
Meine Werte vor der OP: ca. -6,5 auf beiden Augen und eine leichte Hornhautverkrümmung.
Da ich schon im Vorfeld eigentlich nur Gutes über die Klinik gelesen hatte und mir wichtig war, dass mich ein sehr erfahrener Arzt behandelt, hatte ich mich für die ISH entschieden und wollte auch direkt vom Chefarzt Dr. Göker operiert werden ( damit fühlte ich mich einfach sicherer).
Zuvor hatte ich vor einigen Monaten schon einen Gutschein bei Groupon für eine Laser OP bei iQGen in Köln für knapp 1000 euro gekauft- leider hat dort organisatorisch gar nichts geklappt, wie ich auch von weiteren Käufern dieses Gutscheins gehört habe. Man erreichte die Klinik nicht, ein Callcenter, welches beauftragt war, Termine zu vergeben, meldete sich monatelang nicht, bis auf eine Datenaufnahme ganz zu Anfang... am Ende, nach etwa 3 Monaten Geduld, stornierte ich den Gutschein.
Gut, daraufhin buchte ich also ganz spontan für die Türkei- und konnte schon wenige Tage später losfliegen. Ich nahm meinen Freund als Begleitung mit.
Am Flughafen in Istanbul warteten am Ausgang an die 50 Menschen, dicht aneinandergereiht, mit Schildern- unmöglich, dort seinen Namen zu finden!
Erstaunlicherweise fand der Fahrer des ISH uns, nach 2 Minuten! Ich fragte ihn, wie er so absolut sicher auf gerade mich zugekommen war. Er sagte: Weil Sie sich schon fast verzweifelt umgeschaut haben und eine Brille tragen!
Guter Instinkt!
Im Auto des Fahrers wartete eine Patientin, die wir noch nach Hause fahren mussten, bevor es zum Hotel ging. Sie hatte eine LASEK- OP gehabt und schien immer noch Schmerzen zu haben, jedenfalls hörte sie sich sehr gequält an.
Die Fahrt durch Istanbul beeindruckte mich sofort sehr und die Stadt überraschte mich positiv.
Im Hotel war es ganz niedlich. Wir liefen am ersten Abend bis zum Bosporus und setzen uns mit Oliven und Brot an das Steinufer, bevor es am nächsten Tag losgehen sollte.
Die Stadt beeindruckte mich mehr und mehr und ich war sehr erstaunt, wie liberal vor allem die Frauen doch waren- alle schick gekleidet, High Heels, Minirock, gestylt- toll- war begeistert!
Am nächsten morgen musste ich um 9 Uhr in der Klinik sein, die nur 80 Meter vom Hotel entfernt lag. In der Wartehalle saßen bereits einige, meist deutschsprachige Patienten. Die Mitarbeiter der Klinik waren alle nett und liefen viel geschäftig umher, jedoch waren die Abläufe alle gut strukturiert. Keiner der Wartenden musste lange auf die verschiedenen Untersuchungen warten, wenn Patient A gerade Untersuchung 1 machen musste, machte gleichzeitig Patient B die Untersuchung 2 und so weiter.
Einige Untersuchungen erfolgten so, dann aber folgten welche, für die uns Tropfen zur Pupillenerweiterung verabreicht wurden.
Die wirkten bei mir heftig. Ich fühlte mich sofort wie unter stärkerem Alkoholeinfluss und konnte nicht mal mehr laufen, ohne zu schwanken. Mir war davon ziemlich duselig und leicht übel, aber noch im absolut erträglichen Rahmen. Es war sogar ein eher amüsierendes Gefühl.
Nach den Untersuchungen wurden bereits eine Vielzahl der Patienten operiert, diejenigen und ich auch, die direkt bei Dr. Göker operiert werden sollten, wurden aber nochmal nach Hause bzw. ins Hotel geschickt.
Am Nachmittag kamen wir wieder und mussten dann 3 Stunden warten. Das war recht erschöpfend für alle und manche waren bereits richtig verärgert. Der Grund war internationaler Besuch von Ärzten, die sich von Dr. Göker weiterbilden lassen wollten, und dieser dauerte etwas länger als geplant. Im Wartezimmer schliefen wir fast alle irgendwann ein, da die Augentropfen ( jedenfalls bei mir )eine ziemlich sedierende Wirkung hatten. Dann aber ging plötzlich alles ganz schnell- Dr. Göker wäre jetzt so weit und es ging los. Zum Angst bekommen blieb auch keine Zeit mehr. Wir wurden von ihm vor der OP noch einmal untersucht. Ich wurde in sein Zimmer gerufen.
Dr. Göker sah mich ernst an und sagte, dass ich schon zu lange Kontaktlinsen getragen hätte. Meine Augen wären zu trocken und das irreversibel. Es stimmt- damit habe ich die ganzen letzten Jahre immer zu kämpfen gehabt und die Linsen immer schlechter vertragen.
Ich glaubte, als nächstes würde er jetzt sagen, dass ich deswegen nicht operiert werden könnte- das wäre eine absolute Katastrophe für mich gewesen, da eine perfekte Sicht für mich nicht (nur) vorrangig für eine bessere Lebensqualität entscheidend ist, sondern mir ein Ausschlusskriterium für die Voraussetzungen für die Bewerbung bei der Polizei ausschalten soll!
Gott sei Dank sagte er aber, dass die Lasik Op möglich wäre und mir gegen die Augentrockenheit am nächsten Tag Silikon Plugs in die Tränendrüsen eingesetzt werden würden, die nach 6 Monaten selber herausfallen.
Erleichterung!
Dann noch einmal kurz warten im Vorraum des Op- Saals. Wir waren zu dritt, den vierten hatte Dr. Göker abgeleht. Durch die Tür hörte ich den Patienten, der vor mir dran war und das Geräusch des Lasers- klang, wie der Bohrer beim Zahnarzt.
Da ich aber vom Patienten keinerlei Klagelaute hören konnte, dachte ich mir, dass der Eingriff also zumutbar sein müsste.
Ich bekam eine kleine Tablette ( keine lingual) zur Sedierung ( Diazepam- oder doch ein Placebo? ). Als Psychologin kenne ich mich mit solchen Sedativa ein bisschen aus und wusste, dass ich sie auch ebenso gut hätte nicht nehmen brauchen, wenn ich in 2 Minuten dran kommen würde...
Dann wurden mir nach Desinfektion des Augenbereichs noch Tropfen zur Betäubung der Augen gegeben und beim linken Auge hatte ich das Gefühl, dass der Tropfen nur halb im Auge landete und zur Hälfte an der Wange herunterlief, jedenfalls fühlte es sich weit weniger benetzt an als das rechte. Das machte mir ein bisschen Panik, aber es ging bereits los, ich wurde in den OP geführt, legte mich hin und es ging wirklich unmittelbar danach los, zack zack... Der deutschsprachige, sehr nette Pfleger hielt mir die Hand und sagte ein paar beruhigende Dinge, ich glaube, ich habe ihm während der OP seine Hand beinahe zerquetscht.
Das linke Auge war zunächst abgeklebt und das rechte wurde mit einem Gerät aufgespannt. Großes Druckgefühl, unangenehm, aber es ging alles so schnell... dann wurde eine Folie auf das Auge geklebt und der Pfleger erklärte, nun würde der zu operierende Bereich herausgeschnitten werden. Das war für mich persönlich das Schlimmste Gefühl an der ganzen OP. Ich spürte sehr dicht am Augen, dass ein Skalpell? ( nein wahrscheinlich etwas anderes, aber in meiner Fantasie war es eins...) durch die Folie stach- einen Milimeter neben meinem Auge!! Ich dachte nur: oh mein Gott, was, wenn er mir aus Versehen genau ins Auge sticht? Es war wirklich ein sehr ausgeliefertes Gefühl...
Das "Skalpell" umrundete nun das Auge, bis die Folie entfernt war. Dann kam das Aufschneiden der Hornhaut und das Zurückklappen des Flaps. Auch eine sehr ekelige Erfahrung- allerdings absolut schmerzfrei. Das eigentliche Lasern dauerte nur wenige Sekunden und war nicht zu spüren, ich brauchte bloss einen grünen Punkt zu fixieren. Es roch verbrannt. Das wars. Der Flap wurde zurückgeklappt und behutsam wieder angedrückt.
Mit dem linken Auge wurde -meiner Wahrnehmung nach- eine etwas abweichende Prozedur vorgenommen, da kam es zu der Situation dass mir gesagt wurde, dass nun mein Augenlicht für einige Sekunden komplett verschwinden würde. Was und warum hier anders gemacht wurde als beim rechten Auge, weiß ich nicht. Jedenfalls war die Behandlung beim linken Auge viel unangenehmer und ich musste daran denken, wie der Betäubungstropfen ein wenig daneben gelaufen war. Das Aufschneiden und Lasern spürte ich aber auch hier nicht.
Und dann waren wir fertig, nach vielleicht 4 Minuten insgesamt.
Ich stand auf... und konnte alles sehen! Zwar milchig, aber sauscharf dahinter. Ich sagte dem Pfleger: "Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihre Hand zerquetscht habe" und : " Ich kann sehen!"
Mein Freund nahm mich in Empfang und auch ihm sagte ich als erstes, dass ich ihn sehen könne. Den 80 Meter langen Weg zum Hotel sagte ich etwa 20 mal, dass ich den Weg zum Hotel sehen könne.
Die Betäubungstropfen ließen nun nach und ich begann, die vom Krankenhaus beschriebenen Nachwirkungen zu bekommen. Die Augen tränten, brannten und ich konnte sie nicht mehr offen halten, die Lider fielen einfach zu. Es war sehr unangenehm, aber ich wollte auf die Schmerztablette und auch auf die Schlaftablette verzichten. Ich hatte richtig Hunger nach dem anstrengenden Tag und aß erstmal eine ganze Menge. Danach konnte ich gut schlafen.
Am nächsten morgen wachte ich auf und tastete als erstes reflexartig nach meiner Brille. Es dauerte wirklich einige Momente bis ich realisierte, dass ich bereits sah.
Die Situation, dass ich morgens nach meiner Brille taste oder abends müde auf dem Sofa liege und sage: "oh nein, ich muss noch meine Kontaktlinsen herausnehmen" habe ich bis jetzt noch fast jeden Tag

Das Sehen war zwar sehr anstrengend, die Nachwirkungen waren aber alle verschwunden und alles war einfach wahnsinnig scharf, die Farben intensiver als je zuvor!
Um 10 Uhr wurde ich in der Klinik nachuntersucht und man kam zu dem Ergebnis, dass ich einen Visus von 1.0 hatte, also 100% sehen konnte!
Ich fühlte mich so gut, dass ich den Rest des Tages Istanbul ansehen konnte, wir liefen bestimmt 15- 20km weit insgesamt, waren von der Stadt begeistert und ich konnte perfekt sehen!
Auf einer Brücke standen fast 100 Menschen und warfen ihre Angeln aus und wenn man unter der Brücke stand, konnte es vorkommen, dass einen fast so ein Angelhaken traf . Ich malte mir kurz aus, wie makaber es wäre, wenn ich jetzt, nach der erfolgreichen OP, so einen Angelhaken direkt ins Auge bekommen würde.... Aber natürlich passierte dieses nicht.
Abends gingen wir noch zu Real, um jede Menge türkische Mitbringsel und Süssigkeiten zu kaufen. Erstaunlich waren die strengen Sicherheitskontrollen- es wurde sogar in die Kofferräume der Autos geschaut, die in der Parkgarage parken wollten, aus Angst vor Bombenattentaten.
Am Ende des langen Tages gingen wir noch Essen und mussten dann schnell schlafen gehen, da der Fahrer uns schon um halb 6 morgens abholen würde um uns zum Flughafen zu bringen.
Die Rückreise streckte sich hin, war aber sehr lustig.
Ab Hannover zog mein Freund seine Polizeiuniform an, um kostenlos mit der Bahn fahren zu können. Da ich immer noch ständig davon sprach, wie scharf alles sei, war es ein sehr amüsantes Erlebnis, die entsetze Reaktion der Leute zu sehen, die nur sahen, wie ein Polizeibeamter ein Mädchen an der Hand führte, das pausenlos auf ganz normale Sachen zeigte und ausrief: oh, toll, wie bunt, wie heftig die Konturen sind, der Türrahmen da hat eine ganz blaue Umrandung und die Blätter da haben ja ganz feine Fasern... Guck mal da, das Geländer hat ja ein Muster... Alle starrten uns total fassungslos an. Sicher haben sie gedacht, ich hätte Drogen genommen und wäre von der Polizei aufgegriffen worden

Die Sicht wurde und wird von Tag zu Tag immer besser, anfängliche Gefühle von Anstrengung beim Sehen werden weniger und weniger. Anfangs musste ich mich oft richtig darauf konzentrieren, von weit auf nah zu focusieren, auch das wird besser.
Meine Sicht kann ich nur sprichwörtlich mit der eines Adlers vergleichen, ich bin begeistert und sehr, sehr dankbar!
Das Forum habe ich erst nach meiner OP gefunden und hier von schlimmen Schicksalen und Komplikationen gelesen, welche einem wirklich nahe gehen. Hätte ich dies alles vorher gelesen, wäre ich wesentlich weniger unbedarft an die Sache herangegangen, jedoch habe ich mir selber durch meine Bewerbungssituation keine andere Wahl gegeben.
Sollte ich aber in meinem Bekanntenkreis eine Empfehlung abgeben, würde ich immer daran appellieren, Nutzen und Risiko ganz genau abzuwägen- es kann eine wunderbare Sache sein, wenn alles glatt geht, wie bei mir, und es kann einem das Leben ebenso erschweren oder sogar zur Hölle machen, wenn nicht.
Ich empfinde jeden Tag Dankbarkeit für die neue Sicht und das gute Gelingen der OP und nehme dies nicht als selbstverständlich hin.