Vorsicht bei ReLEx SMILE

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Hellwach
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Vorsicht bei ReLEx SMILE

Beitrag von Hellwach » 20.12.2017, 20:36

Hallo,

nachdem ich selbst viel im Forum gelesen habe möchte ich gerne meine eigene Erfahrung schildern.

Motivation
Ich habe mich mit 30 Jahren für eine Augenlaser-OP entschieden, weil ich seit 15 Jahren Kontaktlinsen trage und die Befürchtung hatte, das sei langfristig nicht weiter gut fürs Auge. Außerdem sah ich ohne Brille mit ca. -6,00 Dioptrien und -0,50 Hornhautverkrümmung nur noch sehr wenig. Die Brille war okay aber aus meiner Sicht unkomfortabel. Wie schön wäre das ohne Hilfsmittel, war der Gedanke und zudem, je früher du es machst, desto mehr Geld sparst du für Brillen und Kontaktlinsen sowie Zubehör.

Informationsphase
Unbedingt empfehlen würde ich vor der Behandlung, sich mindestens zwei Meinungen einzuholen. Nachdem die erste Anlaufstelle, eine normale Augenarztpraxis, grundsätzlich die Möglichkeit, einen Eingriff zu tätigen, bestätigt hatte, wurde mir dort - überraschend - das günstigere LASEK-Verfahren angeboten, Femto-LASIK sei aber natürlich auch möglich (Smile gab es dort nicht). Argumentation: Das LASEK-Verfahren greife kaum in die natürliche Augenstruktur ein, das Auge heile wieder vollständig. Nun hatte ich mich aber selbst informiert und mir erschien das Risiko für Vernarbungen bei dieser Korrekturstärke im LASEK-Verfahren zu hoch.

Bestätigung erfuhr ich durch einen zweiten Arzt eines Augenlaserzentrums, der mir eine Richtlinie zeigte, nach der LASEK maximal bis 6,00 Dioptrien angewandt werden sollte. Tendentiell hat man bei LASEK mehr Probleme, je stärker die Korrektur ausfällt.
Es seien also ReLEx SMILE und Femto-Lasik möglich, allerdings war die Empfehlung recht deutlich in Richtung teurerer ReLEx SMILE. Ich warf noch ein, dass der Excimer-Laser ja genauer sei, als der Visumax bei der Smile, das wurde aber verneint. Die Ergebnisse seinen in der eigenen Klinik bei der SMILE sogar etwas besser. Letzlich fiel die Wahl dann wirklich auf SMILE, weil die Behandlung eben die Hornhaut schont, trockene Augen weitgehend vermieden werden und ich dazu auch positive Erfahrung im Bekanntenkreis gehört hatte. Ich muss zugeben, natürlich dachte ich auch ein wenig, was teurer ist muss auch besser sein...

Die Behandlung an sich verlief problemlos und ist bekanntlich relativ unspektakulär. Minimal unangenehm ist die "mechanische" Extraktion des Lentikels.

Nach der Behandlung
In den ersten Stunden sah ich relativ schlecht und milchig, jedoch konnte ich mich trotzdem ausreichend orientieren. Am Folgetag hatte ich eine scharfe Sicht, jedoch manchmal verschwommen und sehr starke Halos. Der Visus lag sogleich bei mindestens 120%. Die Halos haben in den ersten Tagen etwas abgenommen, vielleicht habe ich mich auch daran gewöhnt. Nun, nach 2,5 Wochen sind sie aber immer noch da und zwar bei Tag und auch bei Nacht. Es ist, als wäre ein Heiligenschein um insbesondere LEDs und Leuchtstoffröhren. Bei Nacht ist der Effekt noch deutlicher zu sehen. Auch waren Kontrastsehen und Nahsehen in den ersten Tagen stark gestört. Die Augen haben nach einem halben Tag am Monitor geschmerzt und ich war vermutlich durch die Behandlung erst einmal weitsichtig geworden, sodass die Augenmuskeln erst trainiert werden mussten. Mittlerweile hat sich das gelegt. Das Kontrastsehen ist aber immer noch merklich unter Normalniveau. Seit ca. einer Woche ist die Sehstärke eines Auges auch wieder schlechter geworden, sodass ich dort ca. -0,5 Dioptrien vermute.

Lehren und Erkennisse
1) Unabhängige Beratung ist selten bzw. oft nicht gegeben. Es geht es ums Geld verdienen. Daher am besten zwei, drei Mal von verschiedenen Stellen informieren.
2) Relax Smile ist nicht ganz ausgereift und standardisiert, das Ergebnis hängt u.a. sehr stark vom behandelnden Arzt ab. Zumindest die Hardware ist aber überall zwangsläufig dieselbe (Visumax von Zeiss).
3) Es gibt kein Eyetracking bei Relax Smile, sondern das Lasern bricht ab, wenn man das Auge zu viel bewegt. Inwieweit das fehlende Tracking die Behandlungsqualität beeinträchtigen kann weiß ich nicht, förderlich wird es aber nicht sein.
4) Bei großen Dunkelpupillen, und da würde ich mich dazu zählen, sollte man von dem Verfahren eigentlich absehen! Allerdings kannte ich das Problem vor der Behandlung nicht. Hintergrund ist die kleinere gelaserte Fläche bei der Smile von 6,5mm im Vergleich zu ca. 9mm bei der Lasik. Es kann dann im Dunkeln vorkommen, dass die Pupille über den gelaserten Bereich hinausgeht, was zu sehr unangenehmen Lichteffekten im Dunkeln führen kann. Das Problem ist, dass man so etwas nur noch schwer korrigieren kann, da zur Korrektur im Grunde nur Oberflächenverfahren zur Verfügung stehen. Die PRK/LASEK nehmen die Nachkorrektur aber auf einer anderen "Hornhauthöhe" als bei der SMILE vor, was sicherlich keine optimalen Ergebnisse im Vergleich zu einer Lasik-Erstbehandlung bringt. Eine Korrektur mit Femto-Lasik ist prinzipiell denkbar, aber in einem solchen Fall eher sinnlos, da die gelaserte Fläche im Radius der der Relax Smile entsprechen muss, da der vorhandene Einschnitt genutzt wird! Das erzählt einem davor keiner... Ich dachte immer gut, dann machst du halt im Notfall zur Korrektur eine Femto-Lasik... Nur bringt die in so einem Fall wegen des kleinen Radius eben nicht viel...
5) Die Relax Smile mag vielleicht bei der Sehschärfe konkurrenzfähig sein, eine Wellenfrontoptimierung, die einem vielleicht noch zusätzliche Sehkraft bringen könnte, ist damit aber nicht möglich! Kein Wort wurde hier bei der Aufklärung darüber verloren. Gerade bei Sehfehlern höherer Ordnung sollte man keine Smile machen. Wahrscheinlich wäre meine (leichte) Hornhautverkrümmung bei einer Femto-Lasik auch besser aufgehoben gewesen.
6) Diese Halo-Erscheinungen können im ungünstigen Fall auch bestehen bleiben. Wenn dies der Fall sein sollte, dann wäre die Behandlung ein riesen Fehler gewesen, weil es immer noch extrem nervt... Ich hatte zuvor eine so gute Nachtsicht...
7) Zusätzlich habe ich im bregrenzten Umfang Mouches Volantes, d.h. ich sehe gelegentlich schwebende Partikel bis hin zum Eindruck es würden Mücken herumfliegen. Das kann von Glaskörperabslitterungen durch das Ansaugen bei der Smile kommen. Ich habe mich noch nicht informiert, ob sich das noch einmal legen wird.

Kurzum, überlegt euch gut, ob und für wieviel ihr eure Sehkraft aufs Spiel setzen wollt, wenn ihr mit Brille oder Kontaktlinsen eigentlich klarkommt. Scharfes sehen alleine ist nicht alles, es gibt weitere Faktoren der Sehqualität. Auch wenn bei mir wahrscheinlich mit den Wochen und Monaten alles gut werden wird, würde ich den Schritt nicht mehr gehen. Ich war damals einfach zu schlecht aufgeklärt über die möglichen Nebenwirkungen und war doch geblendet von all den Leuten, die total begeistert erzählten - zudem hatte ich ein übermäßiges Technikvertrauen. Übrigens, in kaum einem entwickelten Land der Welt wird so wenig reglementiert gelasert wie in Deutschland. Die USA sind hier viel restriktiver. Dadurch gewinnt man den Anschein, das sei normal und total easy. Das ist es aber nicht.

Viele Grüße

rocketsigns
Forums-Benutzer
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Registriert: 08.02.2018, 02:35

Re: Vorsicht bei ReLEx SMILE

Beitrag von rocketsigns » 26.02.2018, 18:47

Hallo liebe(r) Hellwach,

du bist also soweit 2.5 Wochen post-op? Wo hast du dich denn behandeln lassen? Wie groß ist deine Dunkelpupille?

LG,
rocketsigns

Hellwach
schaut sich noch um
Beiträge: 2
Registriert: 19.12.2017, 19:34

Re: Vorsicht bei ReLEx SMILE

Beitrag von Hellwach » 19.07.2020, 14:20

Hallo liebes Forum,

heute, 2,5 Jahre nach der OP bereue ich weiterhin, dass ich die RELEX Smile durchgeführt habe. Durch die OP sind vermutlich Aberrationen höherer Ordnung entstanden, die zu Streulichteffekten und Mehrfachbildern insbesondere bei Dunkelheit führen. Schwächere Kontrastsicht, Starbursts, Halos usw. sind die Folge. Streulicht als Ursache vermute ich v.a., weil ich erstaunlicherweise reflektierende Verkehrsschilder und Kennzeichen nachts als einziges astrein sehe, während die Autos wenig Kontrast haben und insbesondere die LED-Lichter Starbursts, Halos usw. verursachen.

Auch tagsüber ist das Kontrastsehen eingeschränkt - wobei man das nur merkt, wenn man weiß, worauf man achten muss. Schwarz am Monitor ist nicht mehr so schwarz wie früher und nicht mehr so klar umrandet. Beim Sehen einer Person gegen die Sonne sehe ich die Person nur schwarz (also nur die Umrisse).

Nur bei sehr hoher Helligkeit (Sonnenschein) kann ich mich an der Sehschärfe erfreuen, z.B. beim Wandern in den Alpen.

M.E. sind wir Patienten hier Versuchskaninchen der Carl Zeiss AG sowie der Augenärzteinteressen geworden... Ich würde gerne seriöse wissenschaftliche Publikationen zu den Problemen sehen...

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