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Erfahrungsbericht: Acrysof Cachet bei EuroEyes in Hamburg

Verfasst: 12.07.2012, 21:51
von BlindschleicHHe
Mittlerweile sind meine OPs 2 Wochen her und es ist Zeit für einen kleinen Erfahrungsbericht.

Kurz zu mir: Ich bin 30, seit etwa meinem 5. Lebensjahr kurzsichtig (gewesen), ab dem frühen Teenageralter mit hohen Werten. Zuletzt lag ich bei etwa -11. Mit 14 fing ich an, Kontaktlinsen zu tragen, und ab da dann eigentlich jeden Tag viele Stunden. Wenn ich aus gesundheitlichen Gründen mal Brille tragen musste, war das für mich eine mittlere Katastrophe, da ich mich mit der Brille einfach so unwohl fühlte. Leider habe ich zuletzt die KLs immer schlechter vertragen. Ich hatte eigentlich ständig gerötete Augen und gerade abends machte sich auch immer ein Fremdkörpergefühl bemerkbar. Habe alle möglichen Linsentypen ausprobiert, aber nichts brachte Besserung.

Vor etwa einem halben Jahr fing ich daher an, mich ernsthaft mit dem Thema Linsenchirurgie auseinanderzusetzen. Ich habe viel herumgelesen und schwankte immer zwischen "Ist mir zu riskant" und "Ich habe bald keine Alternativen mehr". Dieses Forum hat jedoch viel dazu beigetragen, mir meine Ängste zu nehmen. Blieb nur noch die Entscheidung für die richtige Methode.

Im März hatte ich zunächst meine große Voruntersuchung bei Care Vision im UKE. Entgegen dem, was ich mir im Vorfeld angelesen hatte, riet mir Dr. K. zur ICL statt einer Vorderkammerlinse - das jedoch nur mit einer meiner Meinung nach unzureichenden Erklärung. Überhaupt hatte ich leider das Gefühl, dass er nicht hinreichend auf meine medizinischen Voraussetzungen und Fragen einging. Ohne seine Kompetenz in Abrede stellen zu wollen, fühlte ich mich dort nicht sonderlich gut aufgehoben.

Deswegen beschloss ich eine zweite Meinung bei Euroeyes einzuholen. Aus einem kurzen "Vorbeischauen" in der Mittagspause wurde gleich eine Supererstberatung. Nach meiner Angabe, dass ich bei CV nicht zufrieden gewesen war, gab man sich bei EE sehr viel Mühe mir zu zeigen, dass ich bei ihnen in den besten Händen sein würde. :) Ein paar erste Tests ergaben, dass für mich sowohl ICL und Cachetlinse in Frage kämen, man machte mir ein attraktives preisliches Angebot (kam mir dabei ggü. dem eigentlichen Preis entgegen) und beantwortete alle meine Fragen. Bei EE riet man mir - aufgrund der möglichen Linsentrübung - eher zur Cachet (zumal ich sehr gute Werte bei der Endothelmessung hatte), stellte mir die Entscheidung aber frei.
Ich veranbarte einen Termin für die große Voruntersuchung und kurz darauf dann auch für die OPs. Am 28. und 29.6. sollte es so weit sein. Ich entschied mich, auch aufgrund der Empfehlung von EE, für die Cachetlinse.

Meine Mutter begleitete mich in die Klinik in der Dammtorstraße. Nachdem die Formalitäten wegen der Bezahlung geklärt waren, nahm ich dankend die Beruhigungstablette an. Nach weiteren kurzen Messungen ging es dann auch schon in den OP. OP-Kleidung an, Brille ab, und zum Tropfen auf dem Stuhl. Dank der Tablette war ich recht ruhig. Dr. Lerche stellte sich kurz vor - seine Stimme klang sehr nett, mehr konnte ich ohne Brille nicht sagen. ;) Nach etwa 20-30 Minuten wurde ich dann in den OP geführt. Ich erahnte die Liege, platzierte mich dort, und dann ging's auch schon los. Tuch über den Kopf, dann die Augensperre und ein helles Licht. Wie erwartet sah ich zum Glück nichts von dem, was da vor sich ging. Unangenehm war, dass ich nicht in der Lage war, mein anderes, nicht operiertes Auge zu schließen, während das andere gezwungen war, offen zu bleiben. Wenn ich das versuchte, wollte das Gehirn das rechte ebenfalls schließen, was wegen der Sperre natürlich nicht ging. Deswegen tränte mein linkes ziemlich.

Den Eingriff habe ich als nicht sonderlich angenehm, aber aushaltbar in Erinnerung. Leider merkte ich sowohl den Schnitt als auch ein oder zwei der anderen Handbewegungen von Dr. L. Waren keine schlimmen Schmerzen, aber recht unangenehm, und vor allem musste ich mich ermahnen, ganz ruhig zu bleiben. Auf meinen Hinweis hin tropfte Dr. L. nach, und dann wurde es auch besser. Ab irgendeinem Zeitpunkt wurde das Licht über mir dann plötzlich klar, und das war ein willkommenes Zeichen, dass ich's bald überstanden haben würde. Und so war's dann auch, nach etwa 10 Minuten durfte ich mich aufsetzen, und dann wurde schnell das Auge verbunden. Noch ein paar Hinweise zu den Tabletten, die ich nehmen sollte, und ich durfte wieder zu meiner Mutter.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein leichtes Fremdkörpergefühl im Auge, so eine Art reiben, dass sich bei bestimmten Augenbewegungen verstärkte. Nach der Erfahrung aus dem OP fragte ich die Koordinatorin nach Schmerzmitteln, da ich Sorge hatte, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn die Betäubung später nachließe. Und tropfen konnte ich ja wegen des Verbands nicht. Sie gab mir eine Ibuprofen und meinte "Wenn es nachher noch wehtut, können sie noch eine nehmen - aber ich sage ihnen, sie werden keine Schmerzen haben."
So ganz wollte ich ihr das nicht glauben, aber wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Heimweg.

In der U-Bahn erntete ich mit meinem "Kostüm" aus Brille über Riesenpflaster einige mitleidige Blicke. 8) Zu Hause machte ich es mir auf dem Sofa bequem und stellte ein Hörbuch an. Nach ein paar Stunden bemerkte ich erstaunt, dass die Koordinatorin recht gehabt hatte. Das Fremdkörpergefühl war weg und stattdessen fühlte sich mein frisch operiertes Auge hinter dem Verband fast normal an. Ich war begeistert. Den Rest des Tages und die Nacht brachte ich gut und schmerzfrei hinter mich.
Das einzig unangenehme war, das meine Hände und Fußsohlen ständig unangenehm kribbelten, als wären sie eingeschlafen. Am nächsten Tag sagte man mir bei EE, das käme wahrscheinlich von den Tabletten gegen die Erhöhung des Augeninnendrucks.

Am nächsten Tag war ich bereit für Runde 2. Der tollste Moment war natürlich, als das Pflaster entfernt wurde. Im ersten Augenblick traute ich mich gar nicht, das Auge zu öffnen, aus Sorge, das Ergebnis könnte nicht so sein wie erwünscht. Doch völlig unbegründet - ich sah so scharf und klar wie schon lange nicht mehr. Ich war total geflasht. Beim ersten Sehtest mit dem operierten Auge kam ich auch gleich schon auf 100% - und das, obwohl rechts immer mein schlechteres Auge gewesen war, mit dem ich sonst bei 80-90% lag. Mit dieser Motivation -buchstäblich - vor Augen war auch die Aussicht auf die 2. OP gleich nicht mehr so schlimm. Nach meinem Hinweis wurde ich noch 1 oder 2 Mal mehr getropft, und so ging die 2. OP dann recht schnell und problemlos über die Bühne.
Diesmal konnte ich nun ohne Brille sondern nur mit Verband nach Hause und genoss schon meine neue Wahrnehmung. Auch hier fühlte sich nach ca. 2 Stunden alles fast normal an.

Am Samstag war dann der 2. Moment der Wahrheit, Abnahme des 2. Pflasters. Auch hier wieder eine superklare Wahrnehmung und wieder 100% Sehfähigkeit. Zusammen mit meiner Mutter verließ ich EE wie auf Wolken.

Mein Fazit nach nun 2 Wochen:
Ich bin superglücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung. Meine Untersuchungsergebnisse waren bisher top, und alles scheint sehr gut zu verheilen. Insgesamt kam ich bei den ersten Nachuntersuchungen auf 100 % Sehleistung. Manchmal habe ich das Gefühl, das meine Augen länger brauchen, um sich in der Ferne auf Text zu fokussieren. Also dass ich den durchaus lesen kann, aber erst 2 oder 3 Mal hingucken muss. Am Tag nach der OP hatte ich links im äußersten linken Winkel des Gesichtsfelds eine Unschärfe, so als ob eine Kontaktlinse nicht ganz richtig sitzt. Das ist aber inzwischen weg. Im Dunkeln habe ich leicht verstärkte Halos, als ich es bisher kannte, aber auszuhalten. Im Hellen habe ich, wenn das Licht seitlich kommt, oft so eine Art Regenbogen von oben nach unten in der Mitte meines Sichtfelds.Wenn ich mich anders drehe oder blinzele, geht dieser weg, ist also nicht weiter schlimm.
Das einzige, was mich jetzt noch stört, ist das meine Augen weiterhin gerötet sind, inbesondere abends. Ich hoffe, das beruhigt sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate.

Ich hoffe, dieser Bericht war für einige, die sich mit dem Gedanken einer OP tragen, hilfreich. Natürlich stehe ich für Fragen gerne zur Verfügung. Danke auch noch an all die, die mir im Vorfeld mit meinen Fragen geholfen haben.

Re: Erfahrungsbericht: Acrysof Cachet bei EuroEyes in Hamburg

Verfasst: 19.07.2012, 23:59
von Video
Hallo BlindschleicHHe,

vielen Dank für deinen Bericht.

Ich hätte in der Tat eine Frage. Hatte das auch schon an anderer Stelle formuliert. Du scheinst auch ein "Fan" der VKL zu sein, da bei den HKL das Risiko der Linsentrübung besteht. Eine Verringerung der Endothelzellen bzw. das Risiko dazu (welches VKL mit sich bringen) ist doch aber mindestens genauso schlimm. Zudem kann man bei einer Trübung ja eine Graue Star OP machen. Bei der VKL müsste ich diese im schlimmsten Fall entfernen lassen.

Wieso sind also soviele doch eher für eine VKL?

Vielen Dank und weiterhin alles Gute!
Video

Re: Erfahrungsbericht: Acrysof Cachet bei EuroEyes in Hamburg

Verfasst: 20.07.2012, 09:59
von Adlerauge273
Hallo,

Für mich ein nicht ganz unwesentlicher Punkt ist, dass die OP selbst bei der Cachet viel einfacher und risikoärmer ist als bei der ICL (schau Dir die Videos auf YouTube an).

Bzgl. des Problems "Linsentrübung" (ICL) vs. "Hornhauttrübung" (Endothelverlust, Cachet) ist zwar das letztere das medizinisch schwierigere, allerdings auch das statistisch unwahrscheinlichere (zumindest gem. den bisherigen Ergebnissen).

Vorteile der ICL sind, dass es sie auch als torische Linsen gibt (bei starker HHV) und dass im "mittleren" Dioptrienbereich (ca. -6 bis -10) die optischen Störeffekte (Halos) geringer sein sollen. Das hängt aber stark vom individuellen Aufbau des Auges (Dunkelpupille usw.) ab.

Bei Deinen Werten scheidet die Cachet sowieso aus, da es sie erst ab -6 Dioptrien gibt. Und wenn Lasern bei Dir im Prinzip geht, wird Dir wahrscheinlich jeder halbwegs vernünftige Arzt auch dazu raten und nicht zur ICL, eben weil das Risiko beim Lasern viel geringer ist als bei einer Intraokular-OP.

LG,
Adlerauge.

Re: Erfahrungsbericht: Acrysof Cachet bei EuroEyes in Hamburg

Verfasst: 03.08.2012, 10:53
von Video
Hm ok. Hatte eh vor mich mal von zwei Ärtzten die beides anbieten, ich meine Laser und Linse, beraten zu lassen. Mal schauen, was die dazu meinen und welche Linse dann in Frage kommen würde falls überhaupt (wegen meiner Werte).

Danke dir Adlerauge273!

Re: Erfahrungsbericht: Acrysof Cachet bei EuroEyes in Hamburg

Verfasst: 12.11.2012, 23:13
von BlindschleicHHe
Sorry, ich hatte hier eine ganze Weile nicht reingeschaut.

Adlerauge hat das aber schon perfekt zusammengefasst. Mir erschien letztlich die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefgehen könnte bei der ICL riskanter als die schwerwiegenderen Risiken der VKL, die ich bei regelmäßiger Kontrolle für überschaubar hielt (zumal ich bei der Voruntersuchung sehr gute Endothel-Werte hatte).

Inzwischen habe ich übrigens meine 3-Monatsuntersuchung hinter mir, auf beiden Augen 100% Sehleistung (vorher mit KL nur 85-90 %) und auch an die Halos und Tagesblenderscheinungen hab ich mich so gewöhnt, dass ich sie kaum noch bemerke. :D