nachdem mir dieses Forum stark bei meiner Entscheidungsfindung geholfen hat, möchte ich nun auch ein wenig meine Erfahrungen beisteuern - vorerst zur Ärztewahl, zu gegebener Zeit dann auch Post-OP
Zu mir: Ich bin 38 und trage seit meiner Kindheit eine Brille, zwischenzeitlich zum Sport auch immer wieder mal Tageslinsen und schätze bei den Linsen immer das tolle Gesichtsfeld und die im Vergleich zur Brille saubere Abbildung von Geometrien, umgekehrt empfinde ich den Tragekomfort nach einem langen Tag tendenziell unangenehm und habe mir insbesondere beim Wakeboarden oder Schwimmen im Meer auch schon die ein oder andere Linse rausgespült. Nachdem ich aufgrund der Erfahrung bei einem Bekannten, bei dem die LASIK vor mehr als 10 Jahren richtig schlecht gelaufen ist (Schnittkomplikation mit dem Mikrokeratom beim Präparieren des Flaps) das Thema Lasern jahrelang vor mir hergeschoben habe, habe ich mich Ende letzten Jahres entschlossen, mich mal ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, da ich mittlerweile auch im Bekanntenkreis diverse Leute mit guten Erfahrungen kenne. Sämtliche aktuellen OPs wurden in meinem Bekanntenkreis als Femto-LASIK ausgeführt, so daß das Thema Schnittkomplikation keines mehr ist. Für mich war allerdings weiterhin klar: Ein Keratom kommt mir nicht ans Auge.
Meine aktuellen Werte:
L -5,25dpt -0,50cyl
R -5,75dpt
Die Werte sind seit 2001 stabil.
Nachdem also nun die Entscheidung gefallen war, in die Infoaufnahme einzusteigen, mussten natürlich diverse Kliniken gescannt werden, Auswahl in München hat man ja genug. Informationsquelle waren hierbei Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis, angereichert mit einer Empfehlung meiner LASIK-kritischen Augenärztin sowie jeweils meine Frage im Beratungsgespräch nach weiteren empfehlenswerten Kollegen. Bei sämtlichen Ärzten/Kliniken habe ich das kostenlose Beratungsgespräch inkl. Eignungstest in Anspruch genommen. Hier mal meine natürlich rein subjektiven Erfahrungen in der Reihenfolge, wie ich sie erlebt habe:
Gestartet habe ich mit dem Augenlaserteam Christmann in München-Pasing. Ergebnis der Tests: OP-geeignet mit ca. 565 Mikrometer Hornhautdicke, keine besonderen topographischen Auffälligkeiten. Dieses wurde soweit auch von allen nachfolgenden Kliniken mit ähnlichen Werten bestätigt, was mir ein gutes Gefühl hinsichtlich der Plausibilität gibt. Die kostenlose Beratung beim Augenlaserteam wurde in meinem Fall von einer recht sympathischen und kompetenten Mitarbeiterin durchgeführt, allerdings war dies einer von zwei Beratungsterminen, bei denen ich keinen Arzt gesehen habe. Prinzipiell hätte ich mir aber vorstellen können, dort weiterzumachen. Empfehlung war: Femto-LASIK
Der zweite Termin war beim EuroEyes Augenlaserzentrum München, hier kam ich nicht auf Empfehlung, sondern in erster Linie deswegen, weil dies eine von aktuell zwei Münchner Kliniken ist, die auch das Relex Smile-Verfahren anbieten und sich dies für mich sehr interessant anhörte. Nach Test mit sehr modernem Gerät allerdings die Aussage von Dr. Bauer, den ich prinzipiell als sehr kompetent empfand: Die (im Falle EuroEyes teurere) Relex bringt bei Ihnen keinen Mehrwert, Femto-Lasik ist erprobter und derzeit noch treffsicherer, würde ich Ihnen raten. Was mich ein wenig gestört hat: Die Sprechstundenhilfen waren etwas schludrig - Tippfehler im Geburtsdatum, leere Batterie in der Fernbedienung des Sehtestgerätes. Alles keine großen Sachen und vermutlich für die OP nicht kritisch, aber grundsätzlich Fehlerpotential, was ich nicht haben muss, wenn’s auch ohne geht. Daher im persönlichen Ranking eher weiter unten.
Als nächstes ging es zu Carevision München als Vertreter der Billigsparte und damit Liebling meiner Krankenkasse
Zunächst positiver Eindruck, da die ausführlichsten und gründlichsten Tests durch kompetente Augenoptikermeisterin. Was danach folgte, war extrem ernüchternd: der äußerst abschlussorientierte ‚Kundenberater‘, der mich am Liebsten sofort zur Nachuntersuchung dabehalten und nen OP-Termin ausgemacht hätte - das mir transportierte Gefühl des hohen Abschlussdruckes für den OP-Vertrag ging gar nicht. Außerdem bieten sie derzeit ausschließlich den Flapschnitt mit Keratom an - ein paar Schauergeschichten über den Femtolaser durfte ich mir deswegen auch noch anhören. Ergo: Für mich garantiert nicht, insbesondere aufgrund meiner Keratomphobie wegen des Problemfalls im eigenen Bekanntenkreis
Termin Nummer 4 war bei Dr. Fiedler, LASIK-Operateur der ersten Stunde in München. Test war der kürzeste von allen, d.h. es wurde erstmal nur Sehschärfe und Hornhautdicke gemessen, der Rest kommt bei ihm dann wohl in der großen Voruntersuchung. Allerdings hat sich Herr Dr. Fiedler trotz wartender Patienten sicherlich ca. 30min Zeit genommen, um alle meine Fragen mit mir zu besprechen. Ich fand ihn extrem kompetent, er macht das ja auch schon sehr lang. Hab auch ein paar Patienten im Wartezimmer interviewt, die waren sehr zufrieden. Fazit: Für eine Femto-LASIK wäre er einer der beiden Ärzte meiner Wahl gewesen. Meine langjährige Augenärztin als bekennende LASIK-Skeptikerin hat bisher laut eigener Aussage auch ausschließlich Patienten mit guten Ergebnissen von ihm gesehen.
Mein letzter Termin war dann bei der SmileEyes Augenklinik Airport, da ich noch eine zweite Klinik ansehen wollte, die die Relex anbieten und Dr. Wiltfang mit Abstand der Operateur ist, der das Verfahren in München schon am Längsten einsetzt und mittlerweile auch schon über 1.000 Smile-OPs persönlich durchgeführt hat.
Im Gegensatz zu EuroEyes wurde mir hier von Anfang an das Relex Smile Verfahren empfohlen, da sie hier tendenziell mehr Vor- als Nachteile gegenüber der klassischen Femto-LASIK sehen. Anscheinend operieren sie mittlerweile auch >80% mit Smile, was aber sicherlich auch an der Preisstruktur liegt (Smile und Femto-LASIK kosten bei SmileEyes gleich viel). Ich empfand zwar die Atmosphäre in der Klinik etwas kühler und funktioneller als bei den anderen, dafür hatte ich dort mit Abstand das längste Arztgespräch, zunächst mit Hr. Mohi und später aufgrund einiger ganz spezieller Fragen auch mit Dr. Wiltfang. Gerade letzterer machte auf mich auch einen hervorragenden Eindruck. Nach Hause ging ich mit einem weiteren Rucksack an Informationen und der Grundsatzfrage im Kopf, ob ich jetzt noch die Femto-LASIK oder doch gleich die Relex Smile auswählen sollte. Vorstellen konnte ich mir in jedem Fall auch gut, die OP dort durchführen zu lassen.
Nachdem ich mehrere Tage drüber geschlafen und auch die Fakten mit verschiedenen Menschen diskutiert hatte, fiel meine Entscheidung aus folgenden Gründen auf die Relex Smile:
- Biomechanisch vermutlich das überlegenere Verfahren, da kein Flap geschnitten wird. Ich hätte mich zwar nach meinem gesamten Entscheidungsprozess auch an eine Femto-LASIK rangetraut, warum aber sollte ich ohne Not das Verfahren nehmen, welches die Hornhaut mechanisch stärker schwächt als das nun von mir gewählte, zumal bei meiner Sehstärke der zu entfernende Lentikel auch eine solide Dicke hat, so daß ich umgekehrt auch hier wenig mechanische Bedenken habe
- Trockene Augen: Ich habe ab und an insbesondere auf einem Auge etwas Trockenheit. Von daher finde ich das Smile-Verfahren besser, da definitiv weniger Nerven gekappt werden
- Hornhauttopographie: Meine Hornhauttopographie weist ein sehr homogenes Bild auf, auch der Astigmatismus ist recht überschaubar. Beides Faktoren, die möglicherweise mit dem klassischen Excimer-Laser noch besser korrigierbar wären, in meinem Fall aber nicht notwendig
- Nachkorrekturquote und -möglichkeiten: Ja, die Smile geht nur einmal. Die persönliche Nachkorrekturquote bei Dr. Wiltfang bislang liegt laut seiner Aussage bei <3%. Sollte ich zu diesen Patienten gehören, könnte ich eine LASEK oder auf dem betroffenen Auge auch immer noch eine LASIK anwenden (wurde hier: http://augenlaser.operationauge.de/bebi ... 23-20.html im Forum auch schon beschrieben). Sollte ich für die Nachkorrektur eine LASIK wählen, vertue ich mir also im Vergleich zur LASIK als Erst-OP auch nichts, außer daß der Flap dann das erste Mal präpariert wird. Wenn es gut läuft und ich zu den 97% gehöre, habe ich aber eine intaktere Hornhaut. Dr. Wiltfang präpariert den Lentikel bei einer Smile in einer Tiefe von 120 Mikrometer, bei einer Femto-LASIK den Flap normalerweise bei 110 Mikrometern, d.h. ich würde im Falle des Falles, wenn ich denn keine LASEK für eine Nachkorrektur wählen würde, 10 Mikrometer verschenken, wenn der Flap auf der Smile-Schnittebene geöffnet würde. Scheint mir noch OK zu sein.
- Langzeiterfahrungen: Definitiv der Punkt, bei dem ich am Längsten überlegt habe. Letztendlich bin ich für mich persönlich zu dem Schluss gekommen, daß der mechanische Zustand des Auges nach der Smile ja weitgehend dem Zustand nach der Lasik entspricht: Unter dem Hornhautdeckel fehlen in meinem Fall ca. 90 Mikrometer, einziger Unterschied: bei der Smile ist der Deckel bis auf den Minimalschnitt noch ganz. Also gehe ich davon aus, daß auch die Langzeitfolgen weitgehend vergleichbar sein sollten, zumal ich mir ja den Deckel einfach immer noch (sinnfrei, aber technisch möglich, sofern nicht im Rahmen einer Nachkorrektur erforderlich) aufmachen lassen könnte, damit ich exakt so dastehe, wie nach einer LASIK. Da es mittlerweile weltweit schon knapp 100.000 durchgeführte Smile-Verfahren gibt und das Verfahren zumindest in den Händen von Dr. Wiltfang als einem der Smile-Pioniere schon mehrere Jahre im Einsatz ist, halte ich die Risiken für tragbar.
- OP-Durchführung: Aufgrund des ausschließlichen Einsatzes des Femto-Lasers ist der Point of no return später im OP-Verlauf, denn solange der Lentikel nicht präpariert ist, kann man die OP wie bei der Femto-Flap-Präparation abbrechen. Nicht zuletzt scheint mir persönlich der OP-Verlauf angenehmer zu sein, weil nur ein Laser.
Viele Grüße
Christian