Volltreffer! - Meine Lasik bei Dr Kandur

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Pinbot
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Volltreffer! - Meine Lasik bei Dr Kandur

Beitrag von Pinbot » 13.02.2007, 22:27

Prolog

Fast jeder der eine Brille oder Kontaktlinsen trägt, wird im Laufe seiner Karriere Situationen erleben, in denen er/sie seine Sehhilfe verflucht. Manche können sich damit arrangieren, andere wünschen sich nichts sehnlicher, als die Teile loszuwerden. So war es auch bei mir. Nach fast 40 Jahren Brille hatte ich die Nase voll. Kontaktlinsen kamen wegen eines relativ hohen Astigmatismus und einer allgemeinen Abneigung gegen das allmorgend- und abendliche Gefummel für mich nicht in Frage. Also bleib nur noch der Laser. Mitte der 90er Jahre reifte der Entschluss und wurde dann im Februar 2007, nach einer längeren Wanderschaft durch diverse Arztpraxen und Kliniken zwecks Informationsbeschaffung und Eignungsdiagnose, in die Tat umgesetzt.
Istanbul bzw. Dr. Kandur machte das Rennen bei der Arztwahl. Und das nicht nur aus finanziellen Gründen. Im Laufe meiner Recherche hatte ich viele, sehr viele, positive Dinge über diese Ärztin gehört und gelesen und sie hatte dadurch einen sehr hohen Vertrauensvorschuss bei mir. Etwas, das sich im weiteren Verlauf noch auszahlen sollte.. Heute, genau 7 Tage nach der OP, kann ich nur sagen, ich habe mehr bekommen, als ich jemals hätte erwarten können. Ursprünglich wollte ich nur die Brille loswerden, ich habe aber viel mehr erreicht.. Das klingt jetzt etwas euphorisch, hat aber auch seine Berechtigung. Alleine die neue Bewegungsfreiheit lässt sich kaum mit Geld aufwiegen. Ich gehe sogar soweit, dass ich sage, ich habe einen anderen Blick auf die Welt gewonnen und das meine ich nicht nur im optischen Sinne.
Bis hier her war´s eine Zusammenfassung für alle Schnellleser, Überflieger und Neugierigen. Es folgt ein detaillierter Bericht über meine Erlebnisse und Empfindungen rund um die OP. Wen das nicht interessiert, kann an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören, allen anderen wünsche ich viel Spaß beim lesen, möchte aber auch warnen; es könnte ein wenig länger dauern…


Die Anreise (05. Feb. 2007)

Die Nacht vor dem Abflug nach Istanbul war kurz, sehr kurz. Obwohl ich mich lange und ausgiebig auf diesen Tag vorbereitet hatte und glaubte, genug über die Dinge die da kommen sollten zu wissen, machte sich eine unverhohlene Nervosität breit. An Schlaf war kaum zu denken.
Entsprechend müde und gestresst kam ich in der Bosporusmetropole an. Der getreue Mahir erwartete mich schon. Der arme Kerl musste fast eine Stunde länger als geplant auf mich warten. Die schweizer Präzision ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Erstmal ab in´s Hotel (Taksim Select) einchecken, und schlafen. An mehr, nicht mal an ein Abendessen, konnte und wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht denken. Nicht mal mehr 24 Stunden bis zur „Stunde Null“. Langsam verwandelte sich mein Magen in ein kleines, knotiges Etwas.


Der Tag der Wahrheit (6.Feb 2007)

Für 9 Uhr war die Abfahrt zur Voruntersuchung angesetzt, um 5.30 Uhr bin ich wach. Viel zu früh. Noch ein wenig dösen. Die Gedanken kreisen um die kommenden Stunden. Bin ich wirklich geeignet? Dr. Kandur ist als sehr vorsichtig bekannt! Ist mein „ Knick in der Pupille“ vielleicht doch zu groß (entgegen der Meinung der Ärzte in Deutschland)? Was, wenn ich nach den Untersuchungen nur ein Kopfschütteln mit nach Hause nehme; außer Spesen, nix gewesen? Ich versuche meine, immer mehr ansteigende Nervosität mit Entspannungsübungen wenigstens ein bisschen zu dämpfen, so richtig klappt das nicht.
Es wird Zeit für´s Bad. Ausgiebig duschen, rasieren… Stopp, dass Rasierwasser bleibt im Schrank. Keine Kosmetika vor der OP! Die Lasertechnik ist so empfindlich, dass selbst verdunstende Alkoholrückstände den Strahl stören können.
In der Lobby treffe ich auf Rainer (Sportyrainer). Er hat´s hinter sich und macht einen glücklichen Eindruck. Keine Probleme, dass hebt meine Stimmung. Trotzdem, an Frühstück ist nicht zu denken, mein Magen hat sich endgültig verabschiedet.
Außerdem ist mir offensichtlich mein Zeitgefühl abhanden gekommen. Savas steht schneller vor der Tür als mir lieb ist. Wir fahren zur Klinik.
Dr. Kandur hat ihre Praxisräume in einem ganz normalen Wohngebiet (Resitpasa) von Istanbul. Schon von außen macht das Haus einen sehr guten Eindruck. Drinnen empfängt man uns mit den obligatorischen Plastiküberschuhen, einer gemütlichen Warteecke samt deutschem Soapoperaprogramm im Fernsehen, kalten und warmen Getränken und kleinen Snacks; ein Rundumwohlfühlprogramm. Informationsbögen werden verteilt und Savas klärt auch noch einmal mündlich über den weiteren Verlauf des Tages auf.
Ein Mitglied nach dem anderen aus unserer OP-Gruppe (3 Damen und 2 Herren inkl. meiner Wenigkeit) wird in die „Heiligen Hallen“ Dr. Kandurs gebeten und kehrt nach etwa 10 Minuten zurück. Ein Ergebnis hat noch keiner. Das gibt´s erst am Nachmittag nach dem zweiten, entscheidenden Testlauf

Schön! Für mich zieht sich die Zeit wie Kaugummi. Endlich erreicht auch mich der Ruf aus dem ersten Stock. Im Untersuchungsraum empfängt mich Dr. Kandur, zierlich, blond und mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht, ist sie mir auf Anhieb noch sympathischer als sie es bereits vorher war.
Routiniert und sorgfältig nimmt sie die Messungen vor. Sie merkt sofort wenn man versucht zu mogeln und sich zu sehr anstrengt um ein „gutes Ergebnis“ zu erreichen.
Irgendwie erscheint es mir, als wäre Dr. Kandur verwirrt. Sie wiederholt einige Messungen und sieht mich dann fragend an. „Mit dieser Brille sind sie zurecht gekommen?“, „ähhh …ja wieso?“ stottere ich meine Antwort, „ …weil das fast unmöglich ist, die Werte der Gläser stimmen hinten und vorne nicht!“.

Mein Gesichtsausdruck muss sich in dem Moment in ein einziges Fragezeichen verwandelt haben, schließlich haben mehrere Ärzte und Optiker vor der OP „Hand an mich gelegt“ und keinem ist das aufgefallen.
Dr. Kandur tritt den Beweis an, stellt die für mich passenden Korrekturwerte ein und mir fallen die buchstäblichen Schuppen von den Augen.
Da muss ich tatsächlich erst nach Istanbul fahren…

Mit diesem, teils guten, teils beunruhigenden Zwischenergebnis, werden der Rest der Gruppe und ich zwecks Mittagessen und Entspannung vor dem Rest des Tages, in ein großes Einkaufszentrum gefahren. Meine Nervosität ist nicht kleiner geworden und selbst die Verlockungen des riesigen Foodcourts noch das gute Zureden meiner Mitpatientinnen können mich zur Nahrungsaufnahme überreden.
Auf zur nächsten Runde. Nach dem zweiten Untersuchungsdurchgang entscheidet sich nun ob der Daumen von Dr. Kandur nach oben zeigt oder nicht.

Nach der Aufnahme der Hornhauttopografie (einem zentralen und ausschlaggebenden Teil der Untersuchung), erwarte ich alles und nichts. Und meine unterschwellige Befürchtung bekommt neue Nahrung. Das Lächeln ist aus dem Gesicht von Dr. Kandur gewichen und hat einem eher besorgten, zweifelnden Ausdruck Platz gemacht.
„ Grundsätzlich sind Sie geeignet, aber…“, das „Aber“ erzeugt einen donnernden Nachhall in meinen Ohren, „… aber ich muss Ihnen leider sagen ihre Hornhaut ist zu flach für eine Vollkorrektur!“.

Ich höre nur „ ..zu flach… keine Vollkorrektur“, mühsam hole ich mein Wissen über die Zusammenhänge hervor, Hornhautdicke stimmt, Topografie nicht, warum hat mir das niemand vorher gesagt? Schon wieder !
Mein Gesichtsausdruck muss wohl dermaßen entsetzt gewesen sein, dass mir Dr. Kandur die Zusammenhänge und Konsequenzen noch einmal erklärt. Sie könne zwar operieren, aber aufgrund der Ausformung meiner Hornhaut nicht genug abtragen um die Kurzsichtigkeit (li -7,0/-4,75, re -4,0/ -5,00 nach ihren Messungen) vollständig zu beseitigen. Ebenso würde noch ein geringer Rest an Astigmatismus bleiben und ich deshalb wahrscheinlich nicht ohne Brille auskommen.

Schock schwere Not, das war ja genau das, was ich eigentlich nicht wollte. Die Adleraugen und den Visus von 150% hatte ich mir ja schon vorher abgeschminkt, aber wenigstens ohne Brille auf das Niveau kommen, das ich mit Brille hatte….

Ich frage nach; wohin komme ich? Zweifelnd, vorsichtig schaut mich Dr. Kandur an. Eine genaue Prognose könne und wolle sie nicht wagen. Möglicherweise kämen wir auf dem rechten Auge auf ein relativ gutes Ergebnis im Bereich von -0,5 Dioptrien und einem Rest an Astigmatismus, links aber keinesfalls auf mehr als -3,5, wobei allerdings der Astigmatismus fast komplett beseitigt werden könne.

Fieberhaft fange ich an zu rechnen. Es ist auf jeden Fall wesentlich weniger, als vorher, die Brille würde also dementsprechend leichter und auch billiger ausfallen. Immerhin etwas.

Dr. Kandur schaut mich fragend an. Die Entscheidung für oder gegen eine OP liegt jetzt bei mir und nur bei mir! Was mir in diesem Augenblick alles durchs Hirn gegangen ist, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Es waren tausend widersprüchliche Gedanken.
„ Lassen sie sich Zeit mit der Entscheidung“, Dr. Kandurs ruhige Stimme holt mich aus meinen Grübeleien, „bis heute Abend ist noch viel Zeit, wir können den Termin auch noch verschieben.“

Verschieben, absagen? NEIN! Nicht mit mir, nicht nach der Vorbereitung! Mein „ Wir machen es!“ war wohl auch für eine so erfahrene Ärztin in diesem Augenblick überraschend. Jedenfalls lässt mich der fragende Tonfall, mit dem sie noch einmal nachfragte, darauf schließen.

Normalerweise stehe ich zu meinen Entschlüssen, weil ich sie so treffe, das ich sie vor mir und anderen vertreten kann. Nun ja, meistens jedenfalls. An diesem Nachmittag plagten mich aber doch ernsthafte Zweifel.an meinem Urteilsvermögen. Schließlich waren da noch die möglichen Komplikationen. Sollte ich das alles tatsächlich riskieren? Was hindert mich daran zu sagen „ Ok, alles nur gescherzt, ich fahr nach Hause? Einverständnis wiederrufen, Geld zurück und ab dafür….?

Bis zum frühen Abend, dem OP-Termin, habe ich mich in mir selber verkrochen und einen Boxkampf über 30 Runden mit meinem Gefühlsleben ausgefochten.

And the Winner is…

Die OP
Unser kleines Grüppchen sitzt in der Wartezone. Es ist kurz nach 17:00 Uhr und es macht sich Anspannung breit. Im Hintergrund herrscht rege Betriebssamkeit. Aus dem Tiefgeschoss dringen gedämpfte Geräusche. Dann ist es soweit, einer nach dem anderen wird zur OP gebeten. Irgendwie hat die ganze Szene etwas Surreales an sich. Nach etwa einer Viertelstunde ist die erste Patientin wieder zurück (kann auch länger gewesen sein, mein Zeitgefühl hatte sich schon länger verabschiedet). Sonnenbrille und leicht verkniffener Gesichtsausdruck lassen auf die erfolgte Laserung schließen. Ich murmele ein „ Na, wie geht´s“ was mit einem „ Ganz OK“ beantwortet wird.

Klar, so unmittelbar nach der OP hatte ich keine Freudentänze erwartet, aber ein wenig mehr Begeisterung wäre Balsam für mein Seelenleben. Zug um Zug verlassen alle den Wartebereich, um einige Zeit darauf sonnenbebrillt wieder zurück zukommen. Eine Mitpatientin hat´s hart getroffen. Fürsorglich begleitet von Mahir, kommt sie zurück und wird sogleich auf ein zur Liege umgeklapptes Sofa gebettet. Meinen fragenden Blick beantwortet Mahir mit den Worten: „ Alles OK, die Nerven und die Anspannung machen sich jetzt Luft, Das geschieht fast allen vor oder nach der OP“.

Na toll, meine ohnehin schon verknoteten Eingeweide schrumpfen zu einem molekülgroßen Klumpen zusammen. Vielleicht hätte ich doch um eine Beruhigungspille bitten sollen….

Es ist soweit, mit zittrigen Knien folge ich dem Ruf zur OP und gehe die wenigen Stufen zum OP-Raum hinunter. Irgendwie schalte ich dabei geistig ab. Fast habe ich den Eindruck, als würde ich jemand anderes beobachten und mich gehe das alles gar nichts an. Ich habe den Tunnelblick. Einige Dinge nehme ich überdeutlich war ( Savas, du musst die Kombination ändern … ) anderes dringt nur bruchstückhaft in mein Bewusstsein.

Die Tür vom Vorbereitungs- zum OP-Raum schließt sich hinter einem Mitpatienten, ich bin mit mir und meinen wirbelnden Gedanken allein. Spätestens hier wird mir klar, dass alles theoretische Wissen seine Grenzen findet, wenn man selbst vor der praktischen Erfahrung steht.

Nach einer gewissen, für mich unbestimmbaren Zeit, verstummen die Geräusche hinter der Milchglastür. Savas bringt meinen Vorgänger zurück und bittet mich in den OP.

Ich sehe nichts mehr, oder besser gesagt ich nehme nichts mehr wahr. Nicht mal den Laser, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, mir das Teil genau anzuschauen (Neugier halt) und das liegt nicht nur daran, dass meine Brille im Vorraum zurück geblieben ist.

Savas und Dr. Kandur weisen mit ruhiger Stimme den Weg und geben Anweisungen wie ich mich auf der Liege zu platzieren habe. Und dann geht irgendwie alles ganz schnell. Der Bereich um die Augen wird desinfiziert, die Augen abgedeckt und gespült und betäubt, dann saugt sich auch schon der Ring des Keratoms an einem Auge fest.

Einige Patienten berichten ja immer wieder davon, dass sie es als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden hätten, wenn die Klinge den Flap schneidet. Ich habe, außer dem leichten Druck des Saugringes, nicht das geringste gemerkt. Aus einer Ecke meines Hirns ertönte ein erstauntes „Hoppla, das war´s schon?“ und dann kamen auch schon die nächsten Anweisungen. Irgendwo hinter mir teilte mir Dr. Kandur mit, das sie nun mit der eigentlichen Laserung beginnen werde. Ok, Lichtpunkt fixieren und Auge ruhig halten wenn möglich, an soviel konnte ich mich noch erinnern. Kaum hatte ich diesen Gedanken beendet begann der Laser auch schon zu arbeiten. Die Lichter vor mir (OP- Feldbeleuchtung und Zielpunkte) führten einen wilden Tanz auf, es flimmerte mir buchstäblich vor Augen, und dann waren die 26 Sekunden auch schon wieder vorbei. Von Savas Countdown habe ich nicht viel mitbekommen.

Das gleiche Spiel noch mal beim anderen Auge, und ich bin erlöst. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht, der gesamte Vorgang ist (zumindest bei mir) vollkommen schmerzlos ( gewesen). Es war die nervliche Anspannung die mich getrieben hatte, und die mir u.a durch meine totale körperliche Verspannung einen Tag später einen saftigen Muskelkater verpasste.

Tja, soweit so gut, mein bewusstes Denken setzte wieder ein. Savas, der Unermüdliche, brachte mir die obligatorische Sonnenbrille, führte mich zurück in den Vorbereitungsraum und platzierte mich auf einem Ruhesessel. Kann ich gucken?

JA, ICH KANN!

Klar, das ist noch weit entfernt vom Endergebnis, die Augen sind gereizt, die Sonnenbrille beschlägt langsam, aber ich habe einen ersten Eindruck von dem, was noch kommen kann und soll.

Den Weg zurück in die Wartezone gehe ich schon ganz sicher, allerdings machen sich jetzt doch leichte Beschwerden bemerkbar. Die Augen fangen an zu brennen und die Lider sind bleischwer. Mahir kommt mit Augentropfen und das unangenehme Gefühl lässt sofort nach.

Ich wage, trotz gegenteiliger Anweisung, einen Blick auf die Umgebung.. Etwas verschleiert aber doch auch deutlich schau ich auf das Bild, das in etwa 5 Metern Entfernung von mir hängt. Überraschung ! Wo ich vorher, selbst mit Brille, nur Farbflächen gesehen habe, zeigen sich jetzt einzelne Konturen.

In diesem Moment löst sich meine Anspannung. Wie ein nasser Sack hänge ich in der Sofaecke und bin kaum in der Lage, noch einmal in den Keller zur ersten Nachkontrolle zu gehen. Ein schneller Blick, und Dr. Kandur nickt zufrieden. Der Flap sitzt. Meine Nerven allerdings nicht mehr. Mir schießen die Tränen in die Augen, dass ist zwar allemal besser als trockene Augen nach der OP, hat aber den besorgten Ausruf zur Folge „Hey, nicht weinen, das ist schlecht für den Flap“.

Ok, Ich reiße mich zusammen, aber die Emotionen sind immer noch so stark, dass ich mich beim obligatorischen Abschlussfoto ( bis hier hin war jeder einzelne Schritt der OP im Bild festgehalten worden), zu einer kräftigen Umarmung hinreißen lasse… die arme Frau Doktor.

Und nun… husch, husch zurück in´s Hotel nach ein paar letzten Verhaltensregeln entern wir den Klinikbus. Es ist still, jeder hat mit seinen eigenen Eindrücken zu tun und wohl auch vereinzelt noch leichte Beschwerden.

Kurzeitig verstummen die ohnehin spärlichen Gespräche, als ein Mitpatient ( derjenige, der unmittelbar vor mir im OP war) plötzlich nur noch sehr verschwommen sieht. Sein Flap war verrutscht. Zum Glück standen wir noch vor der Klinik und so konnte das Malheur relativ schnell behoben werden. Der Flap wurde geglättet und der gute Mann bekam zur Sicherheit eine Schutzlinse verpasst.

Auf der Rückfahrt hatte ich die erste Begegnung mit Halos. Jede Straßenlampe und jeder Autoscheinwerfer hatte seinen „Heiligenschein“. Irgendwo ja ganz nett anzusehen, aber auf die Dauer doch eher störend. Langsam bekomme ich einen Eindruck davon, wie es ist, wenn man dauernd mit den Biestern zu tun hat, keine schöne Vorstellung…


The Day After- Der Tag danach ( 7.Feb. 2007)
Nach einer überraschend ruhigen Nacht, ohne Probleme und Beschwerden, wache ich irgendwann vom beginnenden Betrieb im Hotel auf. Gewohnheitsmäßig geht der Blick zur Armbanduhr und ich sehe ….. NICHTS! Absolute Dunkelheit! OOOPS!
Die Schutzpads! Weg damit!
Und…. Immer noch nichts, nun ja fast nichts. Eigentlich hatte ich auf das vielgepriesene AHA- Erlebnis gehofft, und alles was ich sah waren einige trüb, verschwommene Lichtpunkte meiner Uhr. Sollte das alles sein?
Keine Bange, aus reinem Reflex heraus hatte ich mir die Uhr dicht vor die Nase gehalten. Als Kurzsichtiger, ist das die einzige Möglichkeit, unbebrillt etwas zu erkennen, Eine kleine Korrektur und die Leuchtziffern wurden scharf, sehr scharf sogar. Licht an! JAAA! Da war es, mein AHA- Erlebnis! Die feinen Lamellen der Klimaanlage in zwei Metern Entfernung konnte ich klar und deutlich erkennen. Ein Blick aus dem Fenster und auch auf größere Distanz ist alles scharf. Donnerwetter, nach der Prognose hatte ich wesentlich weniger erwartet.
Nach einem ausgiebigen Frühstück (ja es schmeckte wieder) , dann noch einmal zur Nachkontrolle in die Praxis. Als Autofahrer interessierte mich natürlich vor allem, wie ich auf mit größeren Abständen und mit bewegten Zielen klar komme. So ein Straßenschild kann sehr schnell vorbei huschen.
Erste Peilungen stimmten mich optimistisch. Zumindest war die Sicht auf gleichem Niveau wie mit Brille.
Das Ergebnis der Nachuntersuchung bestätigte dann im Wesentlichen meine ersten Eindrücke. Das linke Auge war natürlich schlechter als das rechte. Aber beim beidäugigen Sehen kam ich auf ein durchaus akzeptables Resultat, das bei etwa 80% lag. Zum Vergleich, mit Brille hatte ich knappe 70%.

Das mag nun für manchen nach einem Misserfolg klingen, für mich war aber jetzt schon meine Zielsetzung übertroffen. Ich konnte mich ohne Brille bewegen und dazu noch mit einem enormen Gewinn an „Bildqualität“. Farben erschienen mir kräftiger, Kontraste deutlicher und Konturen schärfer.

Und dann zeigte sich im Laufe dieses Tages noch ein Effekt: Mein räumliches Sehen kehrte zurück! Durch die Fehlanpassung des linken Brillenglases war ich bisher quasi einäugig durch die Gegend gelaufen. Nun bekam die Pfannkuchenwelt langsam wieder Tiefe.

Am Abend setzte sich die Kette von positiven Erlebnissen dann fort. Bei einbrechender Dämmerung machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu einer Verabredung mit Verwandten.
Ein echter Härtetest, wenn man bedenkt, dass zum einen die Istanbuler Luft zu dieser Jahreszeit nicht nur mit Autoabgasen geschwängert ist, sondern dazu noch die Kohlefeuerungen der Häuser kommt (manchmal fühlt man sich wie in Ostberlin zu Zeiten der DDR). In der Einkaufsmeile (Istiklal Caddesi) wurde das Ganze dann noch mit dem Rauch der Maronibrater garniert. Meinen Guckern machte das alles nichts aus. Die knapp drei Kilometer bis zum Goldenen Horn absolvierte ich scharf sehend und mit steigender Laune.


Das Abenteuer geht weiter (8.Feb. 2007)

Nach den Anstrengungen des vergangenen Tages hatte ich einen Rückschlag erwartet. Die Augen sind nach der OP ja allgemein empfindlich. Dazu kommen dann noch die einsetzende Trockenheit und die Adaption an die neuen Verhältnisse. Zu meiner Überraschung war jedoch das Gegenteil der Fall. Mein Fixpunkt, die Lamellen der Klimaanlage, waren noch klarer und schärfer als am Vortag. Im Frühstücksraum stellte ich dann fest, dass sich auch die Halos langsam zu verflüchtigen begannen. Einer ausgedehnten Shoppingtour stand also nichts im Wege und wurde auch mit Bravour absolviert.


Heimwärts und die Brille ruht auf dem Grund des Bosporus ( 9.Feb 2007)

Jetzt heißt es Abschied nehmen von Istanbul und von meinem alten Leben als Brillenträger. Irgendwie ist das Neue ja schon zur Normalität geworden. Manchmal ertappe ich mich noch dabei, wie ich nach meiner Brille suche. Nicht weil ich schlecht sehen würde, sondern weil es nach fast 40 Jahren zur festen Gewohnheit geworden ist. Sei´s drum, das Nasenfahrrad ruht jetzt auf dem Grund des Goldenen Horns (die türkische Umweltbehörde möge mir verzeihen) und ein paar Moleküle meiner Hornhaut hängen in den Filtern der Klimaanlage von Dr. Kandurs OP.. Ich vermisse beides nicht.
Am Flughafen ereignete sich noch eine kleine Anekdote. Bei der Passkontrolle vor dem Check –In hatte ich doch etwas Mühe, den Kontrolleur von meiner Identität zu überzeugen. Er fragte immer wieder nach der Brille und verglich akribisch das Passfoto mit der Person die da vor ihm stand.

Und noch etwas war neu für mich, im Anflug auf Zürich (Zwischenstopp) konnte ich aus 10.000 Metern Höhe einzelne Lichtquellen unterscheiden, vor der OP ein Ding der Unmöglichkeit selbst mit Brille.


Die Krise- Zu früh gefreut?( 11. Feb. 2007)

Nachdem ich den Samstag mehr oder weniger mit Dösen verbracht hatte und mich meines Lebens als einigermaßen scharfsichtiges Individuum erfreute, kam am Sonntag das böse Erwachen. Schon beim Aufstehen hatte ich Probleme. Alles wirkte unscharf und verwaschen.
Leichte Panik kann ich nicht leugnen. Zumal, als sich die ursprüngliche Schärfe auch nach weltmeisterlichem Gebrauch von künstlichen Tränen nicht wieder einstellte.
Wenigstens der Flap saß noch da, wo er hingehörte, soweit sich das feststellen ließ.
Im Laufe des Tages gab es dann heftige Schwankungen. Von absolut scharfem Sehen bis zu Milchglas war alles dabei. Abends war´s dann zappenduster. Selbst bei Festbeleuchtung im Wohnzimmer . Das war sie also, die berüchtigte Regression, etwas zu früh für meinen Geschmack. Nun gut, mit einem gewissen Fatalismus bewaffnet, und mit Plänen im Kopf, wie ich am nächsten Morgen zum Arzt kommen sollte, ging ich schlafen.


Per aspera ad astra- Durch Dunkelheit zum Licht{i] (12. Feb. 2007)[/i]

Zögernd und vorsichtig mache ich die Augen auf. Nach dem vergangenen Tag war meine Stimmung auf einem absoluten Tiefpunkt. Hatte ich jetzt den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben? Nachdem ich gestern noch nicht einmal meine eigenen Zehenspitzen erkennen konnte, war alles möglich. Innerlich auf ein Desaster vorbereitet, wagte ich also den Blick in die nähere Umgebung und wollte weder mir meinen Augen noch der Kunstfertigkeit Dr. Kandurs trauen.
Alles was ich anpeilte ob nah oder weiter entfernt, zeigte sich messerscharf. Schon fast zu scharf , ich stellte nämlich fest das meine Fenster dringend einer Reinigung bedürfen.

Wow, Wow ,dreimal Wow…
Wo kommt das jetzt plötzlich her? Ich versteige mich jetzt nicht in die Annahme einer Wunderheilung, aber erstaunlich und überraschend war das schon. Vielleicht spielt hier auch die Anpassung eine Rolle, auf jeden Fall war das noch einmal ein Quantensprung in Bezug auf die Sehschärfe. Mit Zahlen belegen kann ich das zwar nicht, aber vom reinen Eindruck würde ich sagen, es sind noch einmal 10% dazugekommen. Und das schönste ist, der Zustand ist stabil.


Baby you can drive my car- nix da, ich fahre selbst (13. Feb. 2007)

Heute vor genau 7 Tagen saß ich in Istanbul, zitternd und zagend, und war mir gar nicht mehr so sicher ob ich das Richtige tue. Trotz des großen Vertrauens, das ich in Dr. Kandur setzte und einer, wie ich meine, akribischen Vorbereitung auf alle Eventualitäten, war das unmittelbare Erleben doch etwas ganz anderes. Im zeitlichen Abstand muss ich sagen, es war unnötig in Adrenalin zu ertrinken. Vieles von dem was ich gehört und gelesen habe, ist so nicht eingetroffen, anderes lief besser als ich mir je erhofft hatte.
Und selbst wenn ich, rein messtechnisch, nicht von einer 100% Sehstärke sprechen kann, subjektiv ist es mehr und besser als zu Zeiten da ich noch geschliffenes Glas auf der Nase trug.

Heute habe ich zum ersten Mal nach der OP mein Auto bewegt. Ok, das darf ich eigentlich noch nicht, jedenfalls solange bis meine Tauglichkeit auch offiziell festgestellt wurde. Aber ich wollte es wenigstens mal probieren. Wenn ich mal meine Selbstüberschätzung beiseite lasse und auch noch eine mögliche Regression berücksichtige, bin ich mir fast sicher, dass der Eintrag „ Sehhilfe benötigt“ demnächst aus meinem Lappen verschwindet. Und wenn nicht, na gut dann wird´s eben eine Brille zum Autofahren. Im Alltag brauch ich sie jedenfalls nicht mehr.


Epilog
So lieber Leser, liebe Leserin das war´s. Bei denjenigen, die ob der Länge meines Berichts jetzt stöhnen, möchte ich mich entschuldigen, bei denjenigen die es bis hierher geschafft haben, bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit. Sicher stellt das Ganze eine sehr persönliche und wohl auch nur in Teilen auf Andere übertragbare Sicht der Dinge dar. Aber vielleicht hilft sie ja auch, die eine oder andere Unsicherheit auszuräumen oder aber sich seine Entscheidung noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Nun ja, und so ein klein wenig war´s auch eine Bestätigung für mich, denn ich habe beim Schreiben festgestellt, dass ich inzwischen auch wieder voll „computertauglich“ bin….
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panta rhei- Alles fließt und keiner weiß wohin

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Beitrag von nicole_ » 14.02.2007, 06:42

Huhu Pinbot,

Also, das mit deiner Brille und den falschen Werten finde ich ja ein starkes Stück.
Alleine dafür hätte es sich gelohnt, nach Istanbul zu fliegen. :wink:

Ich freue mich mit dir, dass du so zufrieden bist und alles gut gelaufen ist.

Berichte dann doch weiter, wenn du beim Augenarzt warst.

lg
Nicole

sonne1368
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Beitrag von sonne1368 » 14.02.2007, 07:38

Hallöchen Pinbot,
na da ist ja endlich dein Beitrag. Toll geschrieben, habe natürlich bis zum Ende gelesen. Ich wünsche dir, das das Ergebnis so bleibt oder vielleicht noch besser wird!? Es hat mir wieder ein grosses STück zu meiner Entscheidung gehollfen, meine Augen auch beu Fr. Kandur lasern zu lassen, habe aber noch ein bischen meine "Hosen voll" :oops: Alles, alles Gute für dein brillenloses Leben :!:
LG Sonne1368

Rainer1
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Langer Bericht? Hab ich auch! :-)

Beitrag von Rainer1 » 14.02.2007, 07:55

Hallo Pinbot!

Dein Bericht ist wirklich sehr plastisch, konnte mir gut vorstellen, was in den einzelnen Stadien des Leidens und Freuens in Dir vorging.

Vor zwei Jahren habe ich ganz ähnliches mit Frau Kandur (damals noch Celikkol) erlebt und bin heute noch mehr als glücklich über meinen Schritt. Wenn Du Lust hast, dann lies das hier:

http://augenlaser.operationauge.de/erfa ... t,xxl.html

Viele Grüße

Rainer aus Stuttgart

Julie
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Beitrag von Julie » 14.02.2007, 07:58

Hallo Pinbot!

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Leben ohne Brille!

Ein wirklich gelungener Bericht, ich habe beim lesen direkt mitgefühlt und mitgefiebert! :wink:

LG, Julie

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