die letzten Jahre wurde ich immer hellhörig, wenn es um das Thema ‚Augenoperation’ ging. Laut meinem letzten Brillenpass hatte ich auf dem rechten Auge –5,00 und auf dem linken Auge – 4,25 mit einem leichten Astigmatismus. Die meiste Zeit hatte ich eine Brille auf, lediglich zum Schwimmen und Sport benutzte ich Kontaktlinsen.
Intensiv fing ich vor ca. 3 Monaten an mich mit LASIK zu beschäftigen, nachdem meine Krankenkasse Werbung für die Artemis Laserklinik in Frankfurt machte, eine Augenklinik, die sich auf das Lasern von Fehlsichtigkeit spezialisiert hat. Diese Klinik wurde von den BKK als Kooperationspartner ausgewählt und dadurch erhalten BKK Versicherte einen Gutschein über 1000 Euro.
Da ich ca. 300 km von Frankfurt entfernt wohne habe ich mich zunächst in meinen Wohnort Ulm und Umgebung umgesehen. Das die Uni-Augenklinik in Ulm Laser-Operationen durchführt wusste ich bereits. Zwei deren Ärzte waren auch beim KRC gelistet.
Perfekt, zum Telefon gegriffen und angerufen: „Ich möchte gerne wissen, ob bei mir eine LASIK möglich ist?“ Antwort: „Da müssen Sie einen Termin bei uns vereinbaren. In knapp 2 Monaten (!) haben wir einen Termin für eine Voruntersuchung frei. Bitte rechnen Sie ca. 4-5 Stunden (!) Zeit ein und die Untersuchung müssen Sie privat zahlen“...
Ich bestätigte ziemlich sprachlos den Termin und legte enttäuscht auf.
Das es auch ganz anders ging erfuhr ich bei einer Laserklinik in Stuttgart. Innerhalb von 3 Tagen einen Termin für eine kostenlose Kurzuntersuchung bekommen. Leider empfand ich diese Kurzuntersuchung als Verkaufsveranstaltung:
Ein Video über die unproblematische Operation wurde mir auf einem Notebook gezeigt, meine Hornhaut und Fehlsichtigkeit wurde grob vermessen und in einem kurzen Gespräch mit einem Arzt erfuhr ich, dass ich der perfekte Kandidat für eine Femto-LASIK bin. Kosten 4000 bis 5000 Euro. Man kann auch gleich im Anschluss die Voruntersuchung für diese OP machen und dann in 1-2 Woche die OP durchführen.
Scheinbar bin ich kein einfacher Mensch. War mir die Uni zu langsam ging es mir jetzt viel zu schnell. Von einer kostenlosen Kurzuntersuchung kann man vielleicht nicht mehr erwarten aber mein Bauch und Kopf sagten laut „Nein und Rückzug“. Außerdem hatte ich mich schon mit diverse Bücher und Internetseiten eingelesen und Femto-LASIK war für mich zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschlossen.
Von einem Bekannten erfuhr ich von Prof. Spraul. Der war als Arzt an der Uni-Augenklinik in Ulm tätig, ist ebenfalls beim KRC gelistet, gilt als erfahrener Operateur und ist jetzt in einer Gemeinschaftspraxis in Ulm tätig.
Prof. Spraul, ein sehr sympathischer, kompetenter und professioneller Augenarzt machte bei mir eine Voruntersuchung und führte mit mir ein ausführliches Aufklärungsgespräch durch. So erfuhr ich auch, dass meine Hornhaut nicht dickste ist (L: 508 und R: 511) und eine LASIK gerade noch möglich sei. In seiner chirurgisch orientierten Gemeinschaftspraxis werden zwar mehrere tausend Augenoperationen im Jahr durchgeführt leider hat er aber keinen Excimer-Laser für LASIK etc. Er steht aktuell in Verhandlungen mit der Uni um deren Geräte zu benutzen, dies könne aber durchaus noch eine ganze weile dauern (kam mir irgendwie bekannt vor).
Da er wusste, dass ich die OP jetzt durchziehen wollte meinte er überraschend: „Gehen Sie doch zu einer guten Laserklinik und ich mache dann hier die Nachuntersuchungen“.

Da kam die Artemisklinik wieder ins Spiel. Mit dem ICE dauert die Fahrt 2:15 Stunden (was noch akzeptabel ist) und kostet mich Hin- und Zurück 87 EUR.
Bei einem freundlichen Telefongespräch mit der Artemisklinik wurde mir gesagt, dass man lieber eine eigene Voruntersuchung durchführen möchte (was mir durchaus recht war, doppelt hält besser) und zwischen Voruntersuchung und OP-Termin eine Woche Pause liegen sollte:
Voruntersuchung am 4. Juni und Operation am 13. Juni (immer Mittwochs) um 10 Uhr bei Frau Dr. med. Theresa Blaukat.
Nun konnte ich anfangen zu organisieren:
1. Urlaub beantragt
2. Zugfahrt für den 4. Juni gebucht
3. Zugfahrt Hin am 12. Juni und Rück am 14. Juni herausgesucht (sicherheitshalber noch nicht gebucht)
4. Hotel in der Nähe der Klinik für 2 Nächte vom 12.-14. Juni reserviert (die Reservierung kann kostenlos bis 18 Uhr am Anreisetag storniert werden).
Am 4. Juni dann mit dem ICE nach Frankfurt. Vom Bahnhof mit dem Taxi zur Klinik (keine 5 Minuten gefahren und 5 Euro gelöhnt) und 30 Minuten zu früh da gewesen.
Ich wurde freundlich empfangen, ein erster Test meiner Fehlsichtigkeit wurde durchgeführt und auf einem bequemen Sessel im Warteraum (eher ein großes Wohnzimmer) füllte ich einen Bogen mit meinen persönlichen Daten, Vorerkrankungen, Medikamenten etc. aus. Obwohl ich viel zu früh angekommen bin und noch 4 weitere Personen im Warteraum saßen ging alles zügig aber nicht hektisch von statten.
Eine Arzthelferin führte eine Brillenvermessung und die Hornhauttopographie durch.
Die weiteren Untersuchungen (Augendruck, Augenhintergrund, Pupillometrie, Kontrastsehen etc.) wurden von einem Augenarzt durchgeführt. Schließlich meinte er, dass er die Restdicke meiner Hornhaut nach einer LASIK-OP genau berechnen wolle. Während der Berechnung murmelte er was von wegen ‚dachte ich mir doch’ und ‚PRK’...
Durch meine bisherigen Recherchen war mir klar, dass eine LASEK etwas risikoarmer als LASIK dafür aber das endgültige Resultat Wochen oder Monate auf sich warten lässt und die ersten Tage schmerzhafter sind. Weil (gefühlsmäßig) ‚alle’ immer eine LASIK wollten und außerdem Männer angebliche keine Schmerzen ertragen war ich die ganze Zeit nur auf LASIK fixiert.
Und nun der Schock: „Wir empfehlen Ihnen eine LASEK“

Der Arzt erklärte mir, dass die aktuelle Empfehlung der Kommission (KRC) für die Mindesthornhautdicke von 250µm auf 280µm erhöht wurde und nach seiner Berechnung bei meinem rechten Auge ‚nur’ 266µm (unter dem Flap) übrig bleiben. Das wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht hören. LASEK, das „Schreckgespenst“ der refraktiven Chirurgie, für mich, dass kann nicht sein.
In den nächsten Minuten intensiver Aufklärung über LASEK speziell im Vergleich zur LASIK entschied ich (auch weil mein Bauch diesmal ‚ja’ sagte) die heutige Voruntersuchungen komplett durchzuziehen (ab jetzt musste ich auch eine Einwilligung zur Kostenübernahme der Voruntersuchung unterschreiben) und den OP-Termin in einer Woche erst mal stehen zu lassen.
Während meine Augen weitgetropft wurden erhielt ich einen Patientenaufklärungsbogen über LASEK, einen Behandlungsvertrag und eine Kosten-/Leistungsaufstellung gem. GOÄ, die ich zur OP unterschrieben mitbringen sollte. Diese Unterlagen fing ich bei einer Tasse Cappuccino an zu lesen.
Nach 15 Minuten führte der Arzt die meisten Untersuchungen mit erweiterter Pupille nochmals durch und machte sich einige Notizen. Die Sehkraftbestimmung letztendlich wurde von Frau Alice MacKenzie einer Optometristin (Diplom-Augenoptikerin) durchgeführt. Sie nahm sich ebenso wie der Arzt sehr, sehr viel Zeit für die Bestimmung der Fehlsichtigkeit.
Hierbei kam heraus, dass meine Brillestärke auf jedem Auge um 0,5 Dioptrien zu hoch (überkorrigiert) war. Soll heißen statt rechts –5,00 benötige ich nur –4,50 und links statt –4,25 benötige ich nur –3,75. Durch die Akkomodation des Auges (was bei geweiteten Pupillen nicht möglich ist) wirkt die Schrift stärker, ist aber nicht wirklich schärfer. Dies konnte ich dann auch leicht im Wechsel mit meiner Brille vergleichen und nachvollziehen. Ich kam trotzdem locker auf einen Visus von 1,2. Da hat es mein Auge bei den letzten Sehtests wohl etwas zu gut gemeint.
Immer noch etwas verstört wegen der LASEK-Botschaft

Interessanter weise konnte ich mich in den folgenden Tagen durch weitere Recherchen immer mehr mit LASEK anfreunden. Beide Varianten (LASIK und LASEK) im Ergebnis vergleichbar, haben Ihre jeweiligen Vor- und Nachteile und keine ist wirklich die bessere oder schlechtere Methode. Wegen meiner dünnen Hornhaut war LASEK aber für mich die sichere Lösung.
Für mich überwiegten die Vorteile und ich wollte die OP nun definitiv machen. Mein LASIK-Risikowert lag mit 3 Punkten bei einem niedrigen Risiko für Komplikationen. Selbst wenn ich nach der OP zum Autofahren und am PC noch eine schwache Brille brauche wäre der Eingriff ein großer Gewinn für mich. Mit dieser Einstellung wartete ich auf den 13. Juni 2007.
Anmerken möchte ich noch was ich zur Vorbereitung alles gelesen habe:
· Fast alle Beitrage der letzten 1-2 Jahre von operationauge.de
· Fünf Bücher zum Themas LASIK und Auge
· Infomaterial von 6 Laserkliniken
· Internetseiten von mehreren Laserkliniken, des KRC und VSDAR
· Patientenaufklärungsbogen über LASIK und über LASEK
· Diverse Foren in deutsch und englisch
Soll kein Eigenlob sein sondern meinen Bericht zur Vorgeschichte vervollständigen und vor allem zeigen, dass meiner Meinung nach eine solche Laseroperation am Auge eine intensiven Vorbereitung benötigt!
Über meine OP werde ich im nächsten Bericht schreiben.