Meine Ausgangslage war ein Grauer Star auf dem linken Auge mit noch ca. 60% Sehkraft, der sich innerhalb von ca. 2 Jahren entwickelt hatte. Das rechte Auge ist noch nicht betroffen.
Ich hatte mich für eine multifokale Linse von Acritec/Zeiss entschieden, weil ich sowohl in der Nähe als auch in der Ferne gut sehen wollte. Die Entscheidung zur Operation fiel mir nicht leicht, weil sie nicht rückgängig zu machen geht. Da aber die Sicht merklich immer schlechter wurde, blieb keine Alternative.
Die OP selbst war überhaupt nicht schlimm (ich habe sie glatt verschlafern

Am ersten Tag nach der OP war ich allerdings sehr enttäuscht, weil ich praktisch gar nichts gesehen habe. Das Auge war noch weitgestellt und ich konnte nichts scharf erkennen.
Erst am zweiten Tag nach der OP konnte ich so langsam in der Nähe große Schrift lesen. In der Ferne war jedoch weiter alles verschwommen. Das hat sich so nach und nach in den folgenden Tagen gebessert. In der Zeit hatte ich aber relativ schnell Kopfschmerzen, weil das Sehen sehr angestrengt hat und das Auge tat gelegentlich etwas weh - als würde etwas von innen drücken - war aber auszuhalten.
Jetzt nach 2 Wochen ergab die erste brauchbare Messung einen Wert von -0.5 für das operierte Auge - also eine leichte Kurzsichtigkeit. Das finde ich zwar schade, weil ich gerade in der Ferne ohne Brille auskommen wollte, aber es kann ja sein, dass es sich noch etwas bessert. Damit kann ich nun schon wieder recht gut sehen. Es ist aber ein "anderes" Sehen als mit dem gesunden Auge! Ich möchte mal ein paar Beispiele aufführen:
Lesen geht recht gut, wenn es hell genug ist! Im Supermarkt etwas auf Packungen lesen geht selbst bei kleinster Schrift (ca. 1mm). Evtl. muss man die Packung dazu jedoch in den optimalen Abstand zum Auge halten (liegt bei mir etwa bei 25cm), dann funktioniert das Auge quasi wie eine Lupe! Ist es jedoch nicht hell genug - z.B. die Speisekarte im Restaurant bei gedämpftem Licht - hätte ich ohne mein gesundes Auge echt Probleme!
Autofahren geht tagsüber ebenfalls sehr gut. In der Nacht hab' ich ziemliche Halos um alles was irgendwie leuchtet. Ich hoffe, die geben sich noch ein wenig, aber, dass sie mal ganz verschwinden, kann ich derzeit nicht glauben. Mein größtes Problem im Dunkeln ist momentan aber die Fernsicht. Das ist genau wie beim Fotoapparat - ist es hell, nimmt man eine kleine Blende und bekommt eine große Tiefenschärfe. Ist es aber dunkel, verringert sich die Tiefenschärfe ganz drastisch. Kurz, im Dunkeln kann ich die Anzeigen im Auto sehr gut lesen, aber alles außerhalb bleibt unscharf. Ohne mein gesundes Auge wäre ich derzeit aufgeschmissen. Die Augenärztin meint, dass wir über eine Brille erst 6 Wochen nach der OP nachdenken. Also zumindest für den Fall werde ich wohl eine Brille brauchen...
Arbeiten am Computer geht sehr gut. Darüber bin ich auch richtig froh, weil ich Programmierer bin - also den ganzen Tag vorm Monitor sitze! Der Bildschirm ist hell und damit hat das Auge eine brauchbare Tiefenschärfe und ich kann die Schrift schön scharf erkennen (kein Vergleich zu vorher mit dem grauen Star

Fernsehen ist ebenfalls kein Problem. Es ist mir aber lieber, wenn es nicht ganz dunkel ist im Raum. Helle Schrift auf dunklem Untergrund (z.B. Abspann) hat einen Schimmer ist aber ansonsten scharf.
Kino ging auch schon sehr gut, weil alles ausreichend groß ist und außerdem ist nur der Saal dunkel, die Leinwand ist dagegen sogar sehr hell.
Kleine Effekte hat das Auge mit der Linse im Vergleich zum gesunden noch. So habe ich manchmal einen leichten Schatten im Augenwinkel und gelegentlich, aber wirklich nur sehr selten, einen Reflex (dann sehe ich quasi einen der Ringe in der Linse). Das sind aber wirklich Kleinigkeiten. Nach Meinung der Augenärztin sitzt die Linse perfekt in der Mitte - mit solchen Sachen muss man halt leben.
Alles in allem habe ich noch einige Anpassungsschwierigkeiten, weil das linke Auge etwas kurzsichtig ist und das rechte etwas weitsichtig. Das liegt nun nicht an der Linse, aber ich möchte es mit erwähnen, weil man nach 14 Tagen noch nicht unbedingt wieder arbeitsfähig wäre (obwohl alles bestens verheilt ist).
Mein Resume: Ohne diese Linse wäre mein Auge durch den Grauen Star in absehbarer Zeit blind geworden! Unter dem Vorzeichen war die OP eine perfekte Lösung und ich bin froh, dass das heute so problemlos möglich ist (der Preis dafür ist auch absolut gerechtfertig).
Als Ingenieur muss ich aber auch sagen, dass die natürliche Linse doch noch ein Stück besser ist
