Hey Brillilein,
nach fast zwei Monaten bin ich nun auch mal wieder hier im Forum unterwegs und auf Deinen Thread gestoßen.
Es ist schon richtig, dass Du Dir umfassend Gedanken um Für und Wider und Art und Weise der OP machst.
Letztlich ist es ganz allein Deine Entscheidung und Du musst mit den Konsequenzen leben.
Ich selbst bin lange mit weichen Kontaktlinsen gut gefahren, bis - wie bei so vielen hier - Anfang diesen Jahres die Unverträglichkeit einsetzte. Seitdem trage ich ausschließlich Brille und das führt dazu, dass mein Interesse an einer OP endgültig entflammte. So habe ich im Sommer die ein oder andere Voruntersuchung hinter mich gebracht und mich letztlich für die Linsenimplantation entschieden. Inzwischen sind die Linsen bestellt und geliefert und ich habe meine OP-Termine für den 10. und 12.11.2014. Also genau heute in vier Wochen geht's los.
Ich freue mich sehr darauf und mache mir keine Gedanken mehr um Für und Wider, denn die Entscheidung ist gefallen. Jetzt bin ich nur noch gespannt auf das Ergebnis.
Ich habe mir für die Entscheidung eine Liste mit Pro's und Contra's gemacht. Diese habe ich anschließend mit einer Gewichtung versehen (denn das Risiko einer Erblindung wiegt nun mal stärker als am Strand sein Handtuch nicht wieder finden zu können - kommt allerdings auch weniger häufig vor

) und mir dann ein Urteil gebildet.
Letztlich ist meine Entscheidung für die OP ausgefallen, weil die Nachteile des Brille tragens in Summe viel stärker wiegen, als die Risiken und Nebenwirkungen die die OP mit sich bringen könnte oder sogar wird. Das Risiko des grauen Stars ist erstens gering und zweitens laufe ich im Alter sowieso Gefahr daran zu erkranken. Die Nebenwirkungen die mit hinreichender Wahrscheinlichkeit eintreten werden (z.B. Halos oder trockene Augen) kann ich leichter ertragen, als all die Nachteile, die das Brille tragen mit sich bringt. Nicht nur das die Brille einfach "stört" und man in vielen Situation "behindert" ist am normalen Leben teilzunehmen, die Sehqualität ist (zumindest bei mir) auch einfach schlecht bei den hohen Werten.
Wenn die OP also nicht völlig aus dem Ruder laufen sollte, sollte ich hinterher eine bessere Sehqualität haben als jetzt und darüber hinaus meine "Behinderung" wie ich es gerne nenne mit einem unsichtbaren, nicht störenden Hilfsmittel ausgegelichen haben.
Gerne möchte ich auf das von Dir angesprochene "Umfeld" eingehen. Bei mir sieht das unterschiedlich aus. Ich habe eine "Operierte" in der Familie die es jederzeit wieder tun würde. Meine Mum steht voll hinter mir und kann mich sehr gut verstehen (von ihr habe ich das schließlich geerbt

). Mein Mann kann mich auch verstehen, obwohl er selbst völlig gesunde Augen hat, aber er erlebt mich seit Jahren im Alltag und weiß aus meinen Schilderungen wie "behindert" ich hin und wieder bin. Daher unterstützt er meine Entscheidung und wird mich zu den OP's und den Nachkontrollen fahren und an diesen aufregenden Tagen bei mir sein. Im Freundeskreis und auf der Arbeit gehen die Meinungen auseinander. Einzelne Kollegen zeigen Verständnis (komischerweise entweder keine Brillenträger oder auch stark Kurzsichtige), andere "warnen" mich, sie würden selbst nicht ihr "Augenlich auf's Spiel setzen", nur um nicht mehr Brille tragen zu müssen. Meine Brille würde mir ja außerdem sehr gut stehen. Das sind komischerweise die Kollegen, die selbst eine modische Brille tragen, allerdings mit < -4 Dioptrien. Die zeigen wenig bis gar kein Verständnis.
Warum wundert mich das nicht? Sie können sich einfach nicht in meine Situation hinein versetzen, weil sie selbst eine Sehschwäche haben, diese aber als nicht sonderlich schlimm empfinden (was sie ja auch nicht ist). Die voll sehfähigen hingegen, kennen die Situation gar nicht und glauben meinen Schilderungen einfach, denn was anderes bleibt ihnen ja gar nicht übrig.
Für mich ist das auch keine "Schönheits-OP", sondern eine Behinderung die eines Hilfsmittels bedarf.
Schönheits-OP = Ohren anlegen, Nase begradigen, Lifting, Aufpolstern oder Absaugen diverser Körperteile je nach Geschmack = alles operative Maßnahmen die sich ein Mensch antut, weil er nicht so aussieht wie er gerne aussehen möchte.
Behinderung = Hilfsmittel zum "normalen" Leben erforderlich:
Gehbehinderung = Krücken, Rollstuhl, Prothesen, o.ä.
Taubheit/Hörbehinderung = Hörgeräte
Blindheit/Sehbehinderung = Stock und Hund, Lupe, Brille, Kontaktlinsen, Ausgleich oder Linderung der Sehbehinderung durch Lasern, Implantation von phaken Linsen, etc.
Die Linsenimplantation ist für mich ebenso ein Hilfsmittel wie eine Brille, welches meine Behinderung ausgleicht und mir mehr Lebensqualität schenkt.
Kurzum, von den wichtigen Menschen in meinem Leben erfahre ich Unterstützung und das reicht mir. Alle anderen haben keine Ahnung von meinem Leidensdruck. Ich habe nämlich auch noch keinen stark Kurzsichtigen getroffen, der gesagt hat er könne mich nicht verstehen, oder hielte das für Schwachsinn. Die verstehen nämlich alle warum.
Also, überleg nicht zu lange, man macht sich nur immer bekloppter. Vor allem wenn man anfängt nach negativen Erfahrungsberichten im Internet zu stöbern. Lass Dich gut beraten, hole die zwei bis drei Meinungen, mache dann für Dich persönlich eine Abwägung des Für und Wider gemessen an Deiner ganz persönlichen Situation und dann entscheide Dich einfach. Die Entscheidung wird immer richtig sein, weil sie Deine eigene ist.
Soo, jetzt habe ich genug gefaselt.
