Hallo Christine,
dein Bericht war (auch wenn es ein "Horrortrip" für dich war;-) sehr spannend und aus dem Bauch heraus geschrieben. Habe ein paar Mal laut gelacht, weil es einfach so plastisch herüberkam. Meine Frage an dich: Wann mußt du denn wieder zur Nachuntersuchung? Fliegst du dann extra wieder nach Istanbul? Und trägst du jetzt noch die Schutzlinsen (ohne Probleme, Trockenheit etc)?
Ok, lieber nicht zu viel lesen, deine Augen müssen noch geschont werden:-).
Alles Liebe und erfreue dich an deinem neuen Sehgefühl
Grüsslis
Caro
: So, hier dann mal der Versuch zu erklären, was mit mir am 11.11. auf dem OP-Tisch geschehen ist...
: Vorgeschichte:
: rechts: sph -6,5 zyl -0,25 Hornhautdicke 540
: links: sph -4,0 zyl -0,75 Hornhautdicke 560
: Pupillen 8mm
: Brille seit Kindheit, mit 17 auf Kontaktlinsen umgestellt und seitdem nichts als KLs.
: In all den Jahren nie ein Problem mit den Augen gehabt, egal ob die Linsen mal 48 Std dringelassen, oder--auf Reisen--die Hygiene eher fragwürdiger Natur war.
: Ein einziges mal in 19 Jahren gereizte, rote Augen--ich hab' weiter Linsen getragen und irgendwann war's wieder gut. Trockene Augen hab ich nicht gekannt.
: Insofern schon das Gefühl "gesegnete" Augen zu haben, und ein schlechtes Gewissen an diesen herumoperieren lassen zu wollen.
: Wenn nur diese Kurzsichtigkeit nicht wäre...und mein Wunsch in die Entwicklungshilfe zu gehen, bzw. Südamerika mit dem Radl zu bereisen--beides Sachen, die ich mir weder mit Linsen noch mit Brille meiner Stärken zufriedenstellend vorstellen kann.
: Meine Vorbereitung auf die OP war alles andere als optimal (würd' ich mal im Nachhinein sagen).
: Aufgrund meiner momentanen Arbeitssituation (24 Stunden Bereitschaftsdienste in einem abgelegenen Bergdorf) blieb zur Information fast nur das Internet.
: Dieses stand mir aber nur in begrenztem Rahmen zur Verfügung.
: Zuerst stellte ich fest, dass die Preise in der Schweiz so unverschämt hoch sind, dass ich keineswegs gewillt war diese zu zahlen. Auch für einen angeblich absoluten Star-Chirurgen nicht...
: Dann entschied ich mich für Frau Dr Celikkol, weil ich den Eindruck hatte (und immer noch habe), dass es in Deutschland zwar bestimmt einige ebenso gute Aerzte gibt (die ich aber erst mal finden muss), aber keine besseren.
: In der mir verbleibenden Computerzeit widmete ich mich ausschliesslich den möglichen Komplikationen; las alles was ich darüber finden konnte.
: Hatte irgendwie die fixe Idee ich müsse zu dem Punkt kommen, wo ich sagen kann, ja ich weiss, es handelt sich um eine freiwillige OP am gesunden Auge, und sollte ich dann einer der seltenen Fälle mit Komplikationen sein, so werde ich dies akzeptieren.
: So ein Schwachsinn. Vielleicht kann man sich einbilden an diesen Punkt gelangt zu sein, aber mehr auch nicht. Jedenfalls übertrieben sich mit tausend und einem "lasik disaster" verrückt zu machen, die Rache folgte ja dann auch umgehend auf dem OP-Tisch.
: Ich flog nach Istanbul ohne Voruntersuchung, wollte zuerst hören ob ich überhaupt geeignet bin (Pupillen kamen mir im Spiegel schon sehr gross vor...) und dann in Ruhe überlegen ob ich die OP möchte.
: Ich würde jedem der nach Istanbul fliegt empfehlen, seine Entscheidungsfindung vorher abgeschlossen zu haben!!
: Frau Dr Celikkols Untersuchung erlebte ich als kompetent zügig routiniert, aber viel gesagt hat sie nicht (jedenfalls nicht zu mir). Sass am Schreibtisch, guckte mich an und teilte mir in knappen Worten mit, meine Werte wären ok, sie würde mich operieren.
: Also wenn da nicht das Phänomen wäre, dass man Frau Celikkol augenblicklich sein volles Vertrauen schenkt, dann wäre das der erste Moment des grossen Zweifels gewesen, ob ich für diese Operation am richtigen Ort bin.
: Aber wie gesagt, man sieht sie und man vertraut ihr--und da ich selbst im Spital arbeite, somit von Aerzten umgeben bin, will ich mal sagen, dass ich dies auch anders kenne!
: Wobei es nicht so ist, dass Frau Celikkol keine Fragen beantwortet! Fragte ich, antwortete sie. Fragte ich nichts, sagte sie auch nichts.
: In meinem Fall hatte ich das Gefühl, dass der Fehler eindeutig auf meiner Seite lag: In meiner so einseitigen Fixierung auf Probleme hatte ich es völlig versäumt, mir die Grundlagen eines normalen Lasik Verlaufes anzueignen.
: Ich weiss nicht woher dieser Tagtraum kam sie würde mir nochmal alles in allen Einzelheiten auseinandersetzen, aufklären wie genau sie mich zu operieren gedenkt, weshalb sie diesen Laser nimmt und nicht jenen etc. etc.
: Die Rechnung ist ja eigentlich einfach: OPs am Abend und ca. 10 Voruntersuchungen am Morgen: wo sollte da noch die Zeit sein sich mit jedem Patienten eine Stunde lang nur zum Reden hinzusetzen...?
: Wie gesagt, sah den Fehler auf meiner Seite und hab' so nur ganz wenig nachgefragt, da es mir eh an "intelligenten" Fragen mangelte.
: (Ich bin sicher Thierry, Du hast eine Menge intelligenter Fragen gestellt

)
: Wollte Frau Celikkol möglichst wenig nerven und stressen--mein Gott, ich habe mir tatsächlich Sorgen gemacht, ob sie sich so spät am Abend noch konzentrieren kann!
: Einen Moment dachte ich daran ihr zu gestehen wie überfordert ich mich mit meiner Entscheidung fühlte, und dass ich noch mehr Bedenkzeit bräuchte. Habe mich aber dann doch nicht getraut. Aus ihrem Mund klang alles so easy.
: Die Stunden vor der OP war ich angespannt, aber irgendwie ging's noch.
: Und dann war ich an der Reihe mich auf den OP-Tisch zu legen...
: und mein Verstand gab umgehend die Kontrolle über all die unterdrückten Bauchgefühle ab. Es ging von Anfang an viel, viel zu schnell für mich!! Ich hatte es noch nicht einmal geschafft mich bequem zu lagern, da kamen schon die Anweisungen, zack-zack, eine nach der anderen, nach unten schauen, Augen zu, Augen auf. Das Gefühl, sie sind schon beim übernächsten Befehl, wo ich noch mit dem vorletzten beschäftigt bin. Ich im klassisch totalen Blackout, vor Angst paralysiert, in meinem Kopf der Horrorfilm sie sind jetzt so im routinierten Ablauf drin, dass die OP unaufhaltsam über mich hinwegrollen wird, ohne dass sie es überhaupt merken wie etwas gerade ganz schief läuft, wie ich hier liege und mich nicht mehr rühren kann. Doch lieber nicht protestieren (geht mit der Folie über dem Mund sowieso schlecht), das könnte den Laser ablenken! Dabei hatte ich keinen einzigen Moment Sorge Frau Dr Celikkol könnte einen Fehler machen! Nur die Gewissheit dass ich versage, ich, ich!!, in einem der wichtigsten Momente meines Lebens, einem der sozusagen über sehen oder nicht-sehen entscheidet, bin ich nicht stark genug, bin ich nicht in der Lage meine Nerven zu kontrollieren.
: Uebrigens hatte ich, wie ich da so mit aufgeklappter Hornhaut lag, das Gefühl Frau Celikkol könne in mein Hirn hineinschauen!!
: Nie habe ich mich verletzlicher gefühlt.
: Ist überhaupt unglaublich wieviel man in so wenigen Minuten denken kann, meine Gedanken machten mich fast schwindelig, ich habe doch einen schönen Job in der Schweiz, warum muss es denn Bolivien sein, und immer, immer wieder, wann schreist du endlich Stop, schrei endlich Stop, steh auf und erkläre ihnen dass all dies ein grosser Irrtum ist.
: Wie gesagt, mein Verstand hatte mit all dem nichts mehr zu tun!
: Und wenn das erste Auge alles noch einigermassen über sich ergehen liess, dann hat das zweite, im Wissen um die kommende Tortur entgültig gestreikt.
: Tja Thierry, wahrscheinlich wirklich einer der wenigen Augenblicke in dem dem liebenswerten Erkan sein Humor abhanden kam

Ich höre jetzt noch seine Stimme: "Frau Anheuser!!! Machen! Sie die Augen auf!!
: Beim linken Auge gab's einen Schmerz, da war ich sicher, jetzt ist das Mikrokeratom steckengeblieben.
: Am Ende der OP war da nichts mehr als Dröhnen in den Ohren: Aus und vorbei, versagt, versagt, du hast's vermasselt.
: Irgendwie habe ich es dann noch vom Tisch hinunter geschafft und in den dunklen Nebenraum, und da bin ich dann zusammengeklappt.
: Wobei dann wenig später Erkan in den Raum hineingestürzt kam und rief: "Nicht weinen!! Das ist jetzt ganz schlecht für die Augen!!" (Leichter gesagt als getan!) Und irgendwann stand auch eine etwas ratlos, bedröppelt aussehende Frau Dr Celikkol vor mir, der ich als einziges mitteilen konnte: "It was so horrible!"
: Also ich weiss jetzt nicht, ob das irgend jemand von Euch Forum Lesern nachvollziehen kann?? Oder ist das gar zu verrückt?
: Am Tag danach bei der Kontrolle hatte ich Falten in den Flaps und bekam nochmals die gleiche Prozedur wie am Vortag, nur ohne Laser. Diesmal war ich aber viel ruhiger! Und ich bin nur froh, dass ich genügend Zeit für Istanbul eingeplant hatte! Ich bekam für eine Nacht Schutzlinsen, und da bis dahin eine kleine Restfehlsichtigkeit geblieben war, hat mir Frau Celikkol welche mit Korrektur eingesetzt. Das fand ich psychologisch sehr geschickt. Ich sah so schön scharf und mir viel ein Stein vom Herzen, dass anscheinend doch nichts passiert war, was nicht mehr zu korrigieren wäre...
: Soviel für heute, meine Ergebnisse der ersten Nachkontrollen (Falten??) gibt's demnächst.
: Viele Grüsse an alle! Christine
: Thierry, Oculotect oder Oculotect Fluid?