Ich bin seit geraumer Zeit stille Mitleserin, um in meinem Entscheidungsprozess weiterzukommen und das hat mir schon viel geholfen. Trotzdem habe ich einige Fragen, die ich auf diese Weise nicht klären konnte und die ich nun gerne in die Runde stellen würde.
Erst einmal kurz meine Geschichte:
Ich bin fast 26 Jahre alt, weiblich und komme aus Stuttgart.
Auf meinem aktuellen Brillenrezept stehen folgende Werte, die sich in den letzten Jahren nicht groß verändert haben (mit einer über 5 Jahre alten Brille kann ich immer noch gut sehen)
R: Sphär. -5,25 Cyl. -3.00
L: Sphär. -5.00 Cyl. -3,25
Meine erste Brille bekam ich mit zwei Jahren. In meiner Kindheit und Schulzeit habe ich sie sehr gehasst, wurde auch gehänselt, viele werden das kennen. Mit 15 Jahren hatte ich meine Augenärztin endlich so weit, dass ich weiche torische Linsen bekommen habe. Diese habe ich zehn Jahre lang problemlos vertragen, bis ich diesen Winter ganz plötzlich sehr trockene Augen bekommen habe - ich vermute, aufgrund der Hormonumstellung nach dem Absetzen der Pille. Viele hier werden das kennen - nach jahrelangem Kontaktlinsentragen ist man sehr verwöhnt und kann sich nur schwer wieder mit der Brille anfreunden. Ich habe mir zwar eine schicke neue machen lassen, aber sie rutscht und drückt gleichzeitig, beschlägt, macht meine Augen klein etc. Jeder kennt es. Da ich meine Linsen nicht mehr vertrage und auch ein Versuch mit harten nichts außer noch stärkeren Augenreizungen ergeben hat, beschäftige ich mich nun schon länger mit Operationsmöglichkeiten. Ich hatte bereits in Mannheim bei Dr. Knorz einen Termin, wo man mir aufgrund meiner Werte im Grenzbereich und meiner großen Dunkelpupille vom Lasern abgeraten und die Implantation einer torischen ICL empfohlen hat. Stutzig hat mich dabei vor allem gemacht, dass Knorz die Vorderkammerlinsen, die er meines Wissens nach früher bevorzugt implantiert bzw an deren Entwicklung er mitgewirkt hat, nicht einmal mehr erwähnt hat. Auf meine Nachfrage diesebzüglich meinte er, dass das Modell wegen zu starkem Endothellverlust vom Markt genommen wurde und er daher nur noch die HKL implantiert. Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie hat es mich irritiert, dass ein angeblich so erfahrener Operateur wie Knorz mal eben einen Komplettumschwung vom einen zum anderen Linsentyp vollzieht, zumal das ja wohl wirklich eine Art "Glaubensfrage" ist. Sollte mich das also bezüglich Knorz und einer OP bei ihm vorsichtig sein lassen? Was mich auch verwundert hat: Dass bei meiner Untersuchung in Mannheim weder die Endothellzelldichte noch die Größe der Hinterkammer gemessen wurde. Dies ist mir erst im Nachhinein aufgefallen, als ich mich mehr in die Materie eingearbeitet habe. Es hieß allerdings auch, dass das nur eine allgemeine Voruntersuchung war, um die Möglichkeiten der refraktiven Chirurgie in meinem Fall zu klären und eine weitere Untersuchung stattfinden würde, sollte ich mich zur OP entschließen. Vielleicht wird das dann da gemacht, aber strenggenommen könnte es ja jetzt immer noch sein, dass meine HK zu klein oder meine Endothellzellen zu gering sind und eine OP doch nicht möglich ist, was mich sehr enttäuschen würde.
Ich habe mir aufgrund dieser Verunsicherung durch Mannheim noch Termine für Zweitmeinungen am Uniklinikum Heidelberg und Tübingen ausgemacht. Diese sind jedoch erst im März und April. Hat jemand in diesen Kliniken Operationserfahrungen gesammelt oder kennt jemanden, der sich dort hat operieren lassen? Meine Augenärztin meinte zwar, die Kliniken seien gut und vertrauenswürdig, ebenso wie Knorz, aber ich bin in der Hinsicht sehr ängstlich und möchte nur absolute Spezialisten an meine Augen lassen. Natürlich ist mir auch Kohnen in Frankfurt ein Begriff, aber da schreckt mich dann wieder die weitere Entfernung zu Stuttgart, die sich im Falle einer Komplikation negativ auswirken würde. (Sollte ich es trotzdem machen, weil er einfach so gut ist?)
Was mich jetzt aber generell noch interessiert, ist das Thema HKL und meine starke Hornhautverkrümmung (siehe Werte oben). Hat jemand diesbezüglich ähnliche Ausgangswerte gehabt und ist mit dem OP-Ergebnis zufrieden bzw. konnte die HHV restlos ausgeglichen werden? Ist es bei einer solch starken HHV schwieriger oder unmöglich, mit den ICLs ein gutes Ergebnis zu erzielen? Ich habe diverse Berichte gelesen von Patienten, bei denen nach der OP die Linse im Auge rotiert ist und mehrere Male nachjustiert werden musste. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Auge mehrfach aufgeschnitten wird, wird mir ehrlich gesagt ziemlich anders...

Eine weitere Frage die mich beschäftigt, ist das Thema trockene Augen und OP. Meine Augen sind zur Zeit sehr gereizt und ich glaube, in diesem Zustand könnte ich sie nicht operieren lassen, vermutlich nicht mal die Voruntersuchungen durchführen. ist jemand mit trockenen Augen in die OP gegangen und haben sich diese Zustände dann verschlimmert? Das Zeug, das man zur Pupillenweitung und zur Oberflächenbetäubung in die Augen getropft bekommt sowie die Tropfen für die Zeit danach wirken sich sicher nicht gerade gut auf den Tränenfilm aus.
Außerdem frage ich mich, inwiefern man nach einer Linsenimplantation das Auge lebenslang "schonen" muss. Was ist zum Beispiel mit Reibungen oder Druck am Auge? Ich bin Bauchschläferin, ein Arm oder ein Kissen drückt eigentlich immer dagegen. Kann aufgrund solcher alltäglicher Belastungen die Linse im Auge verrutschen? Oder auch das Thema Schminken - ich schminke mich täglich, auch am Auge, und selbst beim vorsichtigsten Abschminken lässt sich ja ein gewisses Reiben und Drücken an Lid und Augapfel nicht vermeiden. Wie kann man das mit einer ICL vereinbaren? Vielleicht können mir hierzu vor allem die weiblichen Forenmitglieder Auskunft geben - ich wäre sehr
dankbar.
Ein weiterer unklarer Punkt ist für mich das Lesen nach der OP. Ich habe in einigen Berichten gelesen, dass dieses nach einer ICL-Implantation deutlich weniger entspannt war als vorher. Es ist aber für mein Studium und meinen Beruf und nicht zuletzt für meine Lebensqualität maßgeblich wichtig, dass ich gut lesen kann. Wie schätzt ihr dieses Risiko ein? An die bereits Operierten hier im Forum: Wie sieht es mit dem Lesen aus? War das vor dem Eingriff leichter?
Zu guter Letzt - mein Alter. Ich werde 26 im April und mir ist völlig klar, dass ich letztlich allein entscheiden muss und werde. Trotzdem würde ich euch gerne um eure Einschätzung bitten, ob ihr eine ICL-Implantation in diesem vergleichsweise jungen Alter für sinnvoll haltet oder nicht, und zwar a) unter dem Aspekt des Risikos des vorzeitigen Katarakt, das ja angeblich pro Jahr um 1% steigt und b) aufgrund der Tatsache, dass ja angeblich der Augapfel bis Mitte 30 nochmal wachsen kann. Meine Werte sind seit sehr langer Zeit konstant, trotzdem würde es mich sehr ärgern, jetzt eine Menge Geld für eine OP hinzublättern, nur um dann in ein paar Jahren wieder Brille tragen zu müssen. Hierzu auch noch eine Frage: Ist es möglich, nach einer OP am Auge wieder Kontaktlinsen zu tragen, falls nötig? Ich meine mal gelesen zu haben, dass man das nach einer Laser-OP nicht sollte, aufgrund des lebenslang leicht verschiebbaren Flaps. Gibt es nach einer Linsenimplantation ähnliche Risiken?
Das wären für's Erste alle Fragen, die ich hätte. Ich bedanke mich bei allen, die sich meinen Roman durchgelesen haben

Herzliche Grüße von Jule