Panik auf dem OP- Tisch (speziellen Gruss an Thierry)

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Re: Panik auf dem OP- Tisch (an Christine und Thierry)

von Maria1 » 28.11.2003, 01:01

´Hallo ihr zwei.

Auch wenn ich nocht gelasert bin, ich kann euch sooooo gut verstehen und habe öfter laut auflachen müssen. Das kam mir alles so bekannt vor von meiner Meinung nach völlig unsinnigen und unnötigen Kieferoperationen die ich über mich ergehen lassen mußte. Natürlich auch nur mit lokaler Betäubung. Und wie die Gedanken wild umherspringen und die unsinnigsten Horrorbilder spinnen.
Und warum liege ich hier überhaupt und muß das aushalten.

Und was ist wenn der Bohrer ausrutscht und am anderen Ohr wieder austritt.;-)

Am besten konnte ich verstehen als Christine erwähnte das das Microkeratom wohl stecken geblieben ist. Und wenn mir nach so einer Kraftanstrengung dann noch einer das Weinen verbieten wollte.....

Ich kann euch so gut verstehen und bewundere euren Mut.
Ich freue mich ganz toll das Ihr das mit so gutem Ergebnis geschafft habt und wünsche euch alles Gute für eure 4 Augen.;-)

GAnz liebe Grüße vom "Angsthasen" Maria.

Spezieller Gruss an Christine

von Thierry » 25.11.2003, 11:21

Liebe Christine,

beim lesen Deiner Zeilen habe ich sehr genau nachvollziehen können, was Du erlebt hast, welche panischen und verrückten Gedanken in diesem so ernsten und wichtigen Moment der OP durch den Kopf strömen.

Es war bei mir auch wahrlich so, daß meine Gedanken, kombiniert mit der Angst, soviele Gedanken, Zweifel, Ängste durch den Kopf fliessen ließen, daß es mir auch schwindelig wurde. Unglaublich, wie man in solchen Momenten reagieren kann. Und nicht nur der Kopf war auf Höchstleistung, sondern auch der ganze Körper. Es war als hätte ich mit meiner internen Gegensätzlichkeit zu kämpfen: die eine Seite von mir wusste, daß die OP ein nützlicher und guter Schritt war, und daß ich Frau Celikkol bedenkenlos vertrauen konnte (ihre ruhige Hand und ihre sehr perfektionnistische Art hatten mich am Nachmittag ja beruhigt - ich hatte das innere Gefühl, daß ich ihr vertrauen konnte; ein Gefühl das bei anderen Ärzte, die ich in D. gesehen hatte, niemals aufgetreten war).
Und auf der anderen Seite waren meine Zweifel an dieser Entscheidung. Dieser zweite Teil von mir versuchte sich jetzt (während der OP) durchzusetzen. Warum liegst Du hier, auf diesem OP-Tisch? Warum tust Du Dir das an? Muss das sein? Haben Dich alle guten Geister verlassen? Du hast doch nie Probleme mit Brille oder Linsen gehabt, also was soll diese verrückte Entscheidung?
Dieser innere Kampf zw. beide gegensätzlichen Seiten war unerträglich, und trotzdem konnte ich nichts dagegen tun.
Auch all meine bisherigen Beruhigungstechniken, die ich seit Jahren so erfolgreich angewendet hatte, sei es wenn ich in der Vergangenheit einen Vortrag gehalten habe, oder vor einer wichtigen Entscheidung stand, all diese Techniken zur Entspannung waren plötzlich so machtlos.

Doch, warum musste dieser innere Kampf genau am schlechtesten Moment geschehen??? Warum??? - fragte ich mich. Genau wenn ich operiert werden muss. Sch...

Zum Glück wurde die OP erstmals abgebrochen. Diese eine Assitentin war mir sowas von hektisch. Zack, zack, schnell, schnell... Als wäre ich nicht schon genug gestresst!! Unglaublich. Jetzt zitterte ich am ganzen Körper. Und unmöglich mich zu beruhigen.
Als ich in ein separates Zimmer gebracht wurde, um mich zu beruhigen, dann ließen die Nerven los und ich musste weinen. Weinen war die einzige Lösung. Es musste raus. Und es konnte nur über diese Tränen raus.
Neben mir saß meine Frau, die alles versucht hat, mich zu beruhigen, mich durch kleine Erinnerungen, mit Argumenten zu überzeugen, daß ich mich auf diesen Schritt so gefreut hatte, und es ein guter Schritt war. Doch es musste nicht jetzt und heute sein. Wie auch von Frau und Herr Celikkol nach dem Abbruch gesagt worden: wenn ich nicht will, oder nicht bereit bin, können wir die OP an einen anderen Tag verlegen.
Doch auch all diese Versuche (von Frau Celikkol und ihrem wunderbar herzlichen Mann, von meiner Frau, und später von Erkan) kamen nicht an. Ich war in einem dermaßen gestressten Zustand, daß keine Worte über meine Ohren bis zum Gehirn mehr gelangen konnten. Ich hörte zwar hier und dort einige Worte. Doch es war nur hören! Mein Gehirn und mein Verstand konnten sie nicht verarbeiten. Und wollten sie auch nicht verarbeiten. Ich musste wieder zu mir selbst zurückfinden, auf mein Körper hören, mich in mir selbst "zurückzusetzen", die Augen schliessen, meine tränen-gefüllten Augen schliessen, mein Kopf in den Händen halten. Am liebsten wäre ich in das letzte und kleinste Loch gekrochen, wie eine winzige Maus.

Heute weiß ich, warum ich so reagiert habe.
Es war eine Abwehrreaktion. Mein Körper und Geist versuchten wieder alles in den Griff zu bekommen und zu kontrollieren, denn man ist auf dem OP-Tisch so hilflos und machtlos. Ein unbeschreibliches Gefühl. Nicht das es mir an Vertrauen in der Chirurgin fehlte, ganz im Gegenteil. Nicht, daß ich mir dieser Entscheidung nicht sicher genug war. Nein. Es war etwas anderes. Bisher hatte ich noch nie Probleme meinen Mitmenschen meinen Vertrauen zu schenken, sei meiner Frau, ehemaligen Mitarbeitern, usw. Aber, das war anders. Ich wusste, daß dieses Vertrauen nur gewisse Risiken offen ließ. Was konnte denn im schlimmsten Fall geschehen? Wenn meine Mitarbeiter einen enormen Fehler machen würden, stand höchsten die Zukunft der Firma in Frage. Aber, was ist das schon. Kein Mensch stirbt daran. Die Firma schliesst. Aber niemand wird dadurch in den Sarg gezogen. Also, kann ich damit leben. Ich bin ja noch relativ jung, voller Ideen und Talente, also kann ich morgen früh eine Firma gründen, oder bei einem Unternehmen arbeiten. Nichts, was durch das Brechen dieses Vertrauens geschehen konnte, war so schlimm, daß ich früh oder später nicht damit hätte leben, und verarbeiten können.
Doch im Falle der OP war das anders. Und war dadurch verstärkt, daß es um das "Lebenslicht" ging. Es ging um das Licht der Augen. Es ging um den wichtigsten Sinn des Menschen : die Sicht, das Sehvermögen. Und auch das größte Vertrauen in Frau Celikkol konnte meine Reaktion nicht ändern oder lindern. Meinem Körper und meinem Verstand wurde auf dem OP-Tisch auf einmal klar, daß ich total hilflos da lag, und daß ich nichts mehr kontrollieren konnte. Ich hatte keine Macht mehr auf die Ereignisse. Wollte ich mein Augenlicht auf solcher Weise in Gefahr stellen??? Wenn ich unter anderen Umständen, zB in ein helles Licht geschaut hätte und mein Augenlicht verloren hätte, wäre das was anderes gewesen. Aber hier war das anders. Ich konnte nichts machen, als liegen und ruhig bleiben. Und dazu noch mit offenen Augen !!! Wenn man eine gefährliche Situation erlebt, wo man Angst und Panik bekommt, schliesst man schon mal die Augen, bis man durch ist. Aber, das war in diesem Fall unmöglich! Und das verschlimmerte die Situation.
So erkläre ich mir, im Nachhinein, meine Reaktion, die völlig normal war, denke ich. Und so sehe ich auch Deine Reaktion.

Ich denke, daß ich in der Lage bin, Dich wirklich zu verstehen. Denn Deine Worte klingen mir sehr bekannt, und ich kann sie sehr genau nachvollziehen. Ich weiß was hinter Deine Worte steckt; welche Gefühle, welche Änsgte, welche Gedanken sich dahinter verbergen.

Wenn ich Dir eine Rat geben darf : Pass in den ersten Wochen besonders auf Deine Augen auf. Ich weiß, klingt blöd und logisch. Doch viel zu viele Patienten/innen nehmen das mit dem Tropfen oder alle Anzeichen nicht ersthaft genug, und melden sich kaum oder zu spät beim Augenarzt.
Du wirst Sehveränderungen erleben. Das ist normal. Deine Augen werden sich nicht gleichmassen regenerieren; ein Auge wird sich besser o. schneller als das andere regenerieren. Auch das ist normal. Kleine vorübergehende lokale Schmerzen können normal sein.
Aber, wenn Du plötzliche Sehveränderungen hast, oder unter starken o. plötzlichen Schmerzen leidest, solltest Du Dich gleich und unverzüglich bei einem vertrauenswürdigen Augenarzt melden. Auch wenn Dir der Augenarzt danach sagt, es war nichts schlimmes. Besser einmal zu viel, als zu wenig. Bitte tue mir den Gefallen, auch unbekannterweise, darauf zu achten.
Und das Tropfen ist enorm wichtig !! Vor allem die Regelmässigkeit des Tropfens. Auch wenn Du das Gefühl hast, Deine Augen würden keine Tropfen brauchen, solltest Du in den ersten Wochen weiterhin so regelmässig wie möglich weitertropfen. Die Regelmässigkeit und Gewissenhaftigkeit der Tröpfung hat einen großen Einfluß auf Dein zukünftiges Sehvermögen. Nicht umsonst, liest man hier und dort von Patienten/innen, die Monate nach der OP über Sehveränderung klagen, und vergessen, daß dies zum Teil daran liegt, daß sie nicht gewissenhaft genug getropft haben.

So. Genug geschrieben. Ich hoffe, es war nicht wieder einmal zu lang zu lesen.

Wünsche Dir jetzt wirklich alles alles Gute bei der Heilung Deiner Augen. Laß Dich jeden tag ein bisschen mehr damit verwöhnen, daß sich jetzt ein neues Kapetil Deines Lebens eröffnet hat. Laß jeder Tag Dir ein bisschen mehr zeigen, welch großes und wunderbares Ereigniss geschehen ist. Auch wenn Du manchmal daran zweifeln wirst, wenn sich Deine Augen nach der Lektüre eines Buches o. eines langen Textes (wie meiner ;-)) müde und angestrengt anfühlen werden. Auch wenn Du morgens mit trockenen Augen aufwachen wirst, und schnellstens zu den Tropfen greifen wirst, um dies zu lindern. Laß trotz alldem jeden Tag ein bisschen mehr die innere Freude ihren Platz nehmen. Freue Dich jeden Tag ein bisschen mehr an dieses -trotz all den unglaublichen Ereignissen, den Schmerzen,...- so reichhaltige Gefühl und Erlebniss, jetzt ohne Brille das Lebens geniessen zu dürfen und zu können!

Ich stoße auf das neue Kapitel Deines Lebens. Möge es Dir jeden Tag ein bisschen mehr Glück und Freude schenken.

Herzlichst,
Thierry

Re: Panik auf dem OP- Tisch (speziellen Gruss an Thierry)

von petra » 25.11.2003, 09:33

hallo christine,
dein op-erlebnis war ja wirklich total negativ. aber wie du ja beschreibst, war es doch deine innere zerissenheit, für das hast du es aber doch noch ganz gut hingekriegt :-))
hast du dir mal überlegt, eine geschichte oder ein buch zu schreiben? du kannst so schön anschaulich beschreiben, da macht das lesen einfach spaß.....
liebe grüße und alles gute,
petra

p.s. ich benütze fluid, das bleibt etwas länger im auge als tropfen und bekommt mir sehr gut.

Re: Panik auf dem OP- Tisch (speziellen Gruss an Thierry)

von Caro » 25.11.2003, 02:35

Hallo Christine,

dein Bericht war (auch wenn es ein "Horrortrip" für dich war;-) sehr spannend und aus dem Bauch heraus geschrieben. Habe ein paar Mal laut gelacht, weil es einfach so plastisch herüberkam. Meine Frage an dich: Wann mußt du denn wieder zur Nachuntersuchung? Fliegst du dann extra wieder nach Istanbul? Und trägst du jetzt noch die Schutzlinsen (ohne Probleme, Trockenheit etc)?
Ok, lieber nicht zu viel lesen, deine Augen müssen noch geschont werden:-).
Alles Liebe und erfreue dich an deinem neuen Sehgefühl

Grüsslis
Caro





: So, hier dann mal der Versuch zu erklären, was mit mir am 11.11. auf dem OP-Tisch geschehen ist...

: Vorgeschichte:
: rechts: sph -6,5 zyl -0,25 Hornhautdicke 540
: links: sph -4,0 zyl -0,75 Hornhautdicke 560
: Pupillen 8mm

: Brille seit Kindheit, mit 17 auf Kontaktlinsen umgestellt und seitdem nichts als KLs.

: In all den Jahren nie ein Problem mit den Augen gehabt, egal ob die Linsen mal 48 Std dringelassen, oder--auf Reisen--die Hygiene eher fragwürdiger Natur war.
: Ein einziges mal in 19 Jahren gereizte, rote Augen--ich hab' weiter Linsen getragen und irgendwann war's wieder gut. Trockene Augen hab ich nicht gekannt.

: Insofern schon das Gefühl "gesegnete" Augen zu haben, und ein schlechtes Gewissen an diesen herumoperieren lassen zu wollen.
: Wenn nur diese Kurzsichtigkeit nicht wäre...und mein Wunsch in die Entwicklungshilfe zu gehen, bzw. Südamerika mit dem Radl zu bereisen--beides Sachen, die ich mir weder mit Linsen noch mit Brille meiner Stärken zufriedenstellend vorstellen kann.

: Meine Vorbereitung auf die OP war alles andere als optimal (würd' ich mal im Nachhinein sagen).
: Aufgrund meiner momentanen Arbeitssituation (24 Stunden Bereitschaftsdienste in einem abgelegenen Bergdorf) blieb zur Information fast nur das Internet.
: Dieses stand mir aber nur in begrenztem Rahmen zur Verfügung.
: Zuerst stellte ich fest, dass die Preise in der Schweiz so unverschämt hoch sind, dass ich keineswegs gewillt war diese zu zahlen. Auch für einen angeblich absoluten Star-Chirurgen nicht...
: Dann entschied ich mich für Frau Dr Celikkol, weil ich den Eindruck hatte (und immer noch habe), dass es in Deutschland zwar bestimmt einige ebenso gute Aerzte gibt (die ich aber erst mal finden muss), aber keine besseren.
: In der mir verbleibenden Computerzeit widmete ich mich ausschliesslich den möglichen Komplikationen; las alles was ich darüber finden konnte.

: Hatte irgendwie die fixe Idee ich müsse zu dem Punkt kommen, wo ich sagen kann, ja ich weiss, es handelt sich um eine freiwillige OP am gesunden Auge, und sollte ich dann einer der seltenen Fälle mit Komplikationen sein, so werde ich dies akzeptieren.

: So ein Schwachsinn. Vielleicht kann man sich einbilden an diesen Punkt gelangt zu sein, aber mehr auch nicht. Jedenfalls übertrieben sich mit tausend und einem "lasik disaster" verrückt zu machen, die Rache folgte ja dann auch umgehend auf dem OP-Tisch.

: Ich flog nach Istanbul ohne Voruntersuchung, wollte zuerst hören ob ich überhaupt geeignet bin (Pupillen kamen mir im Spiegel schon sehr gross vor...) und dann in Ruhe überlegen ob ich die OP möchte.

: Ich würde jedem der nach Istanbul fliegt empfehlen, seine Entscheidungsfindung vorher abgeschlossen zu haben!!

: Frau Dr Celikkols Untersuchung erlebte ich als kompetent zügig routiniert, aber viel gesagt hat sie nicht (jedenfalls nicht zu mir). Sass am Schreibtisch, guckte mich an und teilte mir in knappen Worten mit, meine Werte wären ok, sie würde mich operieren.

: Also wenn da nicht das Phänomen wäre, dass man Frau Celikkol augenblicklich sein volles Vertrauen schenkt, dann wäre das der erste Moment des grossen Zweifels gewesen, ob ich für diese Operation am richtigen Ort bin.
: Aber wie gesagt, man sieht sie und man vertraut ihr--und da ich selbst im Spital arbeite, somit von Aerzten umgeben bin, will ich mal sagen, dass ich dies auch anders kenne!

: Wobei es nicht so ist, dass Frau Celikkol keine Fragen beantwortet! Fragte ich, antwortete sie. Fragte ich nichts, sagte sie auch nichts.

: In meinem Fall hatte ich das Gefühl, dass der Fehler eindeutig auf meiner Seite lag: In meiner so einseitigen Fixierung auf Probleme hatte ich es völlig versäumt, mir die Grundlagen eines normalen Lasik Verlaufes anzueignen.

: Ich weiss nicht woher dieser Tagtraum kam sie würde mir nochmal alles in allen Einzelheiten auseinandersetzen, aufklären wie genau sie mich zu operieren gedenkt, weshalb sie diesen Laser nimmt und nicht jenen etc. etc.
: Die Rechnung ist ja eigentlich einfach: OPs am Abend und ca. 10 Voruntersuchungen am Morgen: wo sollte da noch die Zeit sein sich mit jedem Patienten eine Stunde lang nur zum Reden hinzusetzen...?

: Wie gesagt, sah den Fehler auf meiner Seite und hab' so nur ganz wenig nachgefragt, da es mir eh an "intelligenten" Fragen mangelte.
: (Ich bin sicher Thierry, Du hast eine Menge intelligenter Fragen gestellt :-))
: Wollte Frau Celikkol möglichst wenig nerven und stressen--mein Gott, ich habe mir tatsächlich Sorgen gemacht, ob sie sich so spät am Abend noch konzentrieren kann!

: Einen Moment dachte ich daran ihr zu gestehen wie überfordert ich mich mit meiner Entscheidung fühlte, und dass ich noch mehr Bedenkzeit bräuchte. Habe mich aber dann doch nicht getraut. Aus ihrem Mund klang alles so easy.

: Die Stunden vor der OP war ich angespannt, aber irgendwie ging's noch.

: Und dann war ich an der Reihe mich auf den OP-Tisch zu legen...
: und mein Verstand gab umgehend die Kontrolle über all die unterdrückten Bauchgefühle ab. Es ging von Anfang an viel, viel zu schnell für mich!! Ich hatte es noch nicht einmal geschafft mich bequem zu lagern, da kamen schon die Anweisungen, zack-zack, eine nach der anderen, nach unten schauen, Augen zu, Augen auf. Das Gefühl, sie sind schon beim übernächsten Befehl, wo ich noch mit dem vorletzten beschäftigt bin. Ich im klassisch totalen Blackout, vor Angst paralysiert, in meinem Kopf der Horrorfilm sie sind jetzt so im routinierten Ablauf drin, dass die OP unaufhaltsam über mich hinwegrollen wird, ohne dass sie es überhaupt merken wie etwas gerade ganz schief läuft, wie ich hier liege und mich nicht mehr rühren kann. Doch lieber nicht protestieren (geht mit der Folie über dem Mund sowieso schlecht), das könnte den Laser ablenken! Dabei hatte ich keinen einzigen Moment Sorge Frau Dr Celikkol könnte einen Fehler machen! Nur die Gewissheit dass ich versage, ich, ich!!, in einem der wichtigsten Momente meines Lebens, einem der sozusagen über sehen oder nicht-sehen entscheidet, bin ich nicht stark genug, bin ich nicht in der Lage meine Nerven zu kontrollieren.
: Uebrigens hatte ich, wie ich da so mit aufgeklappter Hornhaut lag, das Gefühl Frau Celikkol könne in mein Hirn hineinschauen!!
: Nie habe ich mich verletzlicher gefühlt.
: Ist überhaupt unglaublich wieviel man in so wenigen Minuten denken kann, meine Gedanken machten mich fast schwindelig, ich habe doch einen schönen Job in der Schweiz, warum muss es denn Bolivien sein, und immer, immer wieder, wann schreist du endlich Stop, schrei endlich Stop, steh auf und erkläre ihnen dass all dies ein grosser Irrtum ist.
: Wie gesagt, mein Verstand hatte mit all dem nichts mehr zu tun!
: Und wenn das erste Auge alles noch einigermassen über sich ergehen liess, dann hat das zweite, im Wissen um die kommende Tortur entgültig gestreikt.
: Tja Thierry, wahrscheinlich wirklich einer der wenigen Augenblicke in dem dem liebenswerten Erkan sein Humor abhanden kam ;-) Ich höre jetzt noch seine Stimme: "Frau Anheuser!!! Machen! Sie die Augen auf!!
: Beim linken Auge gab's einen Schmerz, da war ich sicher, jetzt ist das Mikrokeratom steckengeblieben.
: Am Ende der OP war da nichts mehr als Dröhnen in den Ohren: Aus und vorbei, versagt, versagt, du hast's vermasselt.
: Irgendwie habe ich es dann noch vom Tisch hinunter geschafft und in den dunklen Nebenraum, und da bin ich dann zusammengeklappt.
: Wobei dann wenig später Erkan in den Raum hineingestürzt kam und rief: "Nicht weinen!! Das ist jetzt ganz schlecht für die Augen!!" (Leichter gesagt als getan!) Und irgendwann stand auch eine etwas ratlos, bedröppelt aussehende Frau Dr Celikkol vor mir, der ich als einziges mitteilen konnte: "It was so horrible!"

: Also ich weiss jetzt nicht, ob das irgend jemand von Euch Forum Lesern nachvollziehen kann?? Oder ist das gar zu verrückt?

: Am Tag danach bei der Kontrolle hatte ich Falten in den Flaps und bekam nochmals die gleiche Prozedur wie am Vortag, nur ohne Laser. Diesmal war ich aber viel ruhiger! Und ich bin nur froh, dass ich genügend Zeit für Istanbul eingeplant hatte! Ich bekam für eine Nacht Schutzlinsen, und da bis dahin eine kleine Restfehlsichtigkeit geblieben war, hat mir Frau Celikkol welche mit Korrektur eingesetzt. Das fand ich psychologisch sehr geschickt. Ich sah so schön scharf und mir viel ein Stein vom Herzen, dass anscheinend doch nichts passiert war, was nicht mehr zu korrigieren wäre...

: Soviel für heute, meine Ergebnisse der ersten Nachkontrollen (Falten??) gibt's demnächst.

: Viele Grüsse an alle! Christine

: Thierry, Oculotect oder Oculotect Fluid?

Re: Panik auf dem OP- Tisch (speziellen Gruss an Thierry)

von gg » 25.11.2003, 00:23

hi christine...

ich finde deine geschichte unheimlich amüsant, wirklich.
wollt ich dir nur mal sagen.

kopf hoch und hoffentlich gehts deinen augen gut.

gruß gg (seit aug'03 wieder 100% sehfähig)

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