sind jetzt die AT um das Auge zu betäuben. Drum herum wird auch schon desinfiziert. Mir wird erklärt, dass später auch das Auge selbst desinfiziert wird, wobei man gleich merkt, ob das Auge betäubt ist, da man das sonst gar nicht aushalten würde.
Die nächsten AT bekomme ich dann von Schwester Lisa ? und Schwester Kirsten. Als das Auge desinfiziert wird, bekomme ich das schon gar nicht mit, so schnell geht das und tut auch gar nicht weh.
Zwischen der Tropfarie erscheint Dr. Jörgensen und stellt sich vor. Da ich ihn vorher schon mal gesehen hatte, konnte ich ihn auch ohne Brille erkennen. Sein Akzent verrät ihn sowieso

Er studiert nochmal ganz genau die Patientenkartei und geht nach ein bischen Small talk wieder in den OP-Raum.
Kurz danach werde ich in den OP-Raum geführt und muss mich auf eine andere Liege legen. Über meine Kopf wird noch so eine Art "Burka" gestülpt. Nur das rechte Auge wird freigelegt und ich muss in eine doch recht grelle Lampe schauen. Aber bei den vielen Augentropfen die ich bekommen habe, macht mir das nicht wirklich viel aus. Mein Augenlid wird fixiert. Ich glaube mit Tape und einem Ring, aber so genau weiß ich das nicht, da ich nicht wirklich was spüre. Dann geht es auch schon los. Was genau? Hm. Ich "sehe" das über meinem Auge hantiert wird. Spüren tue ich erstmal nichts. Dann "sehe" ich etwas durchsichtiges, was sich wohl schon in meinem Auge befindet. Es wird etwas hin und her bewegt. Das drückt etwas. Dr. Jörgensen fragt aber gleich nach, ob mir etwas weh tut, da er merkt das ich angespannt bin. Irgendjemand tätschelt meine Hand. Es tut nicht weh, aber ist doch etwas unangenehm. Geht aber schnell vorbei und ist schon wieder vergessen. Dann höre ich schon "Schere". Aha. Also musste doch genäht werden. Hab ich gar nicht gemerkt.
Kurz danach wird mir auch schon die Haube abgenommen und das Auge erhält einen Verband. Mir wird langsam geholfen mich aufzusetzen. Nachdem alle sicher sind, dass der Kreislauf in Ordnung ist, werde ich schon wieder in das Wartezimmer begleitet, wo mir aus der OP-Kleidung geholfen wird und ich meine Brille wieder zurückerhalte.
Schwester Gertrud gibt mir noch einen Umschlag mit vierTabletten. Zwei zur vorsorglichen Regulierung des Augeninnendruckes und zwei für die Regulierung des Magnesiumhaushaltes, da die erste Tablette viel Flüssigkeit ausschwemmt und so insbesondere Magnesiummangel entstehen kann. Jeweils eine von jeder Sorte soll ich um 11.00 Uhr und um 18.00 Uhr nehmen.
Ich erhalte noch ein Kärtchen, auf der Linsentyp und Linsenstärke steht. Schluck. Da steht -12 ! Nach dem ersten Schreck fällt mir wieder ein, dass damals vor vielen Jahren meine Kontaktlinsen auch eine wesentlich höhere Dioptriezahl hatten als meine Brille. Ist ja auch irgendwie logisch, da der Abstand zum Auge ja ein anderer ist.
Letzte Anweisungen von Schwester Gertrud: Fernsehen darf ich, aber nicht lesen.
So fertig. Einäugig schaue ich in den Warteraum nach meinem Schatz. Ab gehts nach Hause. Es ist 9.35 Uhr! Also wenn man die Wartezeit mit den Tropfen abrechnet hat die OP selber gerade mal 10-15 min gedauert.
Nach der Einnahme der ersten Tabletten um 11.00 Uhr lege ich mich zu Hause erstmal hin. Bin doch etwas müde. Etwas? Naja, nach so 2 Stunden Tiefschlaf wache ich dann doch wieder auf.
Ich fühle mich erholt und bin hungrig. Meinen Augen geht es gut. Nichts tut weh.
So gegen 16.00 Uhr merken die Augen aber wieder die Anstrengung. Zur Augenpflege geht es wieder ins Bett. Es dauert nicht lange und ich bin schon wieder eingeschlafen. Um 18.00 Uhr wache ich wieder auf und geselle mich wieder zu meinem Schatz ins Wohnzimmer.
Bisher tut nichts weh. In meinem OP-Täschen sind zwei Schmerztabletten (ibudolor) jeweils eine für die Nacht nach der OP enthalten. Da ich gegen 22.00 Uhr immer noch nichts spüre, entscheide ich mich, die Tablette wegzulassen.
Dienstag 10.07.
06.00 Uhr Wecker klingelt. Ich habe tief und fest geschlafen. Das rechte Auge juckt ein bischen, aber sonst geht es mir gut.
Mit Dusche ist heute nichts, wegen dem Augenverband.
Heute soll ich schon um 08.00 Uhr in der Klinik sein. Also Abfahrt 7.20 Uhr. Wieder pünktlich. Das Wartezimmer ist schon voll. Alles Patienten von gestern.
Ich werde von einem Augenarzt, den ich noch nicht kenne und dessen Name ich auch schon wieder vergessen habe, zur Untersuchung begleitet. Er nimmt mir den Verband ab, gibt mir Augentropfen für das rechte Auge und mach die ersten Untersuchungen.
Dabei erscheint auch Dr. Jörgensen und führt die Untersuchung weiter. Mit dem rechten Auge ist offenbar alles in Ordnung. Ich hab schon eine Sehkraft von 90 %.
Danach begleitet mich Dr. Jörgensen wieder in den unteren Warteraum für die nächste OP. Meine Brille habe ich gar nicht mehr aufgesetzt, da ich mit dem rechten Auge schon so gut sehen kann!
Unten erhalte ich von Dr. Jörgensen die ersten Tropfen für das linke Auge. Dann wieder warten im Warteraum. Irgendwann werde ich wieder aufgerufen und die Prozedur von gestern beginnt aufs neue. Auch bei dieser OP ist lediglich wieder das einzig unangenehme, als die Linse in die richtige Position gerückt wird.
Es dauert nicht lange und wir können wieder nach Hause. Linsenstärke links? -14 (wieder schluck, hoffentlich ist dass alles wirklich so richtig)
Mein rechtes Auge juckt und ich bin leicht müde. Aber ich kann sehen! Zu Hause leg ich mich nach der Einnahme der Tabletten gleich wieder hin und schlafe tief und fest.
Am Nachmittag werden die ersten "Vergleiche" gezogen. Ich bin erstaunt und begeistert. Ich kann wirklich genausoviel sehen wie vorher!
Auch heute lasse ich die Schmerztablette weg.
Mittwoch 11.07.
06.00 Uhr Wecker klingelt. Wieder keine Dusche wegen dem Verband. Also wieder nur Wäsche am Waschbecken

.
Die Nachuntersuchung ist auf 7.45 Uhr terminiert. Also Abfahrt 7.10 Uhr.
Das Wartezimmer ist wieder voll. Die Arzthelferin ruft mich, nimmt mir den Verband vom linken Auge, tropft beide Augen und prüft Augeninnendruck und Sehstärke.
Danach werde ich zu Frau Dr. Schumacher gebracht, die die weiteren Untersuchungen vornimmt. Alles in Ordnung. Ich kann fast alles lesen. Nur die untere Reihe macht noch etwas Schwierigkeiten.
Ich bin wieder im Wartezimmer und schaue mir meinen Schatz das erste Mal mit beiden Augen ohne Brille an. Ein tolles Gefühl.
Auf der Fahrt nach Hause habe ich die Sonnenbrille griffbereit, aber ich bin so glücklich alles zu sehen, dass ich sie gar nicht benötige.
Das rechte Auge juckt immer noch etwas. Das linke gar nicht.
Heute bin ich schon nicht mehr so müde. Zu Hause wird erstmal alles genau begutachtet und "verglichen". Zwar verschwimmt ab und zu noch etwas vor den Augen, aber ich kann alles genau so gut lesen und sehen wie vorher.
Die Augen werden jetzt viermal täglich mit Isopto-Max und Voltaren getropft.
Am Abend beim fernsehen habe ich doch noch ein bischen Schwierigkeiten. Ich fühle mich ziemlich geblendet, von jeglicher noch so schwachen Lichtquelle.
Donnerstag 12.07.
Endlich ausschlafen! Nichts tut weh und auch das rechte Auge juckt nicht mehr so doll wie vorher. Duschen klappt mit Augen zu hervorragend. Ich fühle mich fit. Um mich zu schonen bleibe ich tagsüber aber noch zu Hause. Am Abend gehts zum Weindorf.
Nach einiger Zeit merke ich die Anstrengung. Der Schutz der Brille ist halt weg, d.h. Lichteinfall in voller Breite und die zusätzliche Dämpfung durch die leichte Tönung in der Kunststoffbrille ist auch weg.
Freitag 13.07.
Das erstmal am PC. Keine Probleme. Den Bericht verschiebe ich aber noch, könnte sonst noch zu anstrengend werden.
Das rechte Auge juckt noch etwas weniger als am Vortag.
Einkaufen im Supermarkt, kein Problem. Ich kann alles lesen, nichts blendet.
Samstag 14.07.
Heute koche ich das erste Mal wieder selber. Keine Probleme.
Heute 15.07.
Ausführlicher Spaziergang. Teilweise mit, teilweise ohne Sonnenbrille. Ich bin begeistert. Fernsicht ist super. Nahsicht ebenfalls. Nichts tut weh. Nichts juckt mehr.
Ich bin einfach glücklich.
Morgen ist der erste Arbeitstag und die dritte Nachuntersuchung.