von pinnipedii » 05.04.2005, 21:03
Dieser Bericht ist sehr ausführlich. Er spiegelt meine subjektiven Empfindungen und Erfahrungen wieder. Keineswegs ist er als Wertung gedacht (dazu fehlt mir der Vergleich) oder als Werbung (auch wenn ich Ross und Reiter nenne). Andere Berichte in diesem Forum haben mir bei der Entscheidungsfindung sehr geholfen und auf diese Weise möchte ich etwas davon zurückgeben. Den Organisatoren von operationauge.de habe ich für dieses Forum eine Spende zukommen lassen.
Eigentlich war ich mit den Kontaktlinsen immer recht zufrieden – ich sah gut und konnte während des Tragens meist vergessen, auf Sehhilfen angewiesen zu sein. Begonnen habe ich mit den Linsen mit 17 Jahren, Brille habe ich fast nie längere Zeit getragen. Anfangs hatte ich Jahreslinsen, zuletzt aber Monatslinsen. Zusehends störte ich mich aber an den Nachteilen dieser Sehhilfen. Ob auf Trekkingtouren, bei mehrtägigen Skitouren oder auch einfach abends in der Kneipe: Es kratzte, die Augen fühlten sich trocken an und zum Überfluss diagnostizierte der Augenarzt eine verstärkte Hornhautrandvaskularisation verursacht durch jahrelanges Tragen der Linsen. An die Brille mochte ich mich nie so recht gewöhnen. Eingeschränktes Sehfeld, Probleme bei Nässe und Temperaturwechseln, ständig verschmiert und auch lästige Sterne an den Rücklichtern der Autos bei Nacht.
Nun, mit 33 Jahren und -3,0 (re) / -5,25 (li) Dioptrien mit jeweils leichtem Astigmatismus, musste etwas passieren. Seit Jahren schon spielte ich mit dem Gedanken einer Laser-Korrektur. Auslöser, endlich aktiv zu werden, war im Frühjahr ein Bericht im Deutschlandfunk über Dr. Göker vom Istanbul Surgery Hospital. Der Beitrag war zwar positiv, die anschließende Recherche im Internet allerdings ernüchternd. Zu viele Zentren werben um die Gunst der Patienten, und es ist im Dickicht der Angebote unmöglich, eine unbeeinflusste Entscheidung zu treffen, schließlich versprechen alle bestmögliche Ergebnisse bei minimalem Risiko. Und dann die Preisunterschiede! Zu allem Überfluss stieß ich aber auch schnell auf die dunklen Seiten der Laser-OP: Begriffe wie Keratektasie, Dezentrierung, Starbursts, etc., deren Bedeutung sich mir bald erschloss, ließen mich daran zweifeln, ob das Lasern wirklich so eine gute Idee ist.
Meine Freundin, die sich ebenfalls für einen refraktiven Eingriff interessierte, und ich benötigten unabhängige Beratung. Mit Herrn Kusserow, dem Gründer von Clario, hatten wir bald einen solchen Berater gefunden, und wir haben diese Wahl nicht bereut. Clario bewertet refraktive Verfahren und Kliniken unter Qualitätsgesichtspunkten und berät Patienten bei der Wahl der Klinik und der Methode. Es muss erwähnt werden, dass wir beide als Naturwissenschaftler sehr kritisch sind und vieles ge- und hinterfragt haben. Selbst sehr spezielle Fragen zur Technik oder zu Fachartikeln wurden kompetent beantwortet. Die so erhaltenen Fakten statt der auch hier im Forum manchmal geäußerten Vermutungen oder Halbwahrheiten halfen uns, ein realistisches Bild der Chancen, Risiken und auch Nebenwirkungen (und die gibt es!) der verschiedenen refraktiven Verfahren zu erhalten und uns für eine LASIK zu entscheiden. Auch wenn die Qualität über den Kosten stehen sollte, war es doch erfreulich, dass eine OP über Clario durch Sonderkonditionen inkl. Beratungshonorar in unserem Fall nicht mehr gekostet hat als der Originalpreis der Augenklinik.
Uns wurde auf Grund unserer Ausgangswerte zu einer LASIK in einer bayerischen Laserklinik bei einem sehr erfahrenen Operateur (Dr. Armbrust) geraten. Unser Wunschtermin war Ende Oktober, damit wir den Feiertag Anfang November in Baden-Württemberg noch zur Erholung nutzen konnten. Alle Formalitäten wurden über Clario abgewickelt. Kontaktlinsen habe ich seit dem 01.10.04 nicht mehr getragen.
Wir beginnen eine Woche vor der OP mit der Einnahme von VisionPlus-Kapseln aus dem Reformhaus. Diese wollen wir vor allem aus psychologischen Gründen insgesamt 60 Tage lang zweimal täglich einwerfen: Sie enthalten neben den einschlägigen Vitaminen noch Spurenelemente, Bioflavonoide, Carotinoide und vor allem ungesättigte Fettsäuren („Fischöl“). Vielleicht hilft es bei der Heilung und gegen die trockenen Augen, und wenn nicht, schaden sie auch nicht.
Tag der Voruntersuchung (27.10.04)
Die Augenklinik präsentiert sich als sehr moderne und gepflegte Einrichtung mit freundlichem Personal. Die Internet-Ecke, die Getränke-Bar und das Zeitschriftenangebot, das einem Kiosk zur Ehre gereicht, lassen vergessen, dass man sich einem Wartebereich befindet. Die Untersuchungen selbst (subjektive und objektive Refraktion, Hornhauttopographie, Pachymetrie, Aberrometrie, usw.) werden von einer Ingenieurin für Augenoptik durchgeführt. Dabei kommt für mich überraschend heraus, dass ich leicht überkorrigiert war. Frau Schmitt-Lieb kümmert sich auch um die technische Seite des Lasers, einem VISX Star S4. Alle Fragen werden freundlich beantwortet. Eine ausführliche medizinische Beratung und Untersuchung (Augenvorder- und -hintergrund) findet anschließend durch Dr. Armbrust statt, der Autorität und Ruhe ausstrahlt.
Meine Werte:
-3,0 -0,5x168 (rechts, Führungsauge)
-5,25 -0,5x180 (links)
6,5 und 7,0 mm Pupillenweite im Dunkeln
600 µm Hornhautdicke
Visus korrigiert 1,2 auf beiden Augen
Der OP-Termin war bereits für den kommenden Tag angesetzt. Am Nachmittag haben wir unsere Werte noch einmal mit Herrn Kusserow durchgesprochen und letzte Fragen geklärt. Wie schon Dr. Armbrust weist uns Herr Kusserow noch einmal auf die möglichen Nachtsichtprobleme hin, die durch unsere recht flache Hornhautgeometrie und großen Pupillen (besonders bei meiner Freundin) auftreten können. Diese Probleme sollten allerdings im Rahmen des Erträglichen bleiben und können, müssen aber nicht verschwinden – Männer seien in dieser Hinsicht allerdings besonders empfindlich bzw. weniger anpassungsfähig. Nun liegt es an uns. Nach gründlicher Abwägung entscheide ich mich positiv, meine Freundin will diesen Punkt am nächsten Tag noch einmal bei Dr. Armbrust stressen.
Wir haben schon einmal besser geschlafen.
OP-Tag (28.10.04)
Mit den anderen Kandidaten erwarten wir in nervöser Anspannung unseren Aufruf. Die OP-Schwestern sind sehr freundlich und bereiteten uns für die OP vor – Überziehen von Haube und Überschuhen für den Sterilbereich, Betäubung der Hornhaut durch Tropfen, Desinfektion der Augenpartie, Verabreichung eines Rosamachers (Tavor). Wir werden in einen halbsterilen Wartebereich geführt, nochmals betropft und an den Hornhauträndern markiert, damit der Flap nachher in seine ursprüngliche Position zurückgelegt werden kann. Das empfand ich nicht als besonders unangenehm. An diesem Tag wurden neun Personen behandelt. Um 14:00 Uhr bin ich an der Reihe. Ich werde in den OP-Raum geführt, und kann mangels Sehhilfe nicht viel erkennen, auch wenn ich ein kleines OP-Team ausmachen kann. Ich werde auf der Liege platziert und mein Kopf durch ein spezielles Kissen fixiert. Süß ist der angebotene Teddy zum Drücken, den ich allerdings ablehne. Meine Frage, ob ich stattdessen eine der OP-Schwestern drücken dürfe, bleibt allerdings unbeantwortet... Fluchtgedanken, die mich im Wartebereich noch beschäftigt haben, sind jetzt verflogen. Dr. Armbrust erklärt mit ruhiger Stimme sein Vorgehen, was mir sehr hilft. Der Lidspanner empfand ich nicht als unangenehm, eigentlich habe ich ihn kaum gespürt. „Jetzt kommt ein Druck“ beim Aufsetzen des Saugrings, „gleich wird es kurz dunkel“ beim Ansetzen des Mikrokeratoms usw. Es tut tatsächlich nichts weh, deswegen ist es aber natürlich nicht unbedingt gleich angenehm. Es gibt aber Schlimmeres. Das Keratom summt kurz und leise, dann ist der Flap geschnitten. Das orange blinkende Fixierlicht, was man die ganze Zeit anschauen soll, verwischt beim Zurücklegen des Flaps endgültig: Ich bin bereit, das Licht zu empfangen. Man sieht nichts vom Lasern (erst beim zweiten Auge habe ich mir eingebildet, schwache bläuliche Blitze zu sehen - vielleicht stammen sie vom Auftreffen des unsichtbaren UV-Laserlichts auf das Stroma und einer sekundären Emission längerwelligeren sichtbaren Lichts) und es ist sehr schnell vorbei. Dafür hört man in kurzer, unregelmäßiger Folge Kurzschluss-ähnliche Geräusche, ungefähr so, wie wenn eine Sicherung herausfliegt. Es geht sehr schnell und tatsächlich riecht es etwas nach verbrannten Haaren. Später, auf dem OP-Video, erkenne ich, dass der Eyetracker den Laser beim rechten Auge gestoppt hat und er neu ansetzte. Geschadet hat das zum Glück nichts. Das Zurücklegen des Flaps ist ebenfalls schnell und routiniert erledigt. Zwischenzeitlich hatte ich bei der Prozedur das seltsame Gefühl, ich würde das alles wie durch eine Glasscheibe betrachten und es hätte nichts mit meinen Augen zu tun. Dann wird man hinausgeführt und verbringt einige Minuten mit geschlossenen Augen im Wartebereich. Dr. Armbrust kommt heraus und fragt nach dem Befinden. Das Sehen ist besser als vorher ohne Brille, aber noch leicht verschwommen. Da behält man die Augen gerne zu

Nun folgte eine erste Nachuntersuchung des Flap-Sitzes. Bald verlassen wir die Klinik und fahren mit dem Taxi ins Hotel. Wir haben in der Klinik ausreichend Antibiotika-Tropfen (Isopto-Max), das Tränenersatzmittel Biolan (30 EDOs) und andere Utensilien (Sonnenbrille, Nachtbrille, T-Shirt) mit einem ausführlichen Behandlungsschema erhalten. Im Hotel legen wir uns hin und versuchen, etwas zu dösen. Ein Hörspiel aus dem Notebook vertreibt die Zeit. Die Sicht ist am Abend schon sensationell. Wir machen einen kleinen Spaziergang und bemerken beide im Dunkeln leichte Halos um helle Lichtquellen. Zu Abend essen wir auf dem Zimmer. Wir setzen zum Schlafen die Schutzbrillen auf. In der Nacht wachen wir wegen des trockenen Gefühls im Auge auf und tropfen. Es hilft uns sehr, unsere Erfahrungen zu teilen und uns gegenseitig die Tropfen zu verabreichen. Wir hoffen, am nächsten Morgen immer noch so gut zu sehen. Schmerzen haben wir keine. Ein Blick in den Spiegel zeigt am linken Auge einen Bluterguss in der Lederhaut.
Tag der Nachuntersuchung (29.10.04)
Hurra, wir sehen noch! Auch bei der Nachuntersuchung ist alles in Ordnung – sehr beruhigend. Die Sehschärfe liegt bei uns beiden schon bei 120%. Wir bekommen ein augenärztliches Attest für den Führerschein. Mir wird versichert, dass der Bluterguss mit der Zeit verschwindet. Da die Abholung durch meinen Vater überraschend nicht klappt, fahren wir nach ärztlicher Rücksprache selbst ca. eine Stunde nach Frankfurt zu meinen Eltern. Das geht problemlos, um nicht zu sagen: Es macht Spaß! Dort erholen wir uns. Wir tropfen fleißig.
2. Tag Post-OP (30.10.04)
Auch in dieser und den folgenden Nächten brauchen wir einmal Tropfen. Das trockene Gefühl ist in etwa mit zu lang getragenen Kontaktlinsen zu vergleichen, nur dass es nicht so kratzt.
Abends, bei einem Spaziergang, rieche ich Rauch. Kurz darauf tränen meinen Augen wie wild und jucken. Ich darf nicht reiben und tue es auch nicht, auch wenn die Versuchung unendlich groß ist. Sobald ich wieder zu Hause bin, tropfe ich Isopto-Max. Die Reizung verschwindet bald wieder. Ob wohl Rauchpartikel die Ursache waren?
3. und 4. Tag Post-OP (31.10./01.11.04)
So scharf habe ich subjektiv noch nie gesehen. Noch mischt sich unter die Freude die Sorge, ob das Ergebnis stabil bleibt und die schwachen Halos beim Nachtsehen wohl wie bei den meisten nach einigen Monaten weggehen. Sie stören etwas, aber sie behindern nicht. Gerade wegen der Nachtsicht habe ich mir am meisten Sorgen im Vorfeld gemacht: Ich habe mit einem Studenten telefoniert, der in Mannheim behandelt wurde und nachts derart mit Starbursts zu kämpfen hat, dass ihm sogar im Dunkeln spazieren schwer fällt. Dass er trotzdem eingeschränkt zufrieden mit dem Ergebnis ist, ließ mich annehmen, dass viele sich das Ergebnis schönreden. So etwas wollten wir natürlich unbedingt vermeiden. Lichthöfe um helle punktförmige Lichtquellen, nichts anderes sind Halos, wie ich sie jetzt erfahre, sind aber tatsächlich keine Einschränkung, sie sind mehr lästig, weil man gerade anfangs ständig hinschaut. Links sind diese bei mir übrigens deutlich stärker und asymmetrisch, beim binokularen Sehen wird das aber ausgeblendet. Links war aber auch das Auge, das auch vorher nie die Abbildungsschärfe und -qualität des rechten erreichte. Eine Verbesserung zu vorher bemerke ich noch: Ich habe aus irgendwelchen Gründen blaue Neonschriften immer sehr unscharf wahrgenommen. Jetzt haben diese einen deutlich besseren Kontrast.
An Allerheiligen lange nächtliche Autofahrt, z.T. durch Regen. Keine Probleme. Die leichten Irritationen durch die Halos werden durch deutlich verbesserte Klarheit der Sicht mehr als ausgeglichen. Auch die Augenmuskeln spüre ich; ich fühle mich, als würde ich ständig die Augen aufreißen, was ich aber nicht tue. Für mich sind das aber keine Schmerzen, eher wie ein Muskelkater. Ich entdecke im rechten Auge unter dem Flap einen kleinen roten Fleck. Ich rufe bei der Klinik an und werde beruhigt: Manchmal verbleiben nach dem Zurücklegen des Flaps winzige Blutreste im Interface, die aber über einen längeren Zeitraum abgebaut werden und verschwinden. Nach acht Wochen war der Blutfleck tatsächlich verschwunden.
1 Woche Post-OP (04.11.04)
Nachuntersuchung. Ab morgen kann Isopto-Max abgesetzt werden, wobei ich es schrittweise absetzen möchte, indem ich morgen 2x, übermorgen noch 1x tropfe. Der lokale Augenarzt, der selbst auch PRK-/LASIK-Beratung macht, ist zufrieden, empfiehlt mir allerdings ein von der Laser-Klinik abweichendes Behandlungsschema: 3x täglich zusätzlich zu den Biolan Cortison-haltige Tropfen „gegen die Narbenbildung“. Ich frage bei der Klinik nach und lasse mich beruhigen. Da Isopto-Max auch Dexamethason, ein sehr wirksames Corticoid, enthält und bereits eine Woche verabreicht wurde, ist eine Narbenbildung extrem unwahrscheinlich und eine weitere Zugabe nicht nötig. Ab heute nehme ich in Absprache mit der Klinik noch abends vor dem Schlafen noch Bepanthen-Augensalbe. Diese werde ich insgesamt sechs Wochen nehmen, wobei ich jede Woche eine neue Packung anbreche. Die Augen sind noch recht trocken. Der „Muskelkater“ ist verschwunden. Beim 3D-Test (komische Brille aufsetzen, die riesige Stubenfliege auf der rechten Seite einer Schautafel bestaunen und dem netten Onkel Augenarzt sagen, welche Kreise auf der linken Seite hervorstehen) habe ich nur die erste Reihe erkennen können, aber das war ich schon gewohnt. 3D war nie meine Stärke. Die Sehschärfe ist subjektiv höher als vorher mit Brille oder Kontaktlinsen.
2. Woche Post-OP
Die für die erste Woche nötige Schutzbrille für die Nacht habe ich sogar die zweite Woche getragen. Ich gehe endlich wieder zweimal die Woche zum Sport. Die Halos sind nachts weiterhin präsent, ich gewöhne mich aber daran, d.h. sie stören mich nicht weiter. Das Glück, ohne Linsen sehr gut zu sehen (auch bei Autofahrten in der Dunkelheit) überwiegt bei weitem. Würde mich jetzt als 95% zufrieden betrachten – und ich bin anspruchsvoll! Interessant ist, dass die Halos bei mir definitiv nichts mit der Pupillengröße zu tun haben: Ich beobachte sie bei mesopischen Bedingungen genauso, obwohl meine Pupillen da recht klein sind (<4 mm). Ich glaube, die Halos kommen durch unregelmäßige Lichtbrechungen am Stroma-Flap-Interface zu Stande. Das lässt aber hoffen, dass sie tatsächlich nach ein paar Monaten während des Heilungsprozesses verschwinden.
Subjektiver Eindruck der Halos. Die Dinger sehen ein bisschen aus wie Pusteblumen aus Licht, wobei der feine Strahlenkranz bei weißem Licht in den einzelnen Strahlen in den Spektralfarben changiert. Die Größe hängt stark vom Blickwinkel ab. Sie können bei frontaler Draufsicht auch kurzzeitig sehr viel größer sein. Besonders ausgeprägte Halos machen bei mir die roten LED-Rücklichter von Fahrrädern. Ich habe diese Lichteffekte schon vor der OP beim roten Laserlicht des Scanners an den Supermarktkassen bemerkt.
3. Woche Post-OP
Die Sehschärfe scheint stabil auf hohem Niveau zu bleiben. Bei den Halos, die natürlich bei Autofahren in der Dunkelheit (November!) auffallen, scheint es mal bessere und mal schlechtere Tage zu geben.
25.11.04: Jetzt sind schon vier Wochen vergangen! Heute hatte ich meine Monatsuntersuchung, die zwar von der Augenklinik nicht vorgeschrieben ist, mich aber ungemein beruhigt: Alles in Ordnung. Die „gestippte“ Hornhaut, die er mir nach einer Woche noch attestierte, ist jetzt schön glatt.
Was mir in den letzten vier Wochen auffiel, ist, dass sich die Sehschärfe von vorneherein als sehr stabil darstellte und sich nicht mehr veränderte. Diesmal passiere ich den 3D-Test, d.h. mein räumliches Sehvermögen hat sich verbessert!
Auch die Trockenheit der Augen ist sehr viel besser geworden bei meinem Schätzle und mir. Ob die Kombination aus nächtlichem Bepanthen und den Augen-Kapseln hilfreich ist, kann ich nicht sagen, aber ich brauche über den Tag verteilt jetzt vielleicht nur noch 3-4 mal tropfen. Muss mich sogar etwas dazu zwingen. Habe mir jetzt zusätzlich „Hylan Stulln“ zugelegt („Xidan“ ist ein identisches Produkt). Die EDOs kann man wieder verschließen, was sehr praktisch ist, so dass eine EDO einen Tag reicht, selbst wenn man unterwegs ist. Außerdem enthält Hylan außer Hyaluronsäure noch Carbomer, wodurch die Verweilzeit im Auge erhöht wird.
Auffällig ist, dass an der frischen Luft, die im Moment wirklich frisch ist, die Tränenbildung wieder in Gang gekommen ist.
27./28.11.04: An diesem Wochenende waren wir Ski fahren – auf dem Kaunertaler Gletscher war es recht frisch. War genial! Vor knapp einem Jahr blinzelte ich an selber Stelle die durch die Kälte und den Fahrtwind trocken gewordenen Linsen regelmäßig aus dem Auge und musste die Dinger im Schnee suchen... Ich habe jetzt das Gefühl, die Augen sind genau so feucht bzw. trocken wie vor der OP, wobei ich durch die Kontaktlinsen bedingt eher trockene Augen hatte. Trotzdem tropfe ich noch nach dem Aufstehen, mittags und abends.
10.12.04: Heute schaue ich mir die DVD der OP an. Sie gehört zum Service von Clario und dient der medizinischen Dokumentation. Eine – wie soll ich sagen – interessante Erfahrung.
12.12.04: Habe die Tropfen heute erstmals gar nicht gebraucht/genommen.
21.12.04: Vorgestern habe ich mich von der Bepanthen Augensalbe verabschiedet. Sie hat meinen Augen sicher gut getan, aber nach dem Aufstehen erst einmal für verschlierte Sicht gesorgt. Jetzt tropfe ich abens zum Schlafen Corneregel fluid. Ob und wieviel ich tropfe, hängt noch etwas von den äußeren Umständen ab. An sehr kalten trockenen Tagen tropfe ich tagsüber vielleicht drei- bis viermal. Die Halos sind jetzt, sieben Wochen Post-OP, etwas weniger ausgeprägt.
22.12.04: War heute bei Fielmann und habe meinen Visus bestimmen lassen. Ich machte mir Sorgen, weil mein linkes Auge deutlich „unschärfer“ ist als mein rechtes. Mein „schlimmes“ linkes Auge wurde mit 1,2 bestimmt, das rechte mit 1,6. Zusammen: 1,6. Nach längerem Hinstarren habe ich sogar zwei Zahlen aus der 2,0-Reihe „lesen“ können. Kann man nicht meckern
29.12.04: Seit heute nehme ich vor dem Schlafengehen eine Kapsel Lachsöl vom dm („Omega-3 1000“). Diese sind recht hoch dosiert und sollen ja angeblich unterstützend bei Augentrockenheit sein. Meine Augen sind jetzt definitiv tagsüber so feucht oder besser trocken wie vorher mit Linsen. Schaun mer mal, ob das noch besser geht...
31.12.05: Silvester konnten wir ohne Einschränkungen genießen. Das Feuerwerk war tatsächlich pyrotechnischer und nicht optischer Natur... Bei sehr hellen bengalischen Feuern sehe ich Halos, ist aber okay.
02.01.05: Habe jetzt zwei Tage nicht mehr getropft, allerdings auch immer ausgeschlafen. Waren am Abend im Kino. Interessant: Beim Hinweg im Dunkeln wenig Halos, beim Rückweg größere Halos und sogar etwas Starburst. Wahrscheinlich die trockene klimatisierte Luft im Kino kombiniert mit dem Starren auf die Leinwand und geringerer Blinzelfrequenz. Mir fällt im Kino jetzt die Unschärfe der Projektion stärker auf als früher.
03.01.05: Am Morgen bei Autofahrt in der Dunkelheit nur noch geringe Halos und keinen Starburst mehr. Durch das frühe Aufstehen allerdings wieder trockenere Augen. Gönne mir daher einen doppelten Hylan.
12.01.05: Tropfe nur noch unregelmäßig nach Bedarf, hauptsächlich bei der Arbeit (trockene Büroluft, weniger Schlaf als am Wochenende). Schlaf ist auch ein Faktor für die Qualität des Sehens bei Nacht. Bin ich sehr müde, fallen mir Halos und Starbursts auf, sonst nehme ich sie kaum noch wahr.
25.01.05: Nehme die Lachsölkapseln nur noch unregelmäßig – die Augen sind von der Feuchte her wieder so, wie ich es von früher gewohnt war. Nur unregelmäßig habe ich das Bedürfnis zu tropfen. Die letzte Woche Skiurlaub waren jedenfalls Sehhilfen-frei ein Genuss! In der Nacht habe ich mir mit meiner Freundin noch Liposic-EDOs geteilt. Habe den Arztbericht meines lokalen Augenarztes angefordert. Intraokulardruck, Amsler-Test, Mesotest, etc.: Alles „regelrecht“.
03.02.05: Abschlussuntersuchung in der Augenklinik. Sehtest perfekt, medizinisch alles in Ordnung. Kleiner Wermutstropfen: Dr. Armbrust fiel kurzfristig aus – entsprechend hektisch und ungeduldig ging es an diesem Tag zu.
05.04.05: Insgesamt fünf Monate später: Ergebnisse bleiben stabil ohne erkennbare Schwankungen auf hohem Niveau. Halos sind subjektiv etwas zurückgegangen.
Fazit: Meine Freundin, die ich vielleicht auch noch zum Schreiben eines Erfahrungsberichts animieren kann, und ich sind beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis der OP, der Klinik und der vorbereitenden und begleitenden Beratung. Beide hatten wir Glück und sehen besser als vorher. Aufgrund dieser guten Erfahrung empfehlen wir interessierten Freunden und Bekannten ein ähnliches Vorgehen. Noch ein letztes Wort zu den Halos, weil ich diesen in meinem Bericht doch einen gewissen Platz eingeräumt habe, den sie eigentlich gar nicht verdienen: Vor der OP konnte ich nicht genug Informationen zu diesem Thema bekommen und war/bin stark darauf sensibilisiert. So wie ich sie jetzt sehe verdienen sie eigentlich nicht einmal das Attribut „Problem“. Hätte ich die Wahl, wie mit dem früheren Visus ohne Halos zu sehen oder mit dem besseren neuen Visus mit, so würde ich immer die letztere Option wählen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. Ingo Kusserow von Clario, Herrn Dr. med. Armbrust, Frau Dipl.-Ing. Schmitt-Lieb und dem ganzen Team der Augenklinik in Lohr.
Dieser Bericht ist sehr ausführlich. Er spiegelt meine subjektiven Empfindungen und Erfahrungen wieder. Keineswegs ist er als Wertung gedacht (dazu fehlt mir der Vergleich) oder als Werbung (auch wenn ich Ross und Reiter nenne). Andere Berichte in diesem Forum haben mir bei der Entscheidungsfindung sehr geholfen und auf diese Weise möchte ich etwas davon zurückgeben. Den Organisatoren von operationauge.de habe ich für dieses Forum eine Spende zukommen lassen.
Eigentlich war ich mit den Kontaktlinsen immer recht zufrieden – ich sah gut und konnte während des Tragens meist vergessen, auf Sehhilfen angewiesen zu sein. Begonnen habe ich mit den Linsen mit 17 Jahren, Brille habe ich fast nie längere Zeit getragen. Anfangs hatte ich Jahreslinsen, zuletzt aber Monatslinsen. Zusehends störte ich mich aber an den Nachteilen dieser Sehhilfen. Ob auf Trekkingtouren, bei mehrtägigen Skitouren oder auch einfach abends in der Kneipe: Es kratzte, die Augen fühlten sich trocken an und zum Überfluss diagnostizierte der Augenarzt eine verstärkte Hornhautrandvaskularisation verursacht durch jahrelanges Tragen der Linsen. An die Brille mochte ich mich nie so recht gewöhnen. Eingeschränktes Sehfeld, Probleme bei Nässe und Temperaturwechseln, ständig verschmiert und auch lästige Sterne an den Rücklichtern der Autos bei Nacht.
Nun, mit 33 Jahren und -3,0 (re) / -5,25 (li) Dioptrien mit jeweils leichtem Astigmatismus, musste etwas passieren. Seit Jahren schon spielte ich mit dem Gedanken einer Laser-Korrektur. Auslöser, endlich aktiv zu werden, war im Frühjahr ein Bericht im Deutschlandfunk über Dr. Göker vom Istanbul Surgery Hospital. Der Beitrag war zwar positiv, die anschließende Recherche im Internet allerdings ernüchternd. Zu viele Zentren werben um die Gunst der Patienten, und es ist im Dickicht der Angebote unmöglich, eine unbeeinflusste Entscheidung zu treffen, schließlich versprechen alle bestmögliche Ergebnisse bei minimalem Risiko. Und dann die Preisunterschiede! Zu allem Überfluss stieß ich aber auch schnell auf die dunklen Seiten der Laser-OP: Begriffe wie Keratektasie, Dezentrierung, Starbursts, etc., deren Bedeutung sich mir bald erschloss, ließen mich daran zweifeln, ob das Lasern wirklich so eine gute Idee ist.
Meine Freundin, die sich ebenfalls für einen refraktiven Eingriff interessierte, und ich benötigten unabhängige Beratung. Mit Herrn Kusserow, dem Gründer von Clario, hatten wir bald einen solchen Berater gefunden, und wir haben diese Wahl nicht bereut. Clario bewertet refraktive Verfahren und Kliniken unter Qualitätsgesichtspunkten und berät Patienten bei der Wahl der Klinik und der Methode. Es muss erwähnt werden, dass wir beide als Naturwissenschaftler sehr kritisch sind und vieles ge- und hinterfragt haben. Selbst sehr spezielle Fragen zur Technik oder zu Fachartikeln wurden kompetent beantwortet. Die so erhaltenen Fakten statt der auch hier im Forum manchmal geäußerten Vermutungen oder Halbwahrheiten halfen uns, ein realistisches Bild der Chancen, Risiken und auch Nebenwirkungen (und die gibt es!) der verschiedenen refraktiven Verfahren zu erhalten und uns für eine LASIK zu entscheiden. Auch wenn die Qualität über den Kosten stehen sollte, war es doch erfreulich, dass eine OP über Clario durch Sonderkonditionen inkl. Beratungshonorar in unserem Fall nicht mehr gekostet hat als der Originalpreis der Augenklinik.
Uns wurde auf Grund unserer Ausgangswerte zu einer LASIK in einer bayerischen Laserklinik bei einem sehr erfahrenen Operateur (Dr. Armbrust) geraten. Unser Wunschtermin war Ende Oktober, damit wir den Feiertag Anfang November in Baden-Württemberg noch zur Erholung nutzen konnten. Alle Formalitäten wurden über Clario abgewickelt. Kontaktlinsen habe ich seit dem 01.10.04 nicht mehr getragen.
Wir beginnen eine Woche vor der OP mit der Einnahme von VisionPlus-Kapseln aus dem Reformhaus. Diese wollen wir vor allem aus psychologischen Gründen insgesamt 60 Tage lang zweimal täglich einwerfen: Sie enthalten neben den einschlägigen Vitaminen noch Spurenelemente, Bioflavonoide, Carotinoide und vor allem ungesättigte Fettsäuren („Fischöl“). Vielleicht hilft es bei der Heilung und gegen die trockenen Augen, und wenn nicht, schaden sie auch nicht.
Tag der Voruntersuchung (27.10.04)
Die Augenklinik präsentiert sich als sehr moderne und gepflegte Einrichtung mit freundlichem Personal. Die Internet-Ecke, die Getränke-Bar und das Zeitschriftenangebot, das einem Kiosk zur Ehre gereicht, lassen vergessen, dass man sich einem Wartebereich befindet. Die Untersuchungen selbst (subjektive und objektive Refraktion, Hornhauttopographie, Pachymetrie, Aberrometrie, usw.) werden von einer Ingenieurin für Augenoptik durchgeführt. Dabei kommt für mich überraschend heraus, dass ich leicht überkorrigiert war. Frau Schmitt-Lieb kümmert sich auch um die technische Seite des Lasers, einem VISX Star S4. Alle Fragen werden freundlich beantwortet. Eine ausführliche medizinische Beratung und Untersuchung (Augenvorder- und -hintergrund) findet anschließend durch Dr. Armbrust statt, der Autorität und Ruhe ausstrahlt.
Meine Werte:
-3,0 -0,5x168 (rechts, Führungsauge)
-5,25 -0,5x180 (links)
6,5 und 7,0 mm Pupillenweite im Dunkeln
600 µm Hornhautdicke
Visus korrigiert 1,2 auf beiden Augen
Der OP-Termin war bereits für den kommenden Tag angesetzt. Am Nachmittag haben wir unsere Werte noch einmal mit Herrn Kusserow durchgesprochen und letzte Fragen geklärt. Wie schon Dr. Armbrust weist uns Herr Kusserow noch einmal auf die möglichen Nachtsichtprobleme hin, die durch unsere recht flache Hornhautgeometrie und großen Pupillen (besonders bei meiner Freundin) auftreten können. Diese Probleme sollten allerdings im Rahmen des Erträglichen bleiben und können, müssen aber nicht verschwinden – Männer seien in dieser Hinsicht allerdings besonders empfindlich bzw. weniger anpassungsfähig. Nun liegt es an uns. Nach gründlicher Abwägung entscheide ich mich positiv, meine Freundin will diesen Punkt am nächsten Tag noch einmal bei Dr. Armbrust stressen.
Wir haben schon einmal besser geschlafen.
OP-Tag (28.10.04)
Mit den anderen Kandidaten erwarten wir in nervöser Anspannung unseren Aufruf. Die OP-Schwestern sind sehr freundlich und bereiteten uns für die OP vor – Überziehen von Haube und Überschuhen für den Sterilbereich, Betäubung der Hornhaut durch Tropfen, Desinfektion der Augenpartie, Verabreichung eines Rosamachers (Tavor). Wir werden in einen halbsterilen Wartebereich geführt, nochmals betropft und an den Hornhauträndern markiert, damit der Flap nachher in seine ursprüngliche Position zurückgelegt werden kann. Das empfand ich nicht als besonders unangenehm. An diesem Tag wurden neun Personen behandelt. Um 14:00 Uhr bin ich an der Reihe. Ich werde in den OP-Raum geführt, und kann mangels Sehhilfe nicht viel erkennen, auch wenn ich ein kleines OP-Team ausmachen kann. Ich werde auf der Liege platziert und mein Kopf durch ein spezielles Kissen fixiert. Süß ist der angebotene Teddy zum Drücken, den ich allerdings ablehne. Meine Frage, ob ich stattdessen eine der OP-Schwestern drücken dürfe, bleibt allerdings unbeantwortet... Fluchtgedanken, die mich im Wartebereich noch beschäftigt haben, sind jetzt verflogen. Dr. Armbrust erklärt mit ruhiger Stimme sein Vorgehen, was mir sehr hilft. Der Lidspanner empfand ich nicht als unangenehm, eigentlich habe ich ihn kaum gespürt. „Jetzt kommt ein Druck“ beim Aufsetzen des Saugrings, „gleich wird es kurz dunkel“ beim Ansetzen des Mikrokeratoms usw. Es tut tatsächlich nichts weh, deswegen ist es aber natürlich nicht unbedingt gleich angenehm. Es gibt aber Schlimmeres. Das Keratom summt kurz und leise, dann ist der Flap geschnitten. Das orange blinkende Fixierlicht, was man die ganze Zeit anschauen soll, verwischt beim Zurücklegen des Flaps endgültig: Ich bin bereit, das Licht zu empfangen. Man sieht nichts vom Lasern (erst beim zweiten Auge habe ich mir eingebildet, schwache bläuliche Blitze zu sehen - vielleicht stammen sie vom Auftreffen des unsichtbaren UV-Laserlichts auf das Stroma und einer sekundären Emission längerwelligeren sichtbaren Lichts) und es ist sehr schnell vorbei. Dafür hört man in kurzer, unregelmäßiger Folge Kurzschluss-ähnliche Geräusche, ungefähr so, wie wenn eine Sicherung herausfliegt. Es geht sehr schnell und tatsächlich riecht es etwas nach verbrannten Haaren. Später, auf dem OP-Video, erkenne ich, dass der Eyetracker den Laser beim rechten Auge gestoppt hat und er neu ansetzte. Geschadet hat das zum Glück nichts. Das Zurücklegen des Flaps ist ebenfalls schnell und routiniert erledigt. Zwischenzeitlich hatte ich bei der Prozedur das seltsame Gefühl, ich würde das alles wie durch eine Glasscheibe betrachten und es hätte nichts mit meinen Augen zu tun. Dann wird man hinausgeführt und verbringt einige Minuten mit geschlossenen Augen im Wartebereich. Dr. Armbrust kommt heraus und fragt nach dem Befinden. Das Sehen ist besser als vorher ohne Brille, aber noch leicht verschwommen. Da behält man die Augen gerne zu ;-) Nun folgte eine erste Nachuntersuchung des Flap-Sitzes. Bald verlassen wir die Klinik und fahren mit dem Taxi ins Hotel. Wir haben in der Klinik ausreichend Antibiotika-Tropfen (Isopto-Max), das Tränenersatzmittel Biolan (30 EDOs) und andere Utensilien (Sonnenbrille, Nachtbrille, T-Shirt) mit einem ausführlichen Behandlungsschema erhalten. Im Hotel legen wir uns hin und versuchen, etwas zu dösen. Ein Hörspiel aus dem Notebook vertreibt die Zeit. Die Sicht ist am Abend schon sensationell. Wir machen einen kleinen Spaziergang und bemerken beide im Dunkeln leichte Halos um helle Lichtquellen. Zu Abend essen wir auf dem Zimmer. Wir setzen zum Schlafen die Schutzbrillen auf. In der Nacht wachen wir wegen des trockenen Gefühls im Auge auf und tropfen. Es hilft uns sehr, unsere Erfahrungen zu teilen und uns gegenseitig die Tropfen zu verabreichen. Wir hoffen, am nächsten Morgen immer noch so gut zu sehen. Schmerzen haben wir keine. Ein Blick in den Spiegel zeigt am linken Auge einen Bluterguss in der Lederhaut.
Tag der Nachuntersuchung (29.10.04)
Hurra, wir sehen noch! Auch bei der Nachuntersuchung ist alles in Ordnung – sehr beruhigend. Die Sehschärfe liegt bei uns beiden schon bei 120%. Wir bekommen ein augenärztliches Attest für den Führerschein. Mir wird versichert, dass der Bluterguss mit der Zeit verschwindet. Da die Abholung durch meinen Vater überraschend nicht klappt, fahren wir nach ärztlicher Rücksprache selbst ca. eine Stunde nach Frankfurt zu meinen Eltern. Das geht problemlos, um nicht zu sagen: Es macht Spaß! Dort erholen wir uns. Wir tropfen fleißig.
2. Tag Post-OP (30.10.04)
Auch in dieser und den folgenden Nächten brauchen wir einmal Tropfen. Das trockene Gefühl ist in etwa mit zu lang getragenen Kontaktlinsen zu vergleichen, nur dass es nicht so kratzt.
Abends, bei einem Spaziergang, rieche ich Rauch. Kurz darauf tränen meinen Augen wie wild und jucken. Ich darf nicht reiben und tue es auch nicht, auch wenn die Versuchung unendlich groß ist. Sobald ich wieder zu Hause bin, tropfe ich Isopto-Max. Die Reizung verschwindet bald wieder. Ob wohl Rauchpartikel die Ursache waren?
3. und 4. Tag Post-OP (31.10./01.11.04)
So scharf habe ich subjektiv noch nie gesehen. Noch mischt sich unter die Freude die Sorge, ob das Ergebnis stabil bleibt und die schwachen Halos beim Nachtsehen wohl wie bei den meisten nach einigen Monaten weggehen. Sie stören etwas, aber sie behindern nicht. Gerade wegen der Nachtsicht habe ich mir am meisten Sorgen im Vorfeld gemacht: Ich habe mit einem Studenten telefoniert, der in Mannheim behandelt wurde und nachts derart mit Starbursts zu kämpfen hat, dass ihm sogar im Dunkeln spazieren schwer fällt. Dass er trotzdem eingeschränkt zufrieden mit dem Ergebnis ist, ließ mich annehmen, dass viele sich das Ergebnis schönreden. So etwas wollten wir natürlich unbedingt vermeiden. Lichthöfe um helle punktförmige Lichtquellen, nichts anderes sind Halos, wie ich sie jetzt erfahre, sind aber tatsächlich keine Einschränkung, sie sind mehr lästig, weil man gerade anfangs ständig hinschaut. Links sind diese bei mir übrigens deutlich stärker und asymmetrisch, beim binokularen Sehen wird das aber ausgeblendet. Links war aber auch das Auge, das auch vorher nie die Abbildungsschärfe und -qualität des rechten erreichte. Eine Verbesserung zu vorher bemerke ich noch: Ich habe aus irgendwelchen Gründen blaue Neonschriften immer sehr unscharf wahrgenommen. Jetzt haben diese einen deutlich besseren Kontrast.
An Allerheiligen lange nächtliche Autofahrt, z.T. durch Regen. Keine Probleme. Die leichten Irritationen durch die Halos werden durch deutlich verbesserte Klarheit der Sicht mehr als ausgeglichen. Auch die Augenmuskeln spüre ich; ich fühle mich, als würde ich ständig die Augen aufreißen, was ich aber nicht tue. Für mich sind das aber keine Schmerzen, eher wie ein Muskelkater. Ich entdecke im rechten Auge unter dem Flap einen kleinen roten Fleck. Ich rufe bei der Klinik an und werde beruhigt: Manchmal verbleiben nach dem Zurücklegen des Flaps winzige Blutreste im Interface, die aber über einen längeren Zeitraum abgebaut werden und verschwinden. Nach acht Wochen war der Blutfleck tatsächlich verschwunden.
1 Woche Post-OP (04.11.04)
Nachuntersuchung. Ab morgen kann Isopto-Max abgesetzt werden, wobei ich es schrittweise absetzen möchte, indem ich morgen 2x, übermorgen noch 1x tropfe. Der lokale Augenarzt, der selbst auch PRK-/LASIK-Beratung macht, ist zufrieden, empfiehlt mir allerdings ein von der Laser-Klinik abweichendes Behandlungsschema: 3x täglich zusätzlich zu den Biolan Cortison-haltige Tropfen „gegen die Narbenbildung“. Ich frage bei der Klinik nach und lasse mich beruhigen. Da Isopto-Max auch Dexamethason, ein sehr wirksames Corticoid, enthält und bereits eine Woche verabreicht wurde, ist eine Narbenbildung extrem unwahrscheinlich und eine weitere Zugabe nicht nötig. Ab heute nehme ich in Absprache mit der Klinik noch abends vor dem Schlafen noch Bepanthen-Augensalbe. Diese werde ich insgesamt sechs Wochen nehmen, wobei ich jede Woche eine neue Packung anbreche. Die Augen sind noch recht trocken. Der „Muskelkater“ ist verschwunden. Beim 3D-Test (komische Brille aufsetzen, die riesige Stubenfliege auf der rechten Seite einer Schautafel bestaunen und dem netten Onkel Augenarzt sagen, welche Kreise auf der linken Seite hervorstehen) habe ich nur die erste Reihe erkennen können, aber das war ich schon gewohnt. 3D war nie meine Stärke. Die Sehschärfe ist subjektiv höher als vorher mit Brille oder Kontaktlinsen.
2. Woche Post-OP
Die für die erste Woche nötige Schutzbrille für die Nacht habe ich sogar die zweite Woche getragen. Ich gehe endlich wieder zweimal die Woche zum Sport. Die Halos sind nachts weiterhin präsent, ich gewöhne mich aber daran, d.h. sie stören mich nicht weiter. Das Glück, ohne Linsen sehr gut zu sehen (auch bei Autofahrten in der Dunkelheit) überwiegt bei weitem. Würde mich jetzt als 95% zufrieden betrachten – und ich bin anspruchsvoll! Interessant ist, dass die Halos bei mir definitiv nichts mit der Pupillengröße zu tun haben: Ich beobachte sie bei mesopischen Bedingungen genauso, obwohl meine Pupillen da recht klein sind (<4 mm). Ich glaube, die Halos kommen durch unregelmäßige Lichtbrechungen am Stroma-Flap-Interface zu Stande. Das lässt aber hoffen, dass sie tatsächlich nach ein paar Monaten während des Heilungsprozesses verschwinden.
[img]http://home.arcor.de/pinnipedii/LASIK_rtf_m3b68b444.png[/img]
[size=75]Subjektiver Eindruck der Halos. Die Dinger sehen ein bisschen aus wie Pusteblumen aus Licht, wobei der feine Strahlenkranz bei weißem Licht in den einzelnen Strahlen in den Spektralfarben changiert. Die Größe hängt stark vom Blickwinkel ab. Sie können bei frontaler Draufsicht auch kurzzeitig sehr viel größer sein. Besonders ausgeprägte Halos machen bei mir die roten LED-Rücklichter von Fahrrädern. Ich habe diese Lichteffekte schon vor der OP beim roten Laserlicht des Scanners an den Supermarktkassen bemerkt.[/size]
3. Woche Post-OP
Die Sehschärfe scheint stabil auf hohem Niveau zu bleiben. Bei den Halos, die natürlich bei Autofahren in der Dunkelheit (November!) auffallen, scheint es mal bessere und mal schlechtere Tage zu geben.
25.11.04: Jetzt sind schon vier Wochen vergangen! Heute hatte ich meine Monatsuntersuchung, die zwar von der Augenklinik nicht vorgeschrieben ist, mich aber ungemein beruhigt: Alles in Ordnung. Die „gestippte“ Hornhaut, die er mir nach einer Woche noch attestierte, ist jetzt schön glatt.
Was mir in den letzten vier Wochen auffiel, ist, dass sich die Sehschärfe von vorneherein als sehr stabil darstellte und sich nicht mehr veränderte. Diesmal passiere ich den 3D-Test, d.h. mein räumliches Sehvermögen hat sich verbessert!
Auch die Trockenheit der Augen ist sehr viel besser geworden bei meinem Schätzle und mir. Ob die Kombination aus nächtlichem Bepanthen und den Augen-Kapseln hilfreich ist, kann ich nicht sagen, aber ich brauche über den Tag verteilt jetzt vielleicht nur noch 3-4 mal tropfen. Muss mich sogar etwas dazu zwingen. Habe mir jetzt zusätzlich „Hylan Stulln“ zugelegt („Xidan“ ist ein identisches Produkt). Die EDOs kann man wieder verschließen, was sehr praktisch ist, so dass eine EDO einen Tag reicht, selbst wenn man unterwegs ist. Außerdem enthält Hylan außer Hyaluronsäure noch Carbomer, wodurch die Verweilzeit im Auge erhöht wird.
Auffällig ist, dass an der frischen Luft, die im Moment wirklich frisch ist, die Tränenbildung wieder in Gang gekommen ist.
27./28.11.04: An diesem Wochenende waren wir Ski fahren – auf dem Kaunertaler Gletscher war es recht frisch. War genial! Vor knapp einem Jahr blinzelte ich an selber Stelle die durch die Kälte und den Fahrtwind trocken gewordenen Linsen regelmäßig aus dem Auge und musste die Dinger im Schnee suchen... Ich habe jetzt das Gefühl, die Augen sind genau so feucht bzw. trocken wie vor der OP, wobei ich durch die Kontaktlinsen bedingt eher trockene Augen hatte. Trotzdem tropfe ich noch nach dem Aufstehen, mittags und abends.
10.12.04: Heute schaue ich mir die DVD der OP an. Sie gehört zum Service von Clario und dient der medizinischen Dokumentation. Eine – wie soll ich sagen – interessante Erfahrung.
12.12.04: Habe die Tropfen heute erstmals gar nicht gebraucht/genommen.
21.12.04: Vorgestern habe ich mich von der Bepanthen Augensalbe verabschiedet. Sie hat meinen Augen sicher gut getan, aber nach dem Aufstehen erst einmal für verschlierte Sicht gesorgt. Jetzt tropfe ich abens zum Schlafen Corneregel fluid. Ob und wieviel ich tropfe, hängt noch etwas von den äußeren Umständen ab. An sehr kalten trockenen Tagen tropfe ich tagsüber vielleicht drei- bis viermal. Die Halos sind jetzt, sieben Wochen Post-OP, etwas weniger ausgeprägt.
22.12.04: War heute bei Fielmann und habe meinen Visus bestimmen lassen. Ich machte mir Sorgen, weil mein linkes Auge deutlich „unschärfer“ ist als mein rechtes. Mein „schlimmes“ linkes Auge wurde mit 1,2 bestimmt, das rechte mit 1,6. Zusammen: 1,6. Nach längerem Hinstarren habe ich sogar zwei Zahlen aus der 2,0-Reihe „lesen“ können. Kann man nicht meckern :-)
29.12.04: Seit heute nehme ich vor dem Schlafengehen eine Kapsel Lachsöl vom dm („Omega-3 1000“). Diese sind recht hoch dosiert und sollen ja angeblich unterstützend bei Augentrockenheit sein. Meine Augen sind jetzt definitiv tagsüber so feucht oder besser trocken wie vorher mit Linsen. Schaun mer mal, ob das noch besser geht...
31.12.05: Silvester konnten wir ohne Einschränkungen genießen. Das Feuerwerk war tatsächlich pyrotechnischer und nicht optischer Natur... Bei sehr hellen bengalischen Feuern sehe ich Halos, ist aber okay.
02.01.05: Habe jetzt zwei Tage nicht mehr getropft, allerdings auch immer ausgeschlafen. Waren am Abend im Kino. Interessant: Beim Hinweg im Dunkeln wenig Halos, beim Rückweg größere Halos und sogar etwas Starburst. Wahrscheinlich die trockene klimatisierte Luft im Kino kombiniert mit dem Starren auf die Leinwand und geringerer Blinzelfrequenz. Mir fällt im Kino jetzt die Unschärfe der Projektion stärker auf als früher.
03.01.05: Am Morgen bei Autofahrt in der Dunkelheit nur noch geringe Halos und keinen Starburst mehr. Durch das frühe Aufstehen allerdings wieder trockenere Augen. Gönne mir daher einen doppelten Hylan.
12.01.05: Tropfe nur noch unregelmäßig nach Bedarf, hauptsächlich bei der Arbeit (trockene Büroluft, weniger Schlaf als am Wochenende). Schlaf ist auch ein Faktor für die Qualität des Sehens bei Nacht. Bin ich sehr müde, fallen mir Halos und Starbursts auf, sonst nehme ich sie kaum noch wahr.
25.01.05: Nehme die Lachsölkapseln nur noch unregelmäßig – die Augen sind von der Feuchte her wieder so, wie ich es von früher gewohnt war. Nur unregelmäßig habe ich das Bedürfnis zu tropfen. Die letzte Woche Skiurlaub waren jedenfalls Sehhilfen-frei ein Genuss! In der Nacht habe ich mir mit meiner Freundin noch Liposic-EDOs geteilt. Habe den Arztbericht meines lokalen Augenarztes angefordert. Intraokulardruck, Amsler-Test, Mesotest, etc.: Alles „regelrecht“.
03.02.05: Abschlussuntersuchung in der Augenklinik. Sehtest perfekt, medizinisch alles in Ordnung. Kleiner Wermutstropfen: Dr. Armbrust fiel kurzfristig aus – entsprechend hektisch und ungeduldig ging es an diesem Tag zu.
05.04.05: Insgesamt fünf Monate später: Ergebnisse bleiben stabil ohne erkennbare Schwankungen auf hohem Niveau. Halos sind subjektiv etwas zurückgegangen.
Fazit: Meine Freundin, die ich vielleicht auch noch zum Schreiben eines Erfahrungsberichts animieren kann, und ich sind beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis der OP, der Klinik und der vorbereitenden und begleitenden Beratung. Beide hatten wir Glück und sehen besser als vorher. Aufgrund dieser guten Erfahrung empfehlen wir interessierten Freunden und Bekannten ein ähnliches Vorgehen. Noch ein letztes Wort zu den Halos, weil ich diesen in meinem Bericht doch einen gewissen Platz eingeräumt habe, den sie eigentlich gar nicht verdienen: Vor der OP konnte ich nicht genug Informationen zu diesem Thema bekommen und war/bin stark darauf sensibilisiert. So wie ich sie jetzt sehe verdienen sie eigentlich nicht einmal das Attribut „Problem“. Hätte ich die Wahl, wie mit dem früheren Visus ohne Halos zu sehen oder mit dem besseren neuen Visus mit, so würde ich immer die letztere Option wählen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. Ingo Kusserow von Clario, Herrn Dr. med. Armbrust, Frau Dipl.-Ing. Schmitt-Lieb und dem ganzen Team der Augenklinik in Lohr.